Wirtschaft

Unternehmensstruktur: Gründer müssen ihre Rolle finden

Gründer Rolle Start-up Unternehmen
Adobe Stock/ mojo_cp
geschrieben von Carsten Lexa

Auch wenn es nicht immer offensichtlich ist, erfüllt normalerweise jeder Gründer eine bestimmte Rolle im Unternehmen. Aber warum ist das so?  Und wie findet man seine Rolle? Dazu anbei einige Anregungen.

Eine Rolle im Gründerteam zu finden bedeutet, dass jedes Teammitglied seine spezifischen menschlichen Qualitäten und Fähigkeiten kennt und optimal einsetzt. Das geht über formale Titel und funktionale Aufgaben hinaus. Vielmehr geht es darum, die individuellen Stärken zu nutzen, um das Team und das Unternehmen voranzubringen.

In einem Gründungsteam nehmen die einzelnen Personen im Laufe der Zeit bewusst oder unbewusst unterschiedliche Rollen ein. Dabei zeigen Gründer in ihrer jeweiligen Rolle bestimmte Verhaltensweisen.

So finden Gründer ihre Rolle in einem Start-up

Der „Visionär“ ist beispielsweise derjenige, der das große Ganze sieht, neue Ideen entwickelt und andere inspiriert. Dieses Teammitglied hat die Fähigkeit, andere zu motivieren und auf eine gemeinsame Richtung einzuschwören.

Der „Umsetzer“ hingegen ist praktisch veranlagt und sorgt dafür, dass aus Ideen Taten werden. Er ist detailorientiert und organisiert, sorgt dafür, dass Projekte rechtzeitig abgeschlossen werden und hält das Team auf Kurs.

Der „Kreative“ bringt innovative Lösungen und neue Perspektiven ein. Diese Person ist bekannt für ihre Fähigkeit, kreative Ansätze zu entwickeln und außerhalb bekannter Wege und Prozesse zu denken.

Der „Kommunikator“ ist das Bindeglied im Team und sorgt dafür, dass alle auf dem gleichen Stand sind und Missverständnisse vