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Stefanie Waehlerts Marketingsprech analysiert: StudiVZ und MeinVZ sollen einfach auslaufen


Ach, manchmal mag ich Marketingsprech. Man darf es den PR-Fachleuten ja auch nicht vorwerfen. Sollen sie etwa sagen: „Ja, StudiVZ ist am Ende, lockt seit Jahren keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Wir verpassen ihm jetzt den Gnadenschuss“? Geht natürlich nicht. Andererseits: Warum eigentlich nicht? Ein Eingeständnis, dass man einfach gegen einen großen Konkurrenten nicht mehr ankam? Hätte sogar etwas Sympathisches und würde auch niemand Waehlert persönlich ankreiden, die noch nicht mal ein Jahr dabei ist, jetzt aber die Scherben ihrer Vorgänger aufkehren muss. Waehlert sagte dem Marketingmagazin „W&V“ in einem Interview heute trotzdem Folgendes:

W&V: Was passiert mit MeinVZ und StudiVZ? Kommt hier der angekündigte Relaunch?

Waehlert: Das steht noch nicht fest. Wir treffen diese Entscheidung erst für das vierte Quartal.

W&V: Das heißt, Sie lassen es einfach auslaufen?

Waehlert: Wie gesagt: Es sind alle Optionen denkbar. Wir sind aber noch mitten in der Prüfung verschiedener Varianten mit dem Gesellschafter. Bis dahin laufen die Plattformen Voll-Speed weiter, das sehen Sie auch an unseren derzeitigen Marketingaktivitäten, die sehr gut angenommen werden.

Und weiter:

Wählert: Wir wollen unseren Sales-Kunden attraktive Angebote auf Basis der zu den jeweiligen Zeitpunkten existierenden Reichweiten machen, so dass die Vorteile in jedem Fall klar auf der Hand liegen. In 2012 kommt es definitiv nicht zu einer anderen Lösung für meinVZ und studiVZ als der derzeitigen.

W&V: Wollen sie damit die beiden Plattformen attraktiv für einen Verkauf machen? Gibt es überhaupt Interessenten?
Waehlert: Ein Verkauf steht derzeit nicht zur Diskussion.

Zusammengefasst: An der jetzigen Situation von MeinVZ und StudiVZ ändert sich im nächsten halben Jahr nichts mehr. Der angekündigte Relaunch ist vom Tisch oder gilt nur für SchülerVZ, genannt Idpool. Die Entwickler sind bereits ausgelagert, arbeiten an Idpool oder für andere Projekte von Holtzbrinck Digital. Den nicht mehr vorhandenen Nutzern wird also nichts Neues mehr aufgetischt, die Besucherzahlen dürften also mindestens ein halbes Jahr lang weiter sinken. Verkaufen will oder vielmehr kann man die beiden überschüssigen VZs auch nicht mehr. Wer würde sich das noch antun?


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Den Anzeigenkunden werden nur noch Angebote auf Basis der immer weiter sinkenden Reichweite vorgelegt. Also dürfte die Vermutung von W&V stimmen, dass StudiVZ und MeinVZ einfach auslaufen werden. Warum nicht sofort? Weil man vermutlich den einen oder anderen Euro tatsächlich noch damit verdienen kann, einige Verträge noch laufen und die Kosten nicht mehr all zu hoch sind. Und was wird aus dem neuen SchülerVZ, das künftig Idpool heißen soll? Waehlert:

Wir wollen weg vom generalistischen Ansatz wie ihn Facebook darstellt. Die Mitglieder sollen auf unserem Netzwerk ihre Fähigkeiten entwickeln und darstellen und sich darüber mit anderen austauschen. (…)

Holtzbrinck ist beim Thema Bildung mit seiner Verlagsgruppe ja extrem gut aufgestellt. Wir können auf Content der Verlagsgruppe zurückgreifen beispielsweise auf Inhalte von Zeit Leo. Im späteren Ausbau mit schulischen Inhalten ist eine Vernetzung mit Angeboten wie der Mathe-Lernplattform bettermarks.de oder der Nachhilfe-Website Tutoria.de denkbar.

Wird nicht all zu bald starten, dann erst ganz am Anfang stehen und auf schon bestehende Konkurrenz stoßen. Wird schwer. Trotzdem habe ich da schon schlechtere Ideen gehört…

(Jürgen Vielmeier, Bild: Poolworks)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

11 Kommentare

  • Meine Güte- da boxt der Papst wirklich (nicht) mehr im Kettenhemd für Transparenz. Sie sind tot-Amen das wars. Ein würdiger Abgang allerdings fehlt auch mir irgendwie…war doch schön die alte, Datenschutz-beachtende StudiVZ- Zeit… schade,dass manchmal alles SO zuende geht!

