Seit heute ist also Schluss mit lustig: Nach mehr als 20 Artikeln geht es auf „Welt.de“ nicht mehr weiter. Man macht damit die Drohung wahr und zieht die Bezahlschranke nach dem Vorbild der „New York Times“ hoch.
Um ab dem 21. Artikel weiterlesen zu können, muss man eines der drei verschiedenen Abonnements abschließen: 6,99 Euro werden für das Basis-Paket fällig, um Online und auf dem Handy die Nachrichten aus der „Welt“-Redaktion weiter verfolgen zu können. Für 12,99 Euro darf man auch über die Tablet-App mitlesen und für 14,99 Euro gibt es noch die gedruckte „Welt am Sonntag“ dazu. Jedes Abo-Modell kann man für 99 Cent einen Monat lang testen. Für Abonnenten der Tablet-App ändert sich preislich nichts, die Welt-App hat schon vorher 12,99 Euro gekostet. Immerhin gibt es dafür nun auch einen „Welt.de“-Zugang außerhalb des Tablets.
„NYT“-Paywall gleicht einem Schweizer Käse
Leser der „New York Times“ oder von Basic Thinking werden jedoch wissen, dass die Paywall des amerikanischen Vorbilds eher einem Schweizer Käse gleicht, denn externe Links von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken führen auch weiterhin zu dem gewünschten Artikel. Bei der „Welt“ wird das auch so sein.
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Das hat den Twitter-Kanal @freeNYTimes auf den Plan gerufen, jeden Artikel des Blattes zu verlinken – quasi ein inoffizieller RSS Feed, der sogar über die API des Zeitungshauses gefüttert wird. Den Verlag scheint es nicht allzu stark zu stören, denn wenn man wollte, würde man das sicherlich abstellen. Es wird also nur eine Frage der Zeit sein, bis ein ähnlicher Twitter-Kanal auch für die „Welt“ gegründet wird – oder gibt es vielleicht schon einen?
Der Springer-Konzern wird jedenfalls darauf vorbereitet sein, dass ausgebuffte User systematisch Links zu Artikeln tweeten werden. Wie man darauf reagieren wird, ist allerdings noch unklar.
In sechs Monaten wird abgerechnet
Auch ist der wirtschaftliche Erfolg der Paywall unklar und auch wir können nicht mehr machen als den Kaffeesatz zu lesen, daher lassen wir das gleich. Es wurde schließlich schon genug über das Vorhaben geschrieben. Laut Jan Bauer Bayer, Vorstand der Welt-Gruppe, werden belastbare Zahlen zum Erfolg (oder Misserfolg) der Paywall sowieso erst in sechs Monaten vorliegen. Damit weiß man zumindest, wie lange man intern das Experiment laufen lassen möchte.
Natürlich wird mit einem Rückgang der Reichweite gerechnet und dieser bewusst in Kauf genommen. Allerdings will man hinter der Bezahlschranke eine „qualitative Reichweite“ aufbauen und garantiert den Werbekunden weiterhin eine Millionen Ad Impressions pro Monat.
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich einen Rechenfehler habe oder der Vorstand sich versprochen hat, aber bei 214 Millionen Page Impressions im November und drei Werbeanzeigen pro Seite komme ich gegenwärtig auf etwa 650 Millionen mögliche Ad Impressions. Selbst wenn man Werbeblocker abzieht müsste es schon sehr düster werden, dass die Werbe-Reichweite derart einsackt. Wir werden es sehen.
Löchriger als ein Schweizer Käse?
Und noch etwas verstehe ich nicht: Ich habe gerade riskiert, für den Rest des Monats keine Artikel mehr auf Welt.de lesen zu können und Artikel angeklickt, was das Zeug hält. Ich bin mir sehr sicher, dass ich die 20-Artikel-Marke deutlich überschritten habe, aber bei mir will die Bezahlschranke einfach nicht runtergehen. Nicht, dass ich mich darüber beschweren würde, aber so viele Löcher wären selbst für einen Schweizer Käse ungewöhnlich.
Bild: Axel Springer