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Zu viele Baustellen: Google verramscht seine Chromebooks aus gutem Grund

Endlich haben sie’s eingesehen, könnte man meinen: Google und Samsung haben gestern für die USA und U.K. ein neues Chromebook-Modell vorgestellt und es deutlich im Preis gesenkt. Nur noch 250 US-Dollar für die WLAN-Version, 330 Dollar für den Laptop mit 3G-Modul. Die Nachricht kam kurz bevor das Kind in den Brunnen fiel: Die Quartalsergebnisse wurden durch den Fehler einer von Google beauftragten Agentur zu früh veröffentlicht und fielen enttäuschend aus. Zum Teil ging das Werbegeschäft zurück und das übernommene Motorola stellt sich als Verlustbringer dar.

Die einzige Erfolgsmeldung gestern also: die günstigen Chromebooks? Irgendwie auch nicht. An der Hardware habe ich wenig auszusetzen: Google hat einen ARM-Chipsatz mit Dual Core und 1,7 GHz hinein gesteckt, 2 GByte RAM und immerhin eine 16-GByte-SSD verbaut. Der Boot soll mit 10 Sekunden nun länger dauern als die bislang 7 Sekunden. Eine etwas schwachbrüstige Webcam ist drin, das Gewicht beträgt nur gut 1,1 Kilogramm. Das silberne Plastikgehäuse ist natürlich Geschmackssache. Meins wäre es nicht. Aber alles in allem ist das eine gute Hardware für diesen Preis.

Auffälliger finde ich den Zeitpunkt: Nicht nur konnte man mit der Veröffentlichung die Negativschlagzeilen um das Quartalsergebnis ein wenig abfedern. Kurz vor dem Start von Windows 8 und Microsofts Surface meldet sich damit auch noch einmal zu Wort, als wolle man sagen: Hey, wir sind auch noch da und haben eigene Laptops. Wir wissen selbst, dass unser System mit Windows 8 nicht mithalten kann, also hauen wir sie jetzt zum Discountpreis heraus. Die Hardware: besser, von bahnbrechenden Änderungen an der neuen Version 23 des Chrome OS ist allerdings keine Rede.

Googles Ergebnis fiel weniger rosig aus und das liegt auch an den zahlreichen Baustellen des Konzerns. Motorola kostet nur Geld, darf aber nicht einmal offizielle Nexus-Geräte feil bieten. Damit man überhaupt einen eigenen Stand im Tablet-Markt erreichen kann, wird das gut ausgestattete Nexus 7 ebenfalls zum Schleuderpreis verkauft – zweifellos ein defizitäres Geschäft. Google wird sich bei den steigenden Kosten und dem derzeit schwachen Markt nicht für immer mit zu vielen Baustellen herumschlagen können. Microsofts Surface und die neuen Hybridmodelle von Asus und Co. zeigen, dass die Unterschiede zwischen Tablet uns Ultrabooks verschwinden. Eine hohe Marge dürften Google und Samsung bei den Chromebooks auch nicht gerade machen. Google wird sich den Luxus zweier Betriebssysteme nicht mehr lange leisten wollen und können. Ich gehe deswegen davon aus, dass dies Googles letzter, ernsthafter Versuch ist, die Chromebooks unters Volk zu bringen.

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

26 Kommentare

  • Oha, nun muss ich aber mal widersprechen.

    Chromebooks haben durchaus eine Daseinsberechtigung und können überhauptnicht mit irgendwelchen Windows-Tables/Surfaces oder wie auch immer vergleichen werden, da es eine komplett eigene Gattung ist. Diese hat zwar bisher kaum Beachtung gefunden, aber für den ein oder anderen ist solch ein Chromebook die perfekte Alternative. Und ich nutze neben Tablet, Desktop-PC, Notebook und Smartphone durchaus und sehr oft und vor allem sehr begeistert mein Chromebook. Es ist klein. Es ist leicht und perfekt um auf dem Sofa noch ein wenig zu arbeiten, E-Mails zu schreiben, Office Dolumente zu bearbeiten usw usw usw. Eben all das wofür ein Notebook zu groß und ein Tablet zu ungeschickt ist.
    Und vor allem: Das Only-Online-Konzept hat durchaus seine Daseinsberechtigung. Ich habe rein garnichts mehr zu tun oder zu arbeiten, wozu ich eine Desktop-Software bräuchte. Zuhause W-LAN, unterwegs über den Handy-Hotspot online. Wo ist das Problem???

    Und zum Thema Google und die Klickpreise hatte ich mir bei euch ein bisschen mehr Recherche gewünscht bzw. sogar erwartet. Dazu möchte ich einen Kommentar auf G+ ( ) von Thomas Graf zitieren:

    „Der geringere Klickpreis mag im ersten Moment überraschen….

