Wirtschaft

Simple Agreement for Future Equity: Was ist eine „SAFE Note“?

Was ist eine SAFE Note, Finanzierung Start-ups Wandeldarlehen
Adobe Stock/ mojo_cp
geschrieben von Carsten Lexa

Ich erlebe immer häufiger, dass mich Gründer auf eine „SAFE-Vereinbarung“ oder eine „SAFE Note“ ansprechen und fragen, ob diese sinnvoll im Rahmen einer geplanten Investmentrunde verwendet werden kann. Die Antwort ist nicht einfach. Schauen wir uns deshalb einmal diese Art von Vereinbarung an.

Was ist eine SAFE Note und wie funktioniert sie?

Eine SAFE (Simple Agreement for Future Equity) Note ist eine im Rahmen von Start-up-Finanzierungen verwendete Vereinbarung, die aus den USA stammt. Dort ursprünglich vom Y Combinator, einem der bekanntesten US-amerikanischen Acceleratoren, eingeführt, hat sich die SAFE Note als oft genutzte Finanzierungsalternative etabliert, insbesondere als Alternative zu traditionellen Wandeldarlehen.

Eine SAFE Note ermöglicht Start-ups, Investoren an Bord zu holen, ohne dass sofort Unternehmensanteile ausgegeben oder eine unter Umständen schwierig durchzuführende Unternehmensbewertung verhandelt werden muss. Stattdessen erhalten Investoren die Option, ihr Investment in Eigenkapital und damit in Anteile umzuwandeln, wenn bestimmte Ereignisse eintreten, wie z.B. eine zukünftige Finanzierungsrunde oder ein Verkauf des Unternehmens.


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Wann macht die Verwendung einer SAFE Note Sinn?

Eine SAFE Note macht insbesondere dann Sinn, wenn Schnelligkeit und Einfachheit bei einem Investment gefragt sind, da sie weniger Bedingungen hat und schnell abgeschlossen werden kann and andere Investments.

Sie eignet sich gut für Situationen, in denen die Unternehmensbewertung noch unsicher ist, da diese auf eine spätere Finanzierungsrunde verschoben wird. Daher werden SAFE Notes oft in der Seed- oder Frühphasenfinanzierung verwendet, wenn ein Start-up noch keine gefestigte Bewertung vorweisen kann.

Unterscheidung vom Wandeldarlehen

Obwohl eine SAFE Note einem Wandeldarlehen ähnelt, unterscheidet es sich doch von diesem in mehreren wichtigen Punkten:
Zuerst ist eine SAFE Note zinslos ausgestaltet und hat keine feste Laufzeit. Das bedeutet, dass das Investment nur dann in Unternehmensanteile umgewandelt wird, wenn es zu einem spezifischen Ereignis kommt, wie beispielsweise einer Finanzierungsrunde. Dieses Ereignis muss deshalb vertraglich genau geregelt werden.

Sodann muss, anders als bei einem Wandeldarlehen, ein Investment über eine SAFE Note nicht zwingend zurückgezahlt werden.
Schließlich sieht eine SAFE Note oft eine automatische Umwandlung in Gesellschaftsanteile vor, sobald eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen wird.

Diese relativ einfache Handhabung macht eine SAFE Note besonders attraktiv für Gründer, da es den Bedarf an komplexen Verhandlungen hinsichtlich einer Bewertung im Rahmen eines Investments und reduziert und damit auch die Komplexität im Rahmen eines Einstiegs von Investoren.

Wichtige Regelungen in einer SAFE Note

In einer SAFE Note sind einige zentrale Regelungen enthalten, die die Interessen sowohl des Start-ups als auch der Investoren schützen.

Besonders wichtig ist die Bewertungsobergrenze (Cap), die festlegt, dass der Investor bei der Umwandlung seines Investments Anteile bis zu einer maximalen Unternehmensbewertung erhält, auch wenn das Unternehmen bei der nächsten Finanzierungsrunde höher bewertet wird.

