Android ist beliebt und weit verbreitet auf Smartphones, aber auf Tablets lange Zeit ein erstaunlicher Misserfolg gewesen. Googles Android-Chef Andy Rubin sprach im Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona von „bislang 12 Millionen verkauften Android-Tablets“. Insgesamt. Seit es 2010 die ersten Tablets mit dem System gab. Dem stünden 15 Millionen verkaufte iPads alleine im 4. Quartal 2011 gegenüber.
Der Versuch, die Fragmentierung von Android mit der Version 4.0 zu beenden, indem man mit „Ice Cream Sandwich“ (ICS) die Versionen für Tablets und Smartphones eint, scheiterte lange Zeit an erstaunlichen Startschwierigkeiten: ICS wurde Mitte Oktober vergangenen Jahres veröffentlicht und findet sich jetzt erst auf 4,9 Prozent aller Android-Geräte wieder. Es kam für die Hersteller ganz einfach zu spät, um damit noch ins Weihnachtsgeschäft einzusteigen. Die alte Version 2.3 „Gingerbread“ macht 64 Prozent der Verteilung aus – das sind fast 10 Prozent mehr als noch im Dezember und zeigt das ganze Android-Dilemma auf: Die Hersteller haben zu viele Geräte auf den Markt geworfen und kommen mit den Updates nicht hinterher. Während es bei ICS zumindest langsam aufwärts geht, ist die eigens für Tablets entworfene Android-Version 3.0 Honeycomb gefloppt. Sie findet sich auf gut 3 Prozent aller Android-Geräte wieder, die in den vergangenen 14 Tagen Apps über Google Play geladen haben.
Mit Android-Tablets kaum Gewinn zu machen – bislang
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Wir stellen hier einmal eine Milchmädchenrechnung auf: Apple verkaufte im 1. Quartal 11,8 Millionen iPads, Canalys berichtet von 20,3 Millionen verkauften Tablets im 1. Quartal. Apples Marktanteil laut den Marktforschern: 58 Prozent. Irgendetwas zwischen 6 und 8 Millionen Tablets dürfte also auf andere Systeme als iOS entfallen. Das ist eigentlich kein schlechter Wert und es geht klar aufwärts für Android-Tablets. Die Anbieter dürften beim Anblick des Status Quo trotzdem lange Gesichter ziehen.
Denn mehr als die Hälfte der Verkäufe entfällt laut Comscore auf Amazon und sein 200-Dollar-Ramsch-Tablet Kindle Fire. Und dessen Oberfläche ist derart auf das Angebot des Online-Retailers angepasst, dass es kaum noch an Google erinnert. Ansonsten wird allenfalls noch Samsung mit 15 Prozent Marktanteil bei Android-Tablets damit reich.
Alle wollen Windows-8-Tablets
Der Rest von Motorola über Asus bis hin zu Dell kann mit Marktanteilen unter 10 Prozent eigentlich nicht zufrieden sein. Die taiwanische Digitimes weist deswegen heute darauf hin, dass immer mehr Tablet-Hersteller ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung von Android abziehen und ihr Glück mit Windows-8-Tablets versuchen wollen. Digitimes ist alles andere als eine verlässliche Quelle, also lässt sich der Wahrheitsgehalt der Meldung schwer überprüfen. Was aber stimmt, ist, dass die Hersteller an Windows-8-Tablets arbeiten. Acer bestätigte auf dem WMC, dass ein eigenes Windows-8-Tablet „definitiv“ kommen werde. Dell will gleich zum Start von Windows 8 mit einem eigenen Pad dabei sein.
Dass Nokia ein Windows-Tablet herausbringen will, wie die „Financial Times“ heute noch einmal unterstreicht, dürfte niemanden groß verwundern, der von der guten Freundschaft zwischen Microsoft und den Finnen weiß. Doch auch Handy-Pionier Motorola zeigt sich offen für Windows-8-Tablets. Und selbst der mit einem WebOS-Tablet grandios gescheiterte IT-Riese HP will es mit einem Windows-8-Tablet noch einmal versuchen.
Zuflucht beim Feind
Windows 8 also als Zuflucht für die Tablet-Anbieter? Es sieht zumindest so aus, auch wenn natürlich noch nicht klar ist, ob das bei einigen Herstellern eine Abkehr von Android bedeuten würde. Eine geringe Marge bei Android dürfte der Grund für ihren Unmut sein. Die Frage ist jedoch, was sich unter Windows 8 für sie verbessern sollte. Auf Einnahmen über Apps, Inhalte oder Cloud-Services dürfte Microsoft den Daumen halten. Ihre Hoffnung könnten höhere Absatzzahlen sein, wenn auch Unternehmenssoftware und Office-Lösungen wie beim PC auf den Tablets laufen. Es scheinen gute Software und spannende Inhalte zu sein, die Kunden ein Tablet kaufen lassen. Fehlt ein gutes, international verfügbares Angebot von Software, Games, Musik und Video, wird sich diese Hoffnung für die Anbieter natürlich weder bei Android noch unter Windows 8 erfüllen. Außerdem wäre es fahrlässig, Android jetzt zu verlassen, wo es endlich ein wenig bergauf geht.
Unterdessen könnte Google demnächst ein eigenes Tablet ins Rennen schicken. Mit der immer besseren Office-Variante Google Docs/Drive hat man Microsoft auch durchaus etwas entgegen zu setzen. Noch hat Google ein Play-Tablet aber nicht offiziell vorgestellt. Hersteller Asus, der dafür im Gespräch ist, versteht sich aber ziemlich gut mit Microsoft und plant angeblich auch ein Windows-8-Tablet.
(Jürgen Vielmeier)