Was haben Kinofilme wie James Bond oder Star Wars und Musiker wie Queen oder die Beatles gemeinsam? Klar, es sind alles riesige Marken, welche die Kinos und Konzertsäle seit Jahrzehnten dominieren, doch alle sind nun unter der Führung von großen Konzernen, welche alle direkt oder indirekt in der Technik- und Streaming-Branche mitmischen. Doch sollten das überhaupt so sein? Ein Kommentar.
Technik hat die Unterhaltungsindustrie schon immer massiv verändert. Vom Theater zum Film, vom Konzert ins Studio bis hin zur Kombination aus beidem (Liveauftritt im TV wie zuletzt wieder der ESC).
Doch den Sprung in die digitale Welt hatten die Musiklabels und Filmindustrie verweigert, sie drohten mit riesigen Klagen bei Raubkopien und Peer-to-Peer-Netzwerke wie Napster wurden mit allen Mitteln bekämpft. Und genau hier liegt auch der Grund, warum die Technik-Industrie den Markt beherrscht.
Denn das Internet konnte man nicht mehr aufhalten. Durch die fehlende Innovation der Musikindustrie wurde Spotify gegründet und wuchs rasant, gleiches gilt auch für Netflix. Nun war die neue Generation der Unterhaltungsindustrie geboren und bot für einen monatlichen Preis von einer DVD beziehungsweise eines Albums eine riesige Auswahl an Filmen und Musik. Das alles überall und ermöglicht durch das Internet. Das Streaming eroberte den Markt.
Wie groß kann der Streaming-Markt werden?
Eine Dekade später stehen wir erneut an einem Wendepunkt. Zwar nicht so gravierend wie am Anfang des 21. Jahrhunderts, doch es entscheidet sich, wer in Zukunft Filme und Musik für uns produzieren wird. Durch den riesigen Zuwachs der Streaming-Nutzer wurde es für viele Verleiher und Distributoren immer schwieriger, ihre Inhalte direkt an den Kunden zu bringen. So überlegten viele Konzerne, was nun zu tun sei.
Disney entschied sich schnell seinen eigenen Streamingdienst zu starten und die fehlenden physischen Einnahmen durch ein Abo-Angebot zu kompensieren. Disney+ startete 2019 in den USA und 2020 in Deutschland, dies mit riesigem Erfolg. Was passiert, wenn man nicht auf diese Methode setzt wurde schnell bei MGM klar. Das Unternehmen hatte schon lange finanzielle Schwierigkeiten, die Coronapandemie gab diesem wohl den Rest. Ein großer Profiteur der Krise – Amazon – sah nun seine Chance, den eigenen Streamingdienst „Prime Video“ um viele weitere Inhalte zu erweitern und offenbarte im Mai die eigene Absicht MGM zu kaufen.
Durch weniger Filme von anderen Verleihern (Warner hat mit HBO Max ebenfalls einen eigenen Streamingdienst gegründet), fingen Netflix und Co an auch eigene Inhalte zu produzieren. Serien wie „Stranger Things“ oder „The Man in the High Castle“ überzeugten viele Kritiker und Netflix konnte bereits Oscar-Preise gewinnen. Netflix und Co. sind also keine „Nischenstudios“ mehr, sondern mischen mit ihren Titeln ganz oben mit.
Viele Filmstudios und Musiklabels haben die Digitalisierung verschlafen und mussten zusehen, wie Spotify, Netflix, Google und Amazon auf legale und innovative Weise den Markt für Unterhaltung revolutioniert haben. Sollten aber Netflix oder Google Filmstudios und Musiklabels übernehmen, wie Amazon oder Disney das getan haben? Die Frage wird wohl eher lauten: „Wie groß kann der Streaming-Markt werden?“. Denn eine mangelnde Digitalisierung wird für viele Firmen in Zukunft den Ruin bedeuten.
Dazu liefern Marktanalysten bereits eine Antwort. Während 2019 die Deutschen noch rund 8 Millionen DVDs kauften, waren es 2020 nur noch 6,2 Millionen. Der Video-On-Demand Markt nahm von 13 auf 17 Millionen Kunden zu, Tendenz stark steigend. Global ist laut dem Marktforscher „Technavio“ wegen Corona der Streaming-Markt um 14 % gestiegen.
Ich kenne viele Menschen, welche maximal ein Streaming-Abo besitzen und nicht bereit wären, drei bis vier Abos abzuschließen. Außerdem gehen viele Menschen noch sehr gerne ins Kino, doch wie oft? Ich persönlich sehe immer wieder Filme in der Werbung, welche mir zwar gefallen, doch dafür ins teure Kino? Die Deutschen sind sehr sparsam und wenn sie die Gelegenheit hätten, dann würden sehr viele einen Film lieber günstiger zu Hause sehen, als ins Kino zu fahren. So haben wir es bereits im Musikstreaming-Markt. Könnt ihr euch noch daran erinnern, wann ihr eure letzte CD gekauft habt? Das war sehr wahrscheinlich ein Album, eine Single kauft wohl keiner mehr als CD. Dies sieht man auch in Statistiken, der physische Anteil nahm von 2014 bis 2020 um ca. 26 % ab. Von 2019 auf 2020 waren es ganze 2,5 %.
Die Coronakrise hat die Digitalisierung schneller vorangetrieben, bereits angeschlagene Firmen wie MGM mussten verkaufen. Der offene Kampf um den Film ist damit nun gestartet. Netflix gewann durch Corona viele neue Kunden, Disney und Warner starteten erfolgreich ihre Streamingdienste. Wenn es die Unterhaltungsindustrie nicht schafft, ihre Inhalte direkt an den Kunden zu bringen, dann sieht es in Zukunft ganz bitter aus. Denn Kunden würden sich in Zukunft zweimal überlegen ins Kino zu gehen oder eine CD zu kaufen, anstatt Inhalte On-Demand zu streamen.