Ebenfalls üblich ist ein Bewertungsabschlag (Discount), der dem Investor einen Rabatt auf die zukünftige Bewertung einräumt, um das Risiko seiner frühen Investition zu kompensieren. Zusätzlich gibt es oft das Most Favoured Nation-Recht (MFN), das es einem Investor mittels einer SAFE Note ermöglicht, bei späteren Finanzierungen sich zu gleichwertigen oder günstigeren Konditionen als neue Investoren zu beteiligen.

Und schließlich finden sich noch häufig Regelungen zu Bezugsrechten mittels „Pro Rata Rights“, die dem Investor erlauben, bei späteren Finanzierungsrunden Anteile im Verhältnis zu seinen bisherigen Anteilen zu erwerben, um seine Beteiligungsquote zu halten.

Wie du eine SAFE Note in den USA in der Praxis nutzt

Angenommen, du gründest ein Tech-Start-up (in den USA, wir werden gleich sehen, warum dieser Punkt erwähnt werden muss) und befindest dich in der Seed-Phase. Du benötigst Kapital, möchtest aber die Unternehmensbewertung nicht zu früh festlegen, da du erwartest, dass der Wert des Unternehmens in den nächsten Monaten erheblich steigen wird. Ein Investor bietet dir eine SAFE Note an, in der er einen bestimmten Betrag investiert, sagen wir 100.000 Euro.

Die SAFE Note sieht vor, dass das Investment bei der nächsten Finanzierungsrunde automatisch in Eigenkapital umgewandelt wird. Es enthält eine Bewertungsobergrenze von fünf Millionen Euro und einen Bewertungsabschlag von 20 Prozent. Das bedeutet, dass der Investor, sobald das Start-up eine größere Finanzierungsrunde abschließt, seine 100.000 Euro in Anteile umwandeln kann, basierend auf einer maximalen Bewertung von fünf Millionen Euro oder mit einem Rabatt von 20 Prozent auf die Bewertung der neuen Runde – je nachdem, was günstiger für ihn ist.

Sollte es übrigens nicht zu einer weiteren Finanzierung kommen und das Unternehmen verkauft oder liquidiert werden, kann der Investor verlangen, dass sein Investment zurückgezahlt wird.

Problematik der Verwendung eines SAFE in Deutschland

Die Anwendung im vorstehenden Beispiel klingt im ersten Moment sehr simpel und es hört sich so an, als wäre die SAFE Note eine echte Alternative im Bereich der Start-up-Finanzierung. Ich hatte aber die wichtige Einschränkung gemacht, dass dieses Beispiel in den USA „spielt“. Das hat einen guten Grund.

Denn eine SAFE Note erscheint aufgrund ihrer Flexibilität und Einfachheit zwar auf den ersten Blick sehr attraktiv. Sie ist jedoch nach US-amerikanischen Rechtsgrundsätzen entwickelt worden, was bedeutet, dass sie nicht eins zu eins in Deutschland verwendet werden kann. Das ergibt sich aus dem Folgenden:

  • Die SAFE Notes wurden nach US-amerikanischem Recht entwickelt, wo es bestimmte Freiheiten gibt, die im deutschen Recht nicht bestehen. Beispielsweise werden Kapitalerhöhungen im US-Recht oft durch die Geschäftsführung durchgeführt, während dies in Deutschland den Gesellschaftern obliegt und durch einen Gesellschafterbeschluss legitimiert werden muss. Eine simple Übernahme US-amerikanischer Vertragsmuster (auf der Webseite von Y Combinator kann man sich beispielsweise ein englischsprachiges Muster herunterladen: https://www.ycombinator.com/documents) bergen daher das Risiko, dass diese Muster in Deutschland unwirksam sind oder zumindest ungewünschte Konsequenzen haben, wenn die rechtlichen deutschen Rahmenbedingungen nicht korrekt berücksichtigt werden.
  • Im deutschen Recht kann eine Kapitalerhöhung nicht automatisch durch einen Vertrag ausgelöst werden. Es erfordert einen formalen Gesellschafterbeschluss. Das bedeutet, dass in der SAFE Note zusätzliche Regelungen getroffen werden müssen, um sicherzustellen, dass die Gesellschafter dem Prinzip der Umwandlung zustimmen und die notwendigen Beschlüsse fassen. Ggf. muss im Gesellschaftsvertrag die Schaffung von genehmigtem Kapital vorgesehen werden.
  • Ein weiteres Problem liegt in der Tatsache, dass das deutsche Recht den Mechanismus der „Preferred Shares“ aus dem US-Recht so nicht kennt, welche in den USA in einer SAFE Note gerne verwendet werden.
  • Schließlich muss man sich in Deutschland mit der Frage beschäftigen, ob SAFE Notes notariell beurkundet werden müssen. Da es sich um eine Form der Kapitalmaßnahme handelt, gibt es Unsicherheiten, ob und wann eine Beurkundungspflicht greift (Kapitalerhöhungen bedürfen in Deutschland nämlich grundsätzlich der notariellen Beteiligung). Das kann zu Risiken in der Vertragsgestaltung führen, wenn die Beteiligten sich dieser Anforderungen nicht bewusst sind und nicht entsprechend vorsorgen.

