Crowdfunding – was für ein schöner Trend! Er wird uns noch dazu bringen, Hand in Hand auf grünem Gras um den Regenbogen zu tanzen, Gitarre zu spielen und ein Loblied auf die Welt zu singen. Weil sie einfach schön ist und endlich alles gut wird. Gute Projekte werden einfach von jedermann gefördert, und nicht mehr von gelangweilten Bankangestellten abgelehnt, die nur an Rendite denken. Nachteile? Bisher wenige zu erkennen.
Einige der bisher bekanntesten Crowdsourcing-Projekte sind Computerspiele und Independent-Filme. Und jetzt soll ein weiterer Klassiker hinzukommen: Larry Laffer, bekannt aus einer humorvollen Erwachsenen-Spielereihe aus den 80er und 90er Jahren. In den Point-and-Click-Adventures kommt es zu vielen schlüpfrigen und witzigen Situationen.
Der erste Teil der Spielereihe „Leisure Suit Larry“ von Sierra erschien 1987. Das Prinzip ist immer das gleiche: Larry ist ein charmanter Loser Mitte 40, der auf der Suche nach seiner Traumfrau ist, bei der Erfüllung seiner Träume aber immer irgendwie Pech hat. Das letzte echte Adventure unter der Mitwirkung von Larry-Erfinder Al Lowe erschien allerdings schon 1996. Sierra brachte danach noch einige Ableger der Reihe heraus, ohne den alten Erfolg annähernd wiederholen zu können.
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Eine Initiative namens Replay Games hat nun die Rechte an dem Spiel erworben und auch Al Lowe wieder ins Boot geholt. Eine neue Folge von Larry soll erscheinen, die an die alten Erfolge anknüpft. Finanzieren wollen die Macher das via Crowdfunding.
Lowe stellt das Projekt hier in einem Video vor:
Und das Vorhaben scheint bislang zu gelingen. Bereits knapp 150.000 US-Dollar sammelten die Entwickler in den ersten zwei Tagen nach dem Start des Projekts ein. Jetzt bleiben noch 28 Tage, um bis zum 2. Mai die anvisierte Schwelle von 500.000 Dollar zu knacken und das Adventure neu aufleben zu lassen. Spender können sich mit einem Mindesteinsatz von 1 Dollar an dem Projekt beteiligen. Für 15 Dollar erhalten sie eine Ausgabe des Spiels. Wer gar 10.000 Dollar locker macht, wird nach Seattle eingeflogen, darf mit Al Lowe ausgiebig speisen und sich schlüpfrige Witze erzählen lassen.
Der neue Titel der Larry-Reihe soll auch als Browser- und mobile Version zur Verfügung stehen. Die Charaktere erhalten diesmal Stimmen (auch an Synchronisationen wie für Deutsch solle dann gearbeitet werden) und die Grafiken werden erheblich aufgepeppt.
Crowdfunding für Unterhaltungsprojekte scheint sich in der Tat langsam durchzusetzen. Die Filmcrew des deutschen Erotikfilms „Hotel Desire“ finanzierte Dreh und Vermarktung des Films ebenso über Crowdfunding wie die Produktionsfirma Brainpool den „Stromberg“-Kinofilm. In der Computerspielewelt profitierten vor allem Nostalgie-Titel: Das Spiel „Saber Rider and the Star Sheriffs“ der deutschen Entwickler Firehazard finanziert sich vom Geld der Masse.
Lowe und Replay Games ließen sich von einer jüngst sehr erfolgreichen Aktion des Kollegen Tim Schafer inspirieren. Der sammelte für die Spieleschmiede Double Fine Adventures dank einer ausgeklügelten Marketing-Aktion statt der gewünschten 400.000 letztlich 3,3 Millionen Dollar via Kickstarter ein. Damit soll ein neues Point-and-Click-Adventure entstehen. Auch Larrys Comeback dürfte eigentlich nur noch Formsache sein. Wird er es diesmal schaffen, die Frau seines Lebens zu finden und mit ihr um den Regenbogen zu tanzen? Ihr habt es mit in der Hand.
(Jürgen Vielmeier, Grafiken: Replay Games, Sierra)