Welche Erwartungen stellst du an dich selbst oder – falls du eine Führungskraft bist – an deine Kollegen? Wenn du eine positive Entwicklung voraussetzt, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eintreten. Das hat nichts mit Esoterik, sondern dem Pygmalion-Effekt zu tun.
Wer ist dieser Pygmalion?
Pygmalion ist eine Person aus der griechischen Mythologie. Er war Künstler auf der Insel Zypern, der schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht hatte. Aus diesem Grund hatte er sich den Frauen abgewandt und sich ausschließlich auf seine Arbeit konzentriert.
Ohne es zu wissen, erschafft Pygmalion unterbewusst eine Frau aus Elfenbein, in die er sich verliebt. Es kommt soweit, dass er die Liebesgöttin Venus anfleht, die Statue zum Leben zu erwecken.
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Als er nach den Feierlichkeiten nach Hause kommt und beginnt die Statue – wie gewohnt – zu küssen, verwandelt sie sich tatsächlich schrittweise in einen lebendigen Menschen. Daraus entsteht eine glückliche Beziehung. Nach der gemeinsamen Tochter Paphos wird später eine Stadt benannt.
Das Experiment von Robert Rosenthal und Lenore Jacobson
Was hat nun der griechische Künstler Pygmalion, der sich wünscht, dass seine perfekte Frau zum Leben erweckt wird und diesen Wunsch auch erfüllt bekommt, mit Erfolg und Misserfolg auf der Arbeit zu tun? Vereinfacht ausgedrückt geht es dabei um selbsterfüllende Prophezeihungen.
Doch der Reihe nach: Im Jahr 1965 haben die beiden amerikanischen Psychologen Robert Rosenthal und Lenore Jacobson an einer Grundschule ein Experiment durchgeführt.
Die Grundlage des Experiments war die Aussage, dass nach einem wissenschaftlichen Test das Leistungspotenzial der Kinder eingeschätzt worden ist. Demnach gibt es in der untersuchten Klasse 20 Prozent der Schüler, die besonders leistungsfähig sind.
In Wirklichkeit jedoch wurden die Schüler nicht aufgrund ihrer tatsächlichen Leistungsfähigkeit ausgewählt. Tatsächlich gab es einen zufälligen Losentscheid. Durch den Test wurde lediglich der IQ der Schüler gemessen.
Nach einem Jahr wiederholten die beiden Psychologen ihren Test. Das erstaunliche Ergebnis: Die 20 Prozent der Schüler, die angeblich besonders leistungsfähig waren, hatten sich innerhalb des Zeitraums tatsächlich am stärksten weiterentwickelt.
Was versteht man unter dem Pygmalion-Effekt?
Wie lassen sich diese Ergebnisse erklären? Die einzigen Personen, die über die ersten Testergebnisse informiert worden waren, waren die Lehrer.
Das heißt: Die Lehrer haben unterbewusst höhere Erwartungen an diese Schüler gestellt, sie unterbewusst mehr gefördert, öfters gelobt und mit zwischenmenschlichen Gesten und Augenkontakt gewürdigt, was wiederum die Leistungen der Schüler verbessert hat.
Die biologische Grundlage findet sich dabei in unserem Gehirn. Dieses speichert Informationen zu Personen oder Gegenständen automatisiert ab und greift im Alltag unbewusst darauf zurück, wenn ein bestimmtes Muster oder eine Verhaltensweise wiedererkannt wird.
Der Pygmalion-Effekt im Beruf
Wenn wir beispielsweise schlechte Erfahrungen mit einem Menschen mit einem bestimmten Namen gemacht haben, kann sich dies auch darauf auswirken, wie wir mit anderen Menschen mit dem gleichen Namen umgehen – auch wenn es keinen direkten Zusammenhang gibt.
Der Pygmalion-Effekt bei Angestellten
Wie kannst du selbst nun vom Pygmalion-Effekt profitieren? Dabei gibt es unterschiedliche Aspekte. Von Vorteil ist es natürlich, wenn Vorgesetzte ein positives Bild von dir haben. Dieses Bild von dir geben sie dann an Kollegen und Nachfolger weiter. Somit hast du einen guten Start.
Wenn also beispielsweise dein neuer Vorgesetzter glaubt, dass du zu den Besten gehörst, fördert er dich nach dem Pygmalion-Effekt auch. Dadurch steigerst du deine Leistung dann tatsächlich.
Für dich selbst ist also deine Einstellung von entscheidender Bedeutung. Wenn du dich auf der Arbeit jeden Tag so verhältst als würdest du zu den absoluten Spitzenkräften gehören, verbessern sich deine Leistungen unterbewusst.
Eine positive Spirale entsteht.
Der Pygmalion-Effekt bei Führungskräften
Für Führungskräfte ist der Pygmalion-Effekt letztendlich eine große Chance. Schließlich können sie ihn künstlich hervorrufen und somit das eigene, unterbewusste Verhalten beeinflussen.
Was heißt das konkret? Indem Vorgesetzte positive Erwartungshaltungen gegenüber ihren Mitarbeitern einnehmen, rufen sich künstlich den positiven Kreislauf hervor. Wer also davon ausgeht, dass das eigene Team sehr gute Arbeit leistet, bekommt vom Team auch sehr gute Arbeit.
Wer hingegen davon ausgeht, dass die eigenen Mitarbeiter untalentiert und faul sind, wird in seinen Erwartungen und Vorurteilen ebenfalls eine Bestätigung finden. Denn: Der Pygmalion-Effekt funktioniert auch in die negative Richtung. Dann trägt er den Namen Golem-Effekt.
Wer also beispielsweise aufgrund eines Namens, eines Geschlechts oder der Herkunft negativ besetzte Vorurteile gegenüber anderen Menschen hegt, sorgt dafür, dass diese Menschen tatsächlicher weniger Erfolg haben.
Sie bekommen schlechtere Noten und Arbeitszeugnisse, werden mit weniger Projekten betraut und bekommen insgesamt weniger Verantwortung. Durch den fehlenden Zuspruch sinkt die Leistungsfähigkeit und das Selbstbild leidet ebenfalls.
Je früher ein derartiger Umgang beginnt, desto stärker fallen die negativen Konsequenzen aus. Wer schon im Kindesalter nicht ermutigt und gefördert wird, hat weniger Selbstvertrauen. Das wiederum führt dazu, dass diese Personen ihr tatsächliches Potenzial nicht ausschöpfen können.
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