Sony hat Schlagseite erlitten, das dürfte außer Frage stehen. Der neue Chef Kazuo Hirai will deswegen 10.000 der 170.000 Mitarbeiter entlassen. Seltsam finde ich trotzdem, wie sich einige fast diebisch darüber freuen und die Beiträge in dieser Woche sich gleichen. „Ehemaliger Kultkonzern“ schreibt „Welt kompakt“. „Der Name Sony stand einst für Innovation“, erinnert die „Berliner Morgenpost„. Und es wird weiter dramatisiert, etwa auf „EinesTages„, wo Benjamin Maack schreibt: „Ich fühlte mich verloren und verraten“. Als er sich vor ein paar Jahren einen Festplattenrekorder von Sony kaufte, fehlte ihm etwas. Maack: „Es wollte sich einfach nicht dieses ‚It’s a Sony‘-Gefühl einstellen.“
Maack weiter: „Apple ist heute für mich das, was früher Sony war: Das Versprechen, dass es auch einfach geht. Ein Hersteller von Geräten, die es einem Technik-Dummie wie mir ermöglichen, etwas Erstaunliches zu erleben.“ Etwas Erstaunliches… In die gleiche Kerbe schlägt Marcus Rohwetter, der auf Zeit.de schreibt: „Heute ist der japanische Elektronikkonzern eine Ruine, die angesichts ihres Zustands die Frage rechtfertigt, ob der Wiederaufbau noch lohnt oder ob man lieber gleich die Denkmalschützer ranlassen sollte.“ So, stopp mal. Das geht zu weit.
Potenzial vorhanden, nicht ausgereizt
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Haben die Kritiker Sonys neue Xperia-NXT-Serie nicht gesehen, die sich optisch endlich einmal ein wenig vom Smartphone-Einheitsbrei abhebt? Und vergessen, dass sich das iPhone seit fünf Jahren äußerlich kaum weiter entwickelt hat? Haben sie mal von der Playstation 3 gehört, die ebenso wie die Playstation Portable ihrer Zeit um Jahre voraus war? Und dann gäb es da noch die Playstation Vita, eine teure, aber angesehene mobile Spielekonsole. Sonys NEX-Kameras dürften nach wie vor die besten spiegellosen Systemkameras auf dem Markt sein. Sonys Bravia-Fernseher sind auf dem Niveau der Konkurrenz, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Dass Sony Probleme hat, will ich gar nicht abstreiten. Wo ist der ersehnte Playstation-Nachfolger? Wo ist ein ernst gemeintes Playstation Phone, wo das erste Vaio-Ultrabook? Warum behandelt man sein Entertainment-Network derart stiefmütterlich, dass man die Konkurrenz von Google, Amazon und Apple einfach so davon ziehen lässt und keine Antwort auf massive Hackerangriffe findet? Wo ist die gemeinsame Strategie, die alle Unternehmensbereiche vereint? Die desaströsen 5 Milliarden Euro Verlust, die Hirai am Montag bekannt gab, kommen nicht von ungefähr. Sony hat massive Herausforderungen vor sich. Aber die Marke einfach einmotten, die im Prinzip alles Nötige in petto hat, um eins der weltbesten Entertainment-Netzwerke aufzubauen? Das halte ich für übertrieben. Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der es nur noch Apple-Produkte gibt?
Gestern hat Sony die bereits im Januar vorgestellten Smart Watches offiziell in den Verkauf gegeben. Sie wirken wie Apples neuer iPod nano mit einem 90er-Jahre G-Shock-Armband. Erste Kritiken waren nicht gerade rosig: Sony kommt zu spät zur Party, schreibt Sarah Mitroff von VentureBeat. Das dürfte den Kern des Problems ansprechen: Zu spät, nur noch teilweise chic und irgendwie in der Vergangenheit lebend. Sony müsste schneller werden, seine vielen strikt voneinander getrennten Divisionen vernetzen. Platz für ein offenes, innovatives Sony als Gegengewicht zu Samsung und Apple gibt es durchaus. Doch dafür müsste Sony endlich aufhören, sich selbst zu schlagen.
(Jürgen Vielmeier, Bilder: Sony)
Diesen Riesen werden wir noch ganz tief fallen sehen. Sony ist das beste Beispiel dafür, wenn ein Konzern zu groß geworden ist und sich bei der Inovation dann selbst auf den Füssen steht.
Wenn jemand regelmäßig die Börsen und das Drumherum beobachtet hat, und die Kommentare auch zwischen den Zeilen liest, dem dürfte es nicht verborgen geblieben sein, das so etwas passieren musste.
