E-Girls sind eine relativ neue und stark umstrittene Erscheinung auf dem Live-Videostreaming-Portal Twitch. Nutzen die Frauen auf Twitch ganz bewusst ihre Fans aus oder ist die Kritik übertrieben? Wir werfen einen Blick auf das Phänomen.
Wie viele Social-Media-Plattformen bildet auch die Videospiel-Plattform Twitch für die Community zum Teil eine eigene Welt. Für die meisten Außenstehenden ist Twitch dabei einfach ein Portal, auf dem Gamer Videospiele spielen – und andere dabei zuschauen.
Doch in letzter Zeit ist neben den klassischen Gamern eine neue Art der Nutzer aufgetaucht: das E-Girl.
Neue Stellenangebote
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
||
Social Media Manager (m/w/d) NordwestLotto Schleswig-Holstein GmbH & Co. KG in Kiel |
||
Social – Media Redakteur / Manager / Journalist (m/w/d) Niedersächsischer Fußballverband e.V. in Barsinghausen bei Hannover |
E-Girls verkaufen sich für Geld
Die meisten kennen wahrscheinlich die E-Girls von Tik Tok. Sie zeichnen sich durch ihr Bonbon-Make-up, bunte Haare und Grunge-Kleidung aus und sind mehr oder weniger ein Modetrend. Doch die E-Girls auf Twitch haben damit nichts zu tun.
Nach der Definition von Urban Dictionary sind E-Girls typischerweise:
Mädchen, die Videospiele online spielen und auf Twitter oder Discord zu finden sind. Sie schicken Nacktfotos / Thirst-Traps oder verkaufen sie. Man findet sie ebenfalls auf Twitch. Der Unterschied zwischen einem normalen Mädchen, das Videospiele spielt und einem E-Girl ist, dass das E-Girl um Geld bettelt oder sich dafür verkauft.
Das ist als erster Ansatzpunkt ganz hilfreich, auch wenn die Realität natürlich mehr Nuancen und Grautöne von E-Girls hat.
E-Girls, Simps und jugendliche Hormone
So gibt es beispielsweise die Nutzerin „Neekolul“, die durch ihren „Ok-Boomer-Tanz“ auf Twitter viral ging und auch auf Twitch streamt.
Neekolul wird oftmals als E-Girl bezeichnet, weil sie sich sehr freizügig zeigt und ihre fast ausschließlich männlichen Fans sie geradezu anbeten. Viele Jungs versprechen sich tatsächlich eine Beziehung mit ihr und so erhält sie zahllose Liebesbriefe, Liebeserklärungen und Treue-Bekundungen aller Art.
Diese Art von Anbetung nennt das Internet übrigens „simping“, die anbetenden Fans selbst sind Simps. Das gibt es sowohl für Mädchen wie für Jungen.
Die Rede ist hier ganz bewusst von Jungen und Mädchen, weil das Phänomen grundsätzlich in der Pubertät auftritt und sich danach – meist wenn die Jugendlichen eine erste reale Beziehung eingehen – verflüchtigt.
Jugendliche befinden sich schließlich gerade in der Phase, in der sie ihre eigene Identität, abseits von ihren Eltern, suchen. Dazu gehört das Herausbilden eigener Glaubenssätze, das Finden neuer Hobbys und auch das Entwickeln der ersten Fantasien über einen potenziellen Partner.
Diese finden Jugendliche zunächst meist in idealisierter Form in den Medien – seien es in Popstars, YouTube-Größen oder Tik-Tok-Influencer. Mädchen verehren dabei meist den Jungen mit rauer Schale und weichem Kern. Jungen legen in erster Linie Wert auf ein Mädchen mit attraktivem Äußeren, das die gleichen Interessen teilt.
Und genau so landen viele Jungs bei den E-Girls auf Twitch, die genau dieses Bedürfnis erkannt haben – und geschickt und sehr profitabel erfüllen.
Diese Mädchen oder junge Frauen interessieren sich nämlich gar nicht für Videospiele. Sie gaukeln dieses Interesse aber vor und zeigen sich dabei extrem freizügig. Die Absicht ist klar: die pubertären Jungen anzulocken und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
E-Girls locken Fans von Twitch zu Bezahlportalen
Schließlich bietet Twitch seinen Nutzern einige Möglichkeiten, um direkt über die Plattform Geld zu verdienen.