    Man muss aber bedenken: Google hat 33% mehr Klicks gemeldet, 15% geringeren Klickpreise und damit auch steigenden Umsatz. Das heißt nicht, dass die bestehenden Klicks/Anzeigen günstiger geworden sind. Sondern es werden jetzt viel mehr Anzeigen ausgespielt werden, die früher nicht ausgespielt wurden. Diese neuen Klicks sind wohl günstiger als die Klicks für Keywords, bei denen schon immer Anzeigen ausgespielt werden (oder die Budgets verteilen sich auf mehr verschiedene Keywords). Und diese neuen günstigeren Klicks senken dann eben den Durchschnittspreise.

    Das ist genauso wie wenn in einem Supermarkt bisher zwei konkurrierende Produkte um 10€ angeboten wurden. Inflationsbedingt steigt deren Preis auf 11€, aber es kommt eine neue weniger gute Discount-Variante um 6€ hinzu. Der Durchschnittspreis ist gesunken, der Preis für bestehende Produkte aber sogar gestiegen …“

  • Beil all der Kriese um Google von der man jetzt Redet nach den unglücklich veröffentlichten Quartalszahlen darf man nicht ausser Acht lassen, dass Google massiv in seine Rechenzentren Investiert und sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum nächsten Jahr die Kapazität um 50% zu steigern. Wir haben ja jetzt einen Einblick in die Rechenzentren von Google bekommen und können uns vorstellen das solche Investitionen in Millionen höhe gehen. Keine Panik Leute…

  • Das Ganze komplett auf Android zu ziehen wäre meines Erachtens
    die Beste Lösung. An Chromebooks sehr ich keinen Vorteil bzw. Unterschied oder
    Alleinstellungsmerkmal. Sich rein auf Android zu konzentrieren wäre wünschenswert.
    Vielleicht kann man dann auch mal die updateproblematik beheben…

  • @Uwe:
    Mag ja sein, dass Chromebook eine eigene gattung ist, aber welcher Kunde ist daran wirklich interessiert obs in der cloud ist oder nicht?
    Und genau für das was du da machst ist das Surface perfekt, willst du nur konsumieren dann nutzt du das surface ohne cover. Willst du produktiv arbeiten klickst du das cover und hast eine tastatur!
    —> Genial von Microsoft! Deswegen ist meins schon vorbestellt!
    Also nicht falsch verstehen aber ich sehe keine daseins berechtigung mehr für das Konzept ndes Chromebooks!

  • Schöne Analyse!

    Ich stimme Dir in allen Punkten zu, Jürgen. Das Chrome OS ist eine Todgeburt. Ähnlich kritisch sehe ich das Konzert aus Windows 8, Windows RT und Windows Mobile 8.

    Google sollte sich auf die Nexus-Reihe und Android konzentrieren.

    LG vom Wannsee,

    Sebastian

  • Mich würde mal interessieren (ja, ich muss jetzt ein wenig trollen… 😉 ) wer von den verehrten Kommentarschreibern überhaupt mal mit einen Chromebook effektiv gearbeitet hat…?

    Und dann will ich auch noch wissen, wer mit einem Tablet (also Android) komplizierte und aufwendige Tabellen / Präsentationen usw macht?

  • @Sebastian: Es gibt kein Windows Mobile 8!
    @Uwe:
    also ich hatte mir das chromebook zwei Wochen (Rückgaberecht) im Einsatz gehabt. Mit einem android kannst du nicht ordentlich Arbeiten-> Auch nicht mit einem Ipad (Mein grund warum nicht gekauft)
    Das ist der Grund weshalb ich mir ein Surface (600€ inkl. Touch cover) gekauft habe. Ich kann ORdentlich Arbeiten (Sharepoint, PPT, DOcx, Excel). Ich kann aber auch Konsumieren.
    Ich hab über Desktop, Laptop, Xbox das ganze System synchron. Ich hab smart glasses (Secon screen mit xbox und Desktop)
    Und ich muss sagen, das bietet mir leider kein Ipad, Android, oder Chrome OS (Der gedanke ist Cool), aber microsoft hats besser gelöst.

  • Es kann ja sein, dass der Autor hier bewusst provozieren will. Dennoch sollte hier vor dem Artikel “Meiner persönlichen Meinung nach…“ stehen.

  • Google verramscht seine Chromebooks aus gutem Grund: Ich denke, dass passt durchaus zur Geschäftsphilosophie von Google. Schließlich verdienen die nicht mit Hardware oder Betriebssystemen ihr Geld, sondern mit Werbung und Nutzerdaten. Mit dem Chromebook bieten sie für die Masse einen Einstieg ins Cloudcomputing im Googleuniversum. Dabei locken sie damit, dass es hier etwas praktisch „umsonst“ gibt. Ob die Rechnung aufgeht, ist natürlich offen. Aber auch das passt ja zu Google: Produkte zum testen an den Markt bringen und bei Misserfolg einfach wieder einstampfen. (Mir persönlich ist diese unaufgeregte Art sympathischer als dieser überdrehte Bohei, den die Äpfel immer veranstalten.)

