Wirtschaft

Surface mit Windows RT im Test: Knaller oder Rohrkrepierer?


Versuche, Tablet und Tastatur sinnvoll miteinander zu kombinieren, gibt es mittlerweile reichlich, besonders spannend wird es aber, wenn Microsoft sich auf den heiß umkämpften Tablet-Markt wagt. Eine Woche hatten wir nun Gelegenheit, dass Surface genau zu inspizieren.

Tablet mit zwei verschiedenen Tastaturen

Vor der Kür aber erst einmal die Pflicht, in Form der technischen Daten. Das 10,6 Zoll große Display liefert 1.366 x 768 Pixel, wird vom einem Nvidia Tegra 3 befeuert und bietet 2 Gigabyte Arbeitsspeicher. Intern verfügt das Surface wahlweise über 32 oder 64 Gigabyte Speicher. Mit von der Partie sind natürlich WLAN  (802.11a/b/g/n)  und Bluetooth 4.0. Dazu gesellen sich USB 2.0, ein microSD-Kartenleser, ein 3,5-mm-Klinkenanschluss, ein microHDMI-Ausgang sowie zwei Videokameras auf der Vorder- und Rückseite mit einer Auflösung von jeweils 720p. Das vollständige Datenblatt hat Microsoft auf der Surface-Website bereitgestellt. Die Verarbeitung des Tablets lässt keine Wünsche offen und auch die verwendeten Materialien machen eine hochwertigen Eindruck, mit rund 680 Gramm Lebendgewicht zählt das Surface aber nicht gerade zu den leichtesten Tablets.

Der eigentliche Clou ist die Möglichkeit, eine Tastatur, die auch gleichzeitig als Displayschutz dient, anzuschließen. Positiv aufgefallen ist uns aber auch der integrierte Standfuß auf der Rückseite. Mit diesen einfachen Kniffen sind so auch längere Schreibarbeiten problemlos möglich. Besonders gelungen ist zudem der magnetische Anschluss, der Tablet und Tastatur miteinander verbindet. Innerhalb kürzester Zeit und äußerst bequem lassen sich so beide Komponenten sicher koppeln. Dass dies nicht selbstverständlich ist, konnten wir bereits beim Asus Transformer Prime feststellen, dort erfolgt der Anschluss wie gehabt über eine Steckverbindung. Fairerweise muss man aber noch erwähnen, dass die Tastatur des Transformer Prime über einen zusätzlichen Akku verfügt.


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Die Tastatur bieten die Redmonder bekanntermaßen gleich in zwei Varianten an, die Microsoft „Touch Cover“ und „Type Cover“ getauft hat. Die Touch-Cover-Version liefert lediglich druckempfindliche Tasten, ist dafür aber auch nur 3 Millimeter hoch. Das Type Cover mit einer Höhe von 5,8 Millimetern kann hingegen mit mechanischen Tasten aufwarten, was die Eingabe durch das bessere Treffer-Feedback natürlich erleichtert. In puncto Gewicht liegen beide Tastaturen mit gut 200 Gramm beinahe gleichauf, die 2,8 Millimeter mehr machen den Tablet-Braten auch nur unwesentlich fetter, deswegen favorisieren wir aufgrund des höheren Schreibkomforts auch das Type Cover.

Als besonders nützlich hat sich im Test derweil auch der USB 2.0-Anschluss herausgestellt. Unser Funk-Headset wurde ebenso erkannt wie ein kabelloses Gamepad. Die Windows-eigenen Hardware-Treiber scheinen also unter Windows RT zu funktionieren.

Windows für Tablets

Damit sind wir beim nächsten Punkt, dem Betriebssystem. Mit Windows RT will Microsoft den beiden Platzhirschen Android und iOS ihre Lichtung streitig machen. Optisch und von der Bedienung her ist RT von Windows 8 praktisch nicht zu unterscheiden. Der größte Unterschied liegt in der auf ARM-Prozessoren abgestimmten Architektur. Programme, die unter Windows 8 laufen, verweigern auf RT ihren Dienst. Ein Ausnahme bilden jedoch die im Microsoft Store erhältlichen Apps.

