46 US-Bundesstaaten sowie der District of Columbia und das US-Territorium Guam haben am Mittwoch eine Facebook-Klage eingereicht. Der Vorwurf: Facebook habe zu viel Macht.
Nach ersten Gerüchten und Medienberichten rund um eine mögliche Klage gegen Facebook in den USA, reichten am gestrigen Mittwoch schließlich 46 US-Bundesstaaten und der District of Columbia (D.C.) sowie das US-Territorium Guam offiziell die Klageschrift ein.
Darin werfen sie Facebook vor, nicht nur ein unverhältnismäßiges Social-Media-Monopol errichtet zu haben, sondern diese Vormachtstellung mit unlauteren Mitteln bekommen und aufrechterhalten zu haben.
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Facebook-Klage: Das sind die Vorwürfe
In mehreren Unterpunkten bringen die Kläger vor, inwiefern Facebook angeblich Wettbewerbsverzerrung betreibt. Demnach liegt das Problem im Geschäftsmodell von Facebook.
Da die Plattform für Nutzer kostenlos ist, verdient Facebook sein Geld über Anzeigen, die Unternehmen auf der Plattform schalten.
Facebook nutze aber unfaire Methoden, um diese Anzeigenformate für Unternehmen interessant und für Facebook lukrativ zu erhalten, heißt es in der Facebook-Klage.
Erstens ziele Facebook darauf ab, User so lange wie möglich auf der Plattform zu halten und dadurch relevante Nutzerdaten zu sammeln. Denn: Je mehr Daten Facebook sammelt, desto präziser (und damit erfolgreicher) können Unternehmen ihre Anzeigen gestalten – und desto mehr Geld verdient Facebook damit.
Zweitens sei Facebook aber auch sehr aggressiv, wenn es darum gehe, Wettbewerber auszuhebeln.
Wer sich wehrt, bekommt den „Zorn von Mark“ zu spüren
Denn sobald ein Netzwerk groß genug werde, um Facebook Konkurrenz zu machen, schlucke Facebook den Wettbewerber.
Gelingt das nicht, kopiert Facebook schon mal gerne beliebte Features seiner Wettbewerber, wie Kritiker häufiger bemängelt haben.
In der Klageschrift wird als Beleg für die aggressive Übernahme-Strategie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg direkt zitiert. Demnach wolle Zuckerberg „Wettbewerber neutralisieren“. Seine Strategie dabei? Konkurrenten einen Preis anbieten, der „hoch genug ist, dass sie ihn berücksichtigen müssen“.
Angeblich habe Facebook hinter den Kulissen Wettbewerbern sehr deutlich gemacht, dass – sollten sie nicht verkaufen wollen – sie den „Zorn von Mark“ zu spüren bekämen.
Die Kläger erwähnen dabei konkret die Facebook-Übernahmen von Instagram und WhatsApp. Facebook akquirierte 2012 Instagram für rund eine Milliarde US-Dollar. Zwei Jahre später kam dann WhatsApp für knapp 20 Milliarden US-Dollar dazu.
Der Kauf wurde damals sogar von der EU-Kommission genehmigt. Allerdings musste Facebook später dafür eine Strafe zahlen. Denn das Unternehmen hatte anfangs behauptet, die Nutzerdaten beider Plattformen nicht zusammenführen zu können, später dafür aber doch Wege gefunden.
Durch diese – angeblich unlautere – Strategie habe sich Facebook nach und nach einen unfairen Wettbewerbsvorteil erschlichen. Und, das ist ein weiterer Vorwurf in der Facebook-Klage, das Netzwerk nutze diesen Vorteil, um sowohl Nutzern als auch Anzeigenkunden zu schaden.
So schadet Facebook-Monopol Nutzern und Unternehmen
Täglich logge sich mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung ab 13 Jahren bei Facebook ein. Die hohe Nutzerzahl, kombiniert mit fehlender Konkurrenz, gebe Facebook die Möglichkeit, willkürlich darüber zu entscheiden, wie die persönlichen Daten dieser Nutzer gesammelt und verwertet werden.
Da es für Social-Media-Nutzer wenig Alternativen gebe, nähmen sie all das hin, ohne sich von der Plattform abzuwenden. Die Konsequenz für Nutzer: eine verminderte User-Experience, wenig Kontrolle über die Nutzung ihrer persönlicher Daten und weniger Auswahl bei sozialen Netzwerken.
Selbst die Anzeigenkunden leiden unter dem Facebook-Monopol, heißt es in der Anklageschrift. Zum einen seien Gewinne nicht transparent genug. Zum anderen würden beleidigende Inhalte auf Facebook dem Ruf der Marken schaden.
Aus all diesen Gründen wollen die Staaten Facebook verklagen. Damit möchten sie Facebooks Anti-Wettbewerb-Haltung stoppen sowie den Schaden abwenden, den Facebook der Wirtschaft und den Bürgern beschere.
Die US-Handelskommission FTC hat eine separate Klage gefeilt, in der es vor allem um die Facebook-Übernahmen von WhatsApp und Instagram geht.
Zuckerberg bestreitet Vorwürfe
Mark Zuckerberg hat bereits im Vorfeld die Vorwürfe bestritten. Er betonte, dass Facebook durchaus sehr viele ernstzunehmende Wettbewerber habe.
Darüber hinaus sei es nicht richtig, dass die Übernahmen von anderen sozialen Netzwerken Facebook eine Vormachtstellung eingebracht haben. Seiner Meinung nach, seien Instagram & Co. erst durch Facebook zu den dominanten Netzwerken geworden, die sie heute sind.
Was kann die Facebook-Klage wirklich bringen?
Die Frage ist natürlich: Was kann die Facebook-Klage am Ende bringen?
Es gibt mehrere mögliche Szenarien.
Eine Variante wäre, dass Facebooks Monopol zerschlagen wird und das Unternehmen gegebenenfalls Netzwerke wie WhatsApp oder Instagram abgeben muss. Das wäre zumindest technisch eine Herausforderung, weil Facebook die Plattformen in den letzten Jahren immer stärker zusammengeführt hat.
Es wäre aber auch möglich, dass Facebook ändern muss, wie die Plattform funktioniert. Denkbar wäre etwa eine Interoperabilität von Social-Media-Seiten. Dabei könnten Facebook-Nutzer auf der Plattform sehen, was andere Nutzer auf anderen sozialen Netzwerken, wie etwa auf Tik Tok posten und einfach zwischen den Netzwerken wechseln.
Es kann aber auch sein, dass Facebook neue, striktere Auflagen bekommt.
Facebook-Klage erst der Anfang?
Nachdem die US-Regierung erst im Oktober eine Wettbewerbsklage gegen den Suchmaschinendienst Google auf den Weg gebracht hatte, ist Facebook nun der nächste Tech-Gigant, der sich (mal wieder) verteidigen muss.
Das könnte erst der Anfang sein. Es scheint, dass die lange Zeit recht entspannte Haltung der US-Regierung gegenüber großen Tech-Unternehmen nun größeren Sorgen weicht.
Dies beinhaltet Sorgen um Wettbewerbsverzerrung, aber auch um die wachsende Menge an Daten, die die Internet-Giganten über die Bürger und ihr Leben haben.
Die FTC hat entsprechend schon die nächsten Tech-Größen ins Visier genommen: Apple und Amazon.
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