  • „Google verramscht seine Chromebooks aus gutem Grund“

    Leider ist die Überschrift völlig falsch!
    Nicht Google verramscht sodern wenn dann Samsung seine Hardware, denn das Chrome OS ist Kostenlos.

    Das Chrome OS ist eine keine Todgeburt sondern kommt nur ca. 10 Jahre zu Früh, hätten wir alle ein unbegrenztes Gigabit Netz wären Native Betriebssysteme ein Auslaufmodell oder nur noch für Spezialanwendungen nötig.

  • ‚Auffälliger finde ich den Zeitpunkt: Nicht nur konnte man mit der Veröffentlichung die Negativschlagzeilen um das Quartalsergebnis ein wenig abfedern.‘

    Hm, dass ist ja eine gewagte Theorie: Google konnte als schon ahnen, dass ihr Druckdienstleister den Quartalsbericht zu früh rausgibt und die Börse auf Milliardengewinne mit panischen Verkäufen reagiert. Und um da zu kontern haben sie spontan ein Event mit ihrem wichtigsten Produkt gemacht. Wirklich einleuchtend. Nicht.

    Der Grund für den Termin ist vielleicht eher der, das Google zur Zeit quasi jede Woche Termine mit Neuvorstellungen hat. Irgendwie muss man die ja verteilen, wenn gerade so viel Innovation rausgelassen wird.

    Vielleicht noch ein Wort zum Sinn vom Chromebooks und dem ‚Verramschen‘: Für mich ist das Chromebook eine optimale Ergänzung zu Tablet / Smartphone mit dem man vernünftig arbeiten kann (nein, eine Gummitastatur, die man an ein Tablet klemmt, überzeugt mich nicht).

    Das hier ein neuer Tiefstpreis erreicht wurde ist großartig. Das als ‚Ramsch‘ zu bezeichnen würde sich nur rechtfertigen, wenn das Produkt Schrott wäre (ist es offensichtlich nicht, siehe GigaOm Rezension) oder unverkäuflich auf Halde liegen würde (trifft auch nicht zu).

    Das Chromebook ist ein vernünftiges, zuverlässiges Gerät für Leute die keine Lust haben sich mit Updates, Viren, etc herumzuschlagen. Zu einem Wahnsinnspreis.

  • @Christian aus meiner Sicht würde es auch mehr Sinn machen, Android weiterzubringen als noch ein OS zu entwickeln. Allerdings bräuchten die Chromebooks dann wieder einen teuren Touchscreen, oder lässt sich Android mitlerweile mit Maus bedienen?

  • Deshalb sollte Android forciert werden. Das präzises arbeiten möglich sein kann
    zeigt die Stiftbedienung des Note. Das Docx, Excel und Co. adäquat auf Android laufen
    bedarf natürlich Arbeit und Entwicklung. Diese Ressourcen wären ja da wenn man die Chromebook
    Entwickler darauf ansetzen würde. Meiner Meinung nach hat Android großes Potential das aber leider
    immer untergraben wird da so viele „Köche“ hier ihr eigenes süppchen kochen und es modifizieren.
    Seitdem ich einmal reines Android gesehen habe mit der Nexus Reihe, bin ich überzeugt davon das dieses
    System wirklich sehr gut ist.

  • Ich glaub auch Google muss sich dem Preiskampf hingeben. Amazon bietet immer günstigere Geräte wie das Kindle Fire an (an welchem Amazon gar nichts mehr verdient) und jetzt steht ja auch noch das Apple Ipad mini kurz vor der Veröffentlichung mit einem sehr günstigen Preis im vergleich zu anderen Apple Produkten. Warum sollten da denn die Kunden gleichwertige Produkte zu einem höheren Preis zahlen.

  • Hm, Chrome OS MUSS besser sein als Windows 8.
    Windows ist ja erst Version 8, Chrome OS ist schon Version 23. Die Sache ist doch klar… *Versionitis*

  • Bei der großen Konkurrenz heutzutage bin ich echt mal gespannt wie sich Google mit dem Chromeebook durchsetzt. Habe mir schon einige angeschaut aber noch kein interessanten gefunden.

    Vielen Dank für den Artikel.

    Chris

  • Hey,….

    ganz ehrlich, natürlich wird es einen Grund gebe, warum gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt der „quasi Ausverkauf“ los geht. Aber wie sagt man so schön: Des einen Freud, des anderen Leid. Das Chromebook ist ganz und gar nicht hässlich (Geschmackssache), es bietet eine wenig was (Ansichtssache) und der Preis ist sicher richtig günstig (ohne Frage). Man sollte sich also an dieser Stelle nicht fragen, warum und wieso, sondern entscheiden, ob oder ob nicht.

    That´s it…

    Gruß