Die Kacheloberfläche lässt sich nach kurzer Eingewöhnungszeit intuitiv beginnen, Apps starten zügig. Ebenfalls kein Problem war die Integration in das Heimnetzwerk und die Synchronisation mit SkyDrive. Obwohl Windows RT keine x64/x86 Programme unterstützt, findet man trotzdem noch die klassische Desktop-Ansicht. Diese bekommt der Nutzer auch zu sehen, wenn beispielsweise (das auf RT angepasste) Word gestartet wird. Das mag auf den ersten Blick etwas Konsequenz im Bereich UI- Design seitens Microsoft vermissen lassen, insgesamt gesehen erhöht diese Entscheidung aber die Flexibilität des Systems im Einsatz.

Gutes Produkt, schlechter Vertrieb

Microsoft hat jetzt alle Hauptakteure für die Schlacht gegen Google und Apple beisammen. Windows 8 für Desktops, Ultra- und Notebooks, Windows RT für Tablets und Windows Phone für die Smartphone-Abteilung. Anfang nächsten Jahres sollen zudem noch die Surface Pro-Geräte mit Intel-CPU und Windows 8 folgen. Ob das ausreicht, um dauerhaft bestehen zu können, werden die Verkaufszahlen entscheiden.

Und ausgerechnet beim Surface stellt sich Windows in diesem Punkt mit dem vorläufigen Verzicht auf den Vertrieb im Einzelhandel selbst ein Bein. Potentielle Käufer, die sich zu Weihnachten bei Amazon ein Surface bestellen wollten, zahlten entweder kräftig drauf oder wurden gar nicht erst fündig. Unverständlich erscheinen auch die Pakete, die Microsoft in seinem Store aus Surface und Touch Cover schnürt: Die 64-GB-Variante wird rigoros mit dem Touch Cover ausgeliefert. Wer also lieber das Type Cover will, zahlt in jedem Fall für das nicht benötigte Touch Cover mit. Die Preise beginnen bei 479 Euro für das Surface mit 32 GB, mit Touch Cover werden 579 Euro fällig. Für das Surface mit 64 GB und ebenfalls mit Touch Cover verlangen die Redmonder 679 Euro.

Fazit: Das Surface hat es wirklich verdient, gemocht zu werden, Microsoft macht es einem aber nicht leicht.

(Marcel Petritz)

Über den Autor

Marcel Petritz

Informatiker, Online-Redakteur und ehemaliger Nerd bei BASIC thinking. Interessiert sich für Gaming, Film und Fotografie und hat von 2012 bis 2013 für uns geschrieben.

9 Kommentare

  • Ich bin auch sehr zufrieden mit den Surface. Mit der Tastatur kann man wirklich jederzeit arbeiten. Multi-Tasking mit zwei Anwendungen gleichzeitig ist ein Segen. Die USB-Konnektivität tut sein übriges. Das Teil ist spitze, daher werde ich es zum 24. meinen Eltern schenken. Multi-User, Word/Excel und die bekannte Desktop-Oberfläche für Datei-Organisation gepaart mit den typischen Tablet-Eigenschaften (Surfen, E-Mail, Spiele) machen es in meinen Augen zu einem passenden Weihnachtsgeschenk für die Beiden. Hört sich an wie Werbung ^^

  • Im Sommer war ich in den USA und konnte die Vorstellung des Surface von Microsoft hautnah miterleben.
    Ich war begeistert von der Windows 8 und Surface Vision und habe mir gleich bei Verfügbarkeit vor einigen Wochen mein Surface geholt. Leider hat sich dann aber eine starke Ernüchterung eingestellt, da die Windows RT Version noch einige Kinderkrankheiten hat und inkonsistent ist und Microsoft es nicht geschafft hat, die wohl wichtigsten Office Software Produkte – Word, Excel, PowerPoint – für die Touch Benutzung zu optimieren. Weiterhin ist für einige Arbeitsbereiche (Dokumente vergleichen oder übersetzen) ein Single Window Konzept, sehr hinderlich oder sogar unbrauchbar. Und leider gibt es nur sehr wenige, wirklich qualitativ hochwertige und produktive Apps im Microsoft Store.