Am Ende sind natürlich alle schlauer und der Konzern wird zum Prügelknaben.
Angesehenere Spielekonsolen wie die von Sony kenne ich allerdings nicht.
Tja,
ich fand Sony jetzt noch nie so toll, selbst mein erster (und letzter) Walkman, der unbedingt ein echter Sony sein musste, hat nach drei Wochen schon seinen Geist aufgegeben. Hatte ich sonst jemals etwas von Sony? Ne??!! Hab‘ ich was verpasst? NEEE?!!
Ich benutze Apple was die Computerei angeht, da konnte Sony und Konsorten noch nie mithalten, was mich betrifft, und Nikon, was Photographie angeht. Sony NEX Kameras die besten spiegellosen auf dem Markt?? Grins!!!!? Vielleicht auf dem Jahrmarkt aber sicherlich nicht dann, wenn man ernsthaft etwas von der Fotografiererei haben möchte. Da bieten Nikon, Canon, Olympus, Pentax und besonders!! Fuji weitaus überragenderes bei den Spiegellosen! Naja, Leica hinkt da auch ein bisschen nach, da befindet sich Sony doch in guter Gesellschaft;-))
Gruß, Jens Rückert
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facebook.jens rueckert
und viele mehr zur Fotografie;-) Anschauen lohnt sich, alle mit Pentax oder Nikon;-)
Scheint so, dass jede technische Basisinnovation, hier das Internet, nicht nur neue Big Player hervorbringt, sondern auch alten Marktführern den Niedergang bereitet. Mit Handy-Champion Nokia mittlerweile sogar innerhalb der Internetentwicklung, das in der Smartphone-Entwicklung von Apple und Samsung verdrängt wurde. Sony ist Kofferradio, Walkman und Fernseher und hat den Übergang ins Internetzeitalter nicht geschafft.
@ #3
Der Satz „Ich benutze Apple was die Computerei angeht…“ entlarvt dich. Und das meine ich nicht positiv. 😉
Cheers
Sony, der erste Konzern, den ich seit der MD-Geschichte in den 90ern boykottierte. Kameras mit proprietären Speichermedien, Rootkits auf CDs usw. zeigten mir, dass das die richtige Entscheidung war. Technik hui, Firmenpolitik pfui – hm… erinnert mich iwie an Apple. 😉
Diebische Freude liegt mir fern. Eher ein gutes Stück Wehmut.
Ich bin mit Sony aufgewachsen. Aber wenn ich recht überlege: Ich hatte dann doch nie Produkte von Sony. Den coolen Original-Walkman konnte ich mir als Schüler nicht leisten. Ich glaube der Ersatz kam von Aiwa oder so ähnlich. Eine Spielekonsole hat mich nicht interessiert. Die Vaio-Notebooks fand ich toll, aber meine PC- und Notebookarbeitstiere waren von IBM und später von Lenovo (nicht schön, jedoch überzeugendes Preis-Leistungsverhältnis). Und das ließe sich jetzt beliebig fortsetzen.
Halt: Eine Ausnahme gibt es doch. In meinem Badezimmer steht so ein kleines UKW-Radio! Von Sony! Erst vor wenigen Wochen gekauft … oh je … das läßt jetzt nicht für die Zukunft hoffen.
Schade.
„It’s a Sony“ war eimal der Werbeslogan schlechthin .
Obwohl es nicht nur der Original-Walkman war, da gab es schon in den 80zigern bessere aus Metall ,
sondern eher die Qualität der Fernseher oder Videorecorder.
Aber so wie der Videorecorder verschwand auch Sony und heute heißt es „It’s a Apple“.
Wo ich gerade Vaio lese, fällt mir auf, da habe ich ja auch was von Sony. Ein 11 Zoll Netbook. Sein Hauptmangel: Sein Lüfter macht einen Riesenkrach, dass man es kaum nutzen kann zum Arbeiten. Da habe ich mich regelmäßig an den Kopf gefasst, wie man sowas überhaupt verkaufen kann. Und ob die keine Testabteilung haben, die sowas aus dem Verkehr zieht.
Also ich hab wirklich nichts gegen eine gute portion drama hin und wieder – man braucht schließlich abwechselung. Im moment muss ich aber wirklich lange nachdenken, bis mir eine firma einfällt, deren baldiger untergang noch nicht vorhergesagt wurde.
Nokia, HP, RIM, Motorola, Sony, Microsoft sowieso grundsätzlich und hin und wieder verhöhrt man sogar die meinung dass es mit google bergab geht. Vielleicht sin ja einfach alle medien zu krisenjunkies geworden und brauchen nun ihre regelmäßige dosis katastrophen nachrichten.