Eine davon sind Abos. Die Abos kosten fünf US-Dollar im Monat und Abonnenten bekommen dafür exklusive Inhalte von Streamern gezeigt. Die großen Streamer bekommen etwa 60 bis 70 Prozent dieser Abo-Einnahmen ausgezahlt.
Eine andere Option sind die Spenden. Dabei überweisen Zuschauer Streamern beispielsweise über Paypal Geldbeträge. Darauf haben es die E-Girls abgesehen. Sie nutzen nämlich so ziemlich jede Methode, um ihre Follower zum Spenden zu animieren.
Einige verkaufen sogar Werbeartikel oder auch sehr seltsame Dinge wie das eigene Badewasser.
Doch dabei bleibt es nicht. Die E-Girls wollen ihre Fans nämlich von Twitch auf ihre privaten Snapchat-Profile oder auf Bezahlportale wie Onlyfans locken. Bei Onlyfans zahlen Nutzer, um bestimmten Profilen zu folgen. Im Gegenzug erhalten sie Zugang zu exklusiven Fotos und Videos – meist mit pornografischen Inhalten.
Hier winkt den E-Girls dann das große Geld.
Genau darin unterscheidet sich Neekolul aber von den E-Girls. Sicherlich profitiert auch sie von ihrer Beliebtheit bei ihrem männlichen Publikum. Doch Neekolul nutzt dies nicht, um Twitch-Nutzer auf Plattformen wie Onlyfans zu locken, um dann weiter abzukassieren.
Hier beginnt dann auch die große Kontroverse um die E-Girls.
Ist Kritik an E-Girls berechtigt?
Denn einige kritisieren dieses Verhalten als manipulativ. Andere wiederum nennen die Kritiker sexistisch.
Grundsätzlich darf jede Person bis zu einer gewissen Grenze tun und lassen, was sie möchte. Wenn eine Frau entscheidet, dass sie mit freizügigen Inhalten, Nacktfotos auf Onlyfans oder mit Pornos Geld verdienen möchte, ist das ihre Sache und absolut legitim.
Das kritisieren die meisten auch nicht an den E-Girls. Das Problem liegt eher im Vorgaukeln falscher Tatsachen und der bewussten Manipulation junger Männer und dem damit gekoppelten Profit.
Natürlich kann man sagen, dass jeder frei entscheiden kann, den E-Girls zu folgen oder nicht. Doch genau diese freie Entscheidung wird natürlich von den E-Girls mit vielen psychologischen Tricks stark eingeschränkt, ähnlich wie es Pick-up-Artists mit Frauen tun.
Andererseits sind explizite Sex-Inhalte auf Twitch eigentlich verboten, womit die E-Girls sich hart an der Grenze des Erlaubten bewegen.
Gleichzeitig argumentieren viele auch, dass die E-Girls einfach nur ein profitables Geschäftsmodell erkannt haben und die Tatsache, dass sie dies ausnutzen und damit Geld verdienen, sei clever und nicht verwerflich. Vielmehr seien die Kritiker sexistisch.
Realistisch gesehen dürfte die Obsession der meisten Simps mit den E-Girls verfliegen, wenn sie älter werden und eine reale Beziehung eingehen. Doch bis dahin gibt es einen anderen Leidtragenden des Phänomens: andere Mädchen auf Twitch.
Streamerinnen werden belästigt
Denn seitdem die E-Girls die Plattform erobern, haben Streamerinnen mit neuen Erwartungen ihrer Zuschauer zu kämpfen. Auf einmal werden nämlich die regulären Twitch-Nutzerinnen in einem neuen Licht gesehen.
Viele von ihnen bekommen nun Anfragen nach Nacktfotos, anzügliche Nachrichten und werden teilweise mit sexuell beleidigenden Kommentaren belästigt. Twitch selbst hält sich in diesem Bereich bislang auffällig zurück.
Eins ist damit klar. Egal, wie man zu den E-Girls steht: Sie verändern die Twitch-Community gerade nachhaltig.
Auch interessant: