Start in den Tag mit dem 5 o’clock Club, Selbstfindungscoaching um 8, Biohacking jeden Tag, Yoga-Challenge, hin und wieder Urlaub in Cannes, abends Vitaminpräparate, noch ein bisschen Botox hier, ein bisschen Cool-Down da. Alles gut durchgemischt und dann noch das perfekte Zeitmanagementtool und zack – ist der Unternehmer fertig für seinen anspruchsvollen Alltag. Oder?
Mein Weg sieht anders aus. Ich habe dieses Jahr eine Reise gemacht, um mich als Mensch und Unternehmer aufs nächste Level zu bringen: Eine Fahrradtour von Deutschland bis Gibraltar.
Ja, der Einstieg mag ironisch gewesen sein, aber ich war in der Stimmung. Dabei ist meine Kernaussage gar nicht so ironisch gemeint. Ich bin tatsächlich mit dem Rennrad aus meiner Heimat losgefahren und innerhalb von elf Tagen über Frankreich und Spanien bis an den Südzipfel nach Gibraltar gefahren. Warum? Weil ich das schon seit meinem 16ten Lebensjahr machen wollte. Muss man nicht nachahmen, kann man aber. Was ich dabei für mich als Unternehmer herausgefunden und gelernt habe, das möchte ich gerne mit euch teilen. Ganz ohne Selbstfindungsgeschwätz.
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) CSU-Bezirksverband Augsburg in Augsburg |
||
Social Media Manager (Fokus: Community Management Supervision) (w/m/d) – befristete Elternzeitvertretung für 18 Monate Yello Strom GmbH in Köln |
Unternehmer werden: Motivation gewinnen
Am 25. Mai 2024: Ich stehe vor meiner Haustür in Baden-Württemberg, bereit meine große Fahrradtour zu starten, und es schüttet wie aus Kübeln. Ich habe Fahrradkleidung an, meine Klickschuhe geschnürt und mein Rennrad in der Hand. Der Blick in den Himmel ist wenig vielversprechend – alles grau in grau und nass. Jetzt wieder ins Haus, doch lieber einen Kaffee trinken und die Füße hochlegen – verlockend.
Aber der einfache und gemütliche Weg war noch nie mein Ding. Ich musste diese Tour schon einmal aus gesundheitlichen Gründen verschieben und jetzt will ich sie durchziehen. Ich führe mir also vor Augen, warum ich diese 2.460 Kilometer genau jetzt mit dem Rennrad starten will.
Es war nun 38 Jahre lang ein Traum von mir, ich habe es sehr lange geplant, mich perfekt im Training darauf vorbereitet und ich bin bereit. Da wird ja wohl nicht das bisschen Wasser meinen Plan durchkreuzen. Ich ziehe durch! Also schwinge ich mich aufs Rad und los geht’s.
Mit sich allein sein können
Die ersten paar hundert Kilometer und die ersten drei Tage waren zäh. Ich bin froh, dass mich mein Schwager spontan unterstützt hat, mit dem Wohnmobil die gleiche Route nahm und daher mein Gepäck transportieren konnte. Aber ich war jeden Tag allein unterwegs. Vom Aufsteigen am Morgen bis zur Ankunft an einem Campingplatz am Abend. Viele Stunden alleine navigieren, alleine Pausen machen, alleine sein.
Wann warst du zuletzt für längere Zeit ganz alleine? Kannst du das? Ich genieße es und ich glaube wirklich, dass jeder Mensch so eine „Alleine-sein-Zeit“ immer wieder braucht. Die komplette Verantwortung für die nächsten Schritte tragen und sich bewusst sein: es kommt alles so, wie ich es entscheide. Niemand nimmt mir hier irgendetwas ab, niemand zieht mich mit, niemand sagt mir, wenn ich falsch abbiege.
Und es beschwert sich auch niemand, dass etwas nicht nach seinem oder ihrem Kopf läuft. Ich finde diese Erfahrung bereichernd. Während der Streckenabschnitte durch die wunderschöne grüne Landschaft Nordfrankreichs, bei immer wärmer werdenden Temperaturen, wurde mein Kopf ganz frei. Auf dem Fahrrad hast du keine Zeit, dich im Gedankenkarussell zu verheddern. Da konzentrierst du dich auf die Straße, auf die nächsten zehn Meter. Und die nächsten. Und die nächsten.
Diese Gedankenfreiheit ist für mich die ultimative Entspannung, die mich aus festgefahrenen Denkweisen herausholt und mir hilft, mich danach wieder auf wichtige Themen im Unternehmen zu fokussieren, neue Ideen zuzulassen und neuartige Wege zu gehen.
Unwegsamkeiten umschiffen: Unternehmer werden
Apropos falsch abbiegen. Eines Abends hatte ich mein Ziel bereits fast vor Augen – der Campingplatz war sechs Kilometer entfernt – und musste laut Navi nur noch ein kleines Waldstück durchqueren. Also los. Während ich fuhr, wurde der Boden immer tiefer, immer schlammiger. Gleichzeitig setzte die Dämmerung ein und ich manövrierte mich immer weiter in den Wald.
Oder besser gesagt in den Waldboden. Denn der Regen der letzten Tage hat alles aufgeweicht und der Weg wurde immer unbefahrbahrer. Ich war schließlich mit meinem Rennrad mit 25-Millimeter schmalen Reifen unterwegs und blieb immer häufiger stecken. Musste teilweise schieben, doch meine Klickschuhe hatten auf dem schlammigen Waldweg gar keinen Grip, die letzten Kilometer wurden mehr und mehr zur Tortour.
Also was jetzt. Umkehren und einen anderen Weg suchen? Oder Augen zu und durch? Zu allem Unglück hatte mein Handyakku nur noch zwei Prozent, würde mich also bald im Stich lassen.
Da hilft nur eine schnelle Risikobewertung der Optionen. Umkehren bedeutet den bis jetzt geleisteten Weg zurückrutschen und dann einen neuen, vermutlich deutlich längeren Weg in der Dunkelheit ohne Navi suchen – oder weiter geradeaus durchziehen. Nach schnellem Abwägen entschied ich mich für: weiter geradeaus. Also kämpfte ich mich mehr schlitternd als fahrend durch die letzten Kilometer zum Nachtquartier. Gerade rechtzeitig, bevor der nächste große Regensturm einsetzte, kam ich an. Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Risiken eingehen
Im Leben gehen wir so viele Risiken ein, sei es gesundheitlich oder finanziell, und gerade als Unternehmer muss ich mich täglich damit befassen. Auch mit der Fahrradtour bin ich Risiken eingegangen. Schaffe ich es rechtzeitig? Finde ich den Weg? Komme ich unversehrt zurück?
Beim ein oder anderen Überholvorgang durch einen LKW war ich mir da nicht mehr so sicher. Einmal wurde ich gar in einem Kreisverkehr übersehen und landete kurzerhand auf der Motorhaube eines PKW.
Aber schlussendlich ist nichts Schlimmes passiert und so kann ich auch nach der Gibraltar-Tour sagen: Es lohnt sich berechenbare Risiken einzugehen, denn wenn ich das nicht tue, kann ich eben auch nichts gewinnen. No risk, no fun heißt es nicht umsonst.
Unternehmer werden: Ziele erreichen
Nach elf Tagen und über 2.400 Kilometern, mit Eindrücken der schönsten Landschaften und großartigen Begegnungen sowie einer gehörigen Portion Stolz im Gepäck, habe ich wie geplant Gibraltar erreicht. Als ich mit dem Fahrrad die Landzunge vorfahre, komme ich mir fast etwas verloren vor, denn – was nun?
Mein Ziel habe ich jetzt erreicht. Ich habe die Tour geschafft. Und ich merke, eigentlich war wieder mal der Weg das Ziel. Und auch wenn der Spruch abgedroschen sein mag, er hat sich einfach wieder einmal bestätigt.
Und das möchte ich mir nun auch häufiger im Alltag bewusst machen. Unternehmer sein ist ein extrem herausfordernder und anstrengender Weg, der von vielen Hürden und Risiken geprägt ist. Aber er macht jeden Tag aufs Neue Spaß, gibt mir Energie und innere Zufriedenheit und ich weiß: es lohnt sich. Na, wer hat Lust bekommen?
Auch interessant:
- KI-Lücke: Künstliche Intelligenz sorgt für eine noch tiefere „digitale Kluft“
- Börsencrash? Kein Grund zur Panik – Korrekturen an der Börse sind normal
- Ein viel zu spätes Urteil: Google hat ein Monopol – weil die Politik versagt hat
- Viel Unklarheit: AI Act tritt in Kraft – und ändert erstmal gar nichts