Anpassungen der SAFE Note an das deutsche Recht

Da eine SAFE Note also nicht ohne weiteres in Deutschland verwendet werden kann, ist es erforderlich, die Regelungen in einer solchen Vereinbarung mit dem deutschen Recht abzustimmen. An dieser Stelle muss ich natürlich darauf hinweisen, dass die Anpassungen immer für die jeweilige Einzelsituation vorgenommen werden müssen.

Es gibt also keine „one size fits all“-Aussage zu der Frage, angepasst werden muss. Es gibt aber ein paar Grundsätze, an denen man sich orientieren kann:

Es sollte darauf geachtet werden, dass die SAFE Note dem deutschen Recht unterliegt, um Rechtsunsicherheiten zu minimieren und die Anwendbarkeit der in der SAFE Note enthaltenen Regelungen zu gewährleisten. Ergänzend sollten der Gerichtsstand und ggf. weitere Zuständigkeiten entsprechend geregelt werden.

Die Vereinbarung muss weiter sicherstellen, dass neue Anteile nach deutschen Regelungen, also regelmäßig denen einer Kapitalerhöhung, geschaffen werden. Dazu ist ein Gesellschafterbeschluss erforderlich. Eventuell kann diesbezüglich eine Stimmbindungsvereinbarung helfen, in der die Gesellschafter verpflichtet werden, der Umwandlung des Investments in Unternehmensanteile zuzustimmen, sobald die Bedingungen der SAFE Note erfüllt sind.

Es ist sodann notwendig, die speziellen Rechte, die „preferred shares“ nach US-amerikanischem Recht gewähren, durch andere Mechanismen gem. dem deutschen Recht ersetzt werden. Zum Beispiel könnten Liquidationspräferenzen und zusätzliche Stimmrechte im Gesellschaftsvertrag des Unternehmens festgelegt werden.

Darüber hinaus sollte ein qualifizierter Rangrücktritt in der SAFE Note vereinbart werden, damit die Rückzahlungsforderung des Investors im Insolvenzfall nachrangig behandelt wird und nicht zu einer Überschuldung führt. Schließlich ist zu bedenken, dass eine SAFE Note notariell werden sollte, um die Wirksamkeit des Vertrags abzusichern.

Fazit: SAFE Notes als Finanzierungsinstrument

SAFE Notes erfreuen sich in den USA einer großen Beliebtheit, insbesondere in frühen Investmentphasen von Start-ups. Das ist meiner Ansicht nach auch gerechtfertigt. Denn die Einfachheit der Handhabung einer SAFE Note und die für diese Unternehmens- und Investmentsituation in der Praxis passenden Regelungen sorgen für schnelle Verhandlungen über ein Investment und damit schnelle Ergebnisse.

In Deutschland sieht die Situation jedoch etwas anders aus. Hier ist eine sorgfältige Anpassung der einzelnen Regelungen in einer SAFE Note, die sich ja grundsätzlich nach den Grundzügen des US-amerikanischen Rechts richten, an das deutsche Rechtssystem erforderlich.

Ob dann die Vorteile von SAFE Notes noch bestehen, müssen sowohl Gründer:innen als auch Investor:innen für ihre jeweiligen Situationen entscheiden. Eines ist aber sicher: der heilige „Investment-Gral“ ist eine SAFE Note nicht, immerhin jedoch eine interessante Alternative.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.