    Ich wurde sehr von der Kombination Windows RT und Surface ernüchtert und der Preis für das Surface sowie für das Surface Pro, ist aus meiner Sicht zu hoch angesetzt.
    So, wird das wohl leider nix…
    Das ist meine leider eher negatives persönliches Fazit.

  • Ich hatte vor ein paar Tagen in einem Berliner Hotel das „Vergnügen“ (na wenigstens lief YouPorn auf dem Brettchen) so ein RT-Gerät mit auf´s Zimmer zu nehmen.
    Nachdem ich nach ca. 10 Minuten die Einstellmöglichkeit für das Wifi gefunden hatte (offenbar nur über die seltsame Desktop-Oberfläche zu erreichen, ich habe jedenfalls keinen anderen Weg via Kachel-GUI gefunden) lief es auch und zeigte in meinen Augen folgende Schwächen:
    – das sehr ausgeprägte Hoch- bzw Breitformat ist für ein Touchdisplay unpraktisch, wenn man es nicht auf den Tisch stellt
    – keine Batterieanzeige (jedenfalls habe ich keine gefunden/gesehen)
    – Ladestecker irgendwie ein Kompromiss aus Apples MagSafe der MacBook-Reihe und einer klassischen Steckerlösung – aber deutlich massiver als MagSafe oder neue iOS-Stecker

    Alles andere, was ich mangels Apps so testen konnte, war Standard… also hauptsächlich das Display (OK, ggf. etwas zu satte Farben) und der Browser, der halt ordentlich browste… die GUI war flink und hakte beim Scrollen nicht so wie der im Haushalt befindliche Kindle fire. Gefühlt schien mir das Gerät auch ein wenig schwer.
    Das Tasten-COver habe ich – ebenso wie das ungewöhnliche Displayformat – wg. Hotel-Nutzung nicht würdigen können.

    ABER was mir auffiel: das Windows-Logo auf der Rückseite blätterte schon ab!!!
    Na, mit der Qualität bei der Hardware-Produktion bzw. Qualitätskontrolle wird es sicher auch nicht leichter für MS. Angesichts der Preise, glaube ich auch weiter an den Erfolg auf Zune-Niveau, auch wenn die Trendfarbe braun diesmal fehlt 😉

  • Vorreiterprodukt.
    Gute ideen, aber nur halbherzig umgesetzt. Die nächste generation oder die Konkurrenz wirds wohl besser machen.
    Das ganze Gerät krankt einfach an Windows 8.
    RT.
    Was will man damit anfangen? Sieht au wie Windos und tut so, als sei es eines – aber die meisten „richtigen“ Windowsprogramme laufen darauf nicht. Aber wofür kauft man sich denn sonst ein WINDOWS-Tablet, das dank Tastatur auch ein Netbook sein will und kann?
    Nur zum surfen und ein bisschen Spielen reicht auch ein Androide aus. Videos schauen geht damit auch.
    So bleibt ein überteuertes Tablet, das nicht mehr kann als alle anderen Tablets auch. Kombiniert mit einem experimentalen GUI, das zwar für ein Handy taugt, aber schon bei einem Tablet unübersichtlich wirkt.
    Auf einem Desktop will ich dieses geschmacklose Gekachel gar nicht erst haben.

    Technisch gutes Gerät, aber zu teuer und zu unübersichtlich. Und kein wirklich erkennbarer Mehrwert gegenüber der Konkurrenz. Ich warte auf die nächste Version.

  • @Phelan

    „Technisch gutes Gerät, aber zu teuer und zu unübersichtlich. Und kein wirklich erkennbarer Mehrwert gegenüber der Konkurrenz. Ich warte auf die nächste Version.“

    Stell dir vor, die einst potenziellen Käufer des ersten iPads hätten eine solche Aussage getroffen… Das wäre das Todesurteil für das Tablet gewesen.
    Die nächste Surface-Version wird genau so am Kachel-OS kränkeln, wie dieses erste Gerät, denn das wird ja nicht abgeschafft.
    Es werden andere Tablets mit besseren Betriebssystemen kommen, Microsoft ist in dieser Branche überflüssig.

  • Ich finden den Namen „Surface“ nicht wirklich gelungen.
    Besser, passender wäre „ZUNE 2.0“.

    Und das wäre dann auch noch so richtig hip, weil da „2.0“ drin vorkommt.