Es steckt leider viel wahres darin. Meiner Meinung nach grösstes Problem von Sony wie von vielen anderen ehemaligen Grössen auch ist: Durch den zwanghaften Versuch Apple-Produkte zu imitieren oder mit Apple-Produkten aufzuschliessen leidet die eigene Entwicklung und die Weiterentwicklung. Vor dem iPhone gab es Abermillionen verschiedene Handy-Layouts, Bauarten, Displaygrössen und und und. Und alle versuchten auf diesen Zug aufzuspringen anstatt ihre eigenen Werte und Qualitäten einzubringen und etwas wirklich neues zu entwickeln.
Damit will ich nicht sagen das Apple das Mass aller Dinge ist, sie haben Erfolg von dem jeder ohne viel Aufwand ein Stück abhaben möchte. Ich wünsche mir mehr Weiterentwicklung auf dem Technikmarkt!
Sony selbst ist sein ärgster Feind, deshalb ist Mitleid fehl am Platz.
Als Sony anfing Major Labels und Filmstudios zu kaufen, war die Idee, über eigene Inhalte bessere Technik zu bieten. Das scheiterte aber meist an den eigenen Inhaltsanbietern. So kam es, dass Sony nicht einmal einen Mp3 player bieten konnte. Imho muss Sony seinen „Künstler“-saustall aufräumen oder zumachen.
Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass sich Sony recht bald wieder erholen wird. Denn innovativ sind sie nach wie vor und die Produkte können sich sehr wohl mit denen der Konkurrenz messen.
Ein Problem das Sony hat ist der harte Preiskampf, auf den sie sich nicht einlassen. Wo Samsung, LG und Co. sich nur so unterbieten beharrt Sony auf seine Preise. Auch darf man den starken Yen als Währung nicht unterschätzen. Im letzten Jahr haben alle Japaner große Probleme gehabt.
Doch dass es Sony an Innovationskraft fehlt, möchte ich nicht unterschreiben: Sony war immerhin der erste Hersteller, der einen OLED-Fernseher auf den Markt gebracht hat. Doch leider hat man hier ein wenig geschlafen, so dass Samsung und LG mit den neuen 55 Zöllern den „Ruhm“ einfahren werden.
Auch hat Sony mit die besten LED-Fernseher, nämlich welche mit Full-LED-Backlight, die keinerlei Probleme mit der Ausleuchtung haben. Doch auch hier ist der Preis dieser Fernseher das große Manko. Wirklich innovativ war auch der Crystal LED TV, welcher auf der CES 2012 vorgestellt wurde. Nicht zu vergessen die 3D-Display-Brille.
Sony war auch der erste Hersteller, der einen 4K-Beamer auf den Markt gebracht hat. Und der erste 4K-fähige Blu-ray-Player ist auch von Sony. Mit ihren SXRD-Beamern haben sie auch eine sehr, sehr gute Beamer-Technologie am Markt.
Neben der Heimkinosparte gibt es sicher noch andere Bereiche, wo sich Sony nicht verstecken muss. Vielleicht müssen sie sich auf den Preiskampf einlassen und ein bisschen massenkompatibler à la Samsung und LG werden. Sony wird eine harte Zeit durchmachen müssen, denn die Konkurrenz ist besser geworden.
@13 Manuel
Das Hauptproblem für Sony und Andere ehemalige Technikkonzerne ist doch das ihnen die „Stand-Alone“ Produkte Ausgehen bzw Wegbrechen.
Heut kauft niemand mehr massenhaft „HI-FI Türme“, Videorecorder, CD/DVD Player , Videokameras ….. genauso wie Mp3 Player oder seperate Fotoknipsen.
Die ganze Elektronic mit welche sich der Kunde vor 20 Jahren die Schrankwand möbliert hatte inc dem Schreitisch-PC oder Hobby Foto/Film Ausstattung, ist heute schon mehr oder weniger Überflüssig.
Alles konzentriert sich mehr oder weniger auf 2-3 Geräte zur gesamten Mobil und Heimelektronik wie dem Smartphone, PC- Nachfolger oder interaktiven Fernseher und vor allem dem Internet.
[…] ihre neuen Konzepte für dieses Jahr vorgestellt haben. Sony will mit der Xperia NXT-Serie an Erfolge alter Zeiten anknüpfen. HTC versucht es mit seiner “One”-Familie. Für LG gilt vor allem: […]
[…] Nicht mehr lange, und Sandy-Bridge-Modelle dürften wie Blei in den Regalen liegen. Das wird Sonys Probleme so schnell nicht […]