  • naja, rechne die kosten für den serverbetrieb gegen die einnahmen für die werbung – lohnt sich wahrscheinlich kaum den abzuschalten. teuer ist ja nur wenn man da entwickler dran rumwerkeln läßt und community management betreibt.

  • Hatte in Studi immer mehr Vertrauen als in FB, fühlte mich dort also etwas „sicherer“. Aber naja, tot, ist tot, da beisst die Maus keinen Faden ab.

    Ich find den Namen idpool bescheuert. Was soll sowas sein? Wenn die schon „nur“ national sind, solen die doch weiter drauf setzen und einen Namen mit Identifikationspotenzial nehmen.
    Oder alle VZs gleich unter FreundeVZ vereinen. mit „Freunde“ kann man was anfangen.

    idpool klingt für mich nach einer Firma für Adresshandel.

  • @smk &@Andreas: Ganz meiner Meinung. Mich wunderts, dass denen die Ideen ausbleiben. Ohne Ideen ganz klar Untergang- aber des läuft ja schon länger…

  • Finde die Idee, so ein Bildungsnetzwerk aufzubauen ganz gut. Bin mal gespannt. Das wird dann mglw. eine Art Schüler-Xing, wo man vielleicht auch gemeinsame Lerninhalte diskutieren kann. Nette Idee.

    Ich hatte gedacht, dass die VZ-Eigentümer vielleicht noch Nutzerdaten an Facebook verkaufen können bzw. die VZ-Netzwerke in Facebook zu integrieren, aber das dürfte auch kaum sinnvoll sein, da eben die Meisten von VZ zu Facebook gegangen sind und damit bereits von Facebook erfasst sind.

  • Erstaunt das irgendwen?

    Die Frau kam vor ein paar Jahren zu den Lokalisten, und als sie diese wegen StudiVZ wieder verliess, war aus der in München einst top angesagten Community ein seltsam lebloser Scheintoter geworden, bei dem alles abgeschafft worden war, wofür man Geld und Personal bräuchte.

    Und nun macht sie es bei StudiVZ genauso.

    Habe nicht den Eindruck, dass der Frau viel eingefallen ist ausser Personal abzubauen und Kosten zu sparen.
    Dann könnte man es aber auch gleich bleiben lassen.

  • […] StudiVZ Stefanie Waehlerts Marketingsprech analysiert: StudiVZ und MeinVZ sollen einfach auslaufen Ach, manchmal mag ich Marketingsprech. Man darf es den PR-Fachleuten ja auch nicht vorwerfen. Sollen sie etwa sagen: “Ja, StudiVZ ist am Ende, lockt seit Jahren keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Wir verpassen ihm jetzt den Gnadenschuss”? Geht natürlich nicht. Andererseits: Warum eigentlich nicht? Ein Eingeständnis, dass man einfach gegen einen großen Konkurrenten nicht mehr ankam? Hätte sogar etwas Sympathisches und würde auch niemand Waehlert persönlich ankreiden, die noch nicht mal ein Jahr dabei ist, jetzt aber die Scherben ihrer Vorgänger aufkehren muss. Basic Thinking Blog […]

  • Viele Handlungsoptionen verbleiben bei den VZ-Netzwerken nicht mehr. 1. die verbleibende Nutzerbasis abschöpfen. Dies wird aber wenn überhaupt nur noch einige Monate rentabel sein dann sind es einfach zu wenige Mitglieder geworden um einen Nennenswerten Cash-Flow zu generieren. 2. Ein „Relaunch“ mit einer Nischenkonzeption. Dann erscheint Q4 (Entscheidung) allerdings ziemlich spät. Jeden Tag schrumpft die Nutzerbasis weiter.

  • […] Tot sind sie jedenfalls (noch) nicht, aber mich erinnert das alles sehr stark an eine Szene bei Star Wars, bei der C3PO vollmundig ankündigt, welche Todesart sich Jabba für Luke und Konsorten überlegt hat: “Zu diesem Zweck werdet ihr nun zu der Grube von Carkoon gebracht, dem Schlund des allmächtigen Sarlacc. In seinem Leib werdet ihr unvorstellbare Qualen erleiden, während ihr über 1000 Jahre hinweg allmählich verdaut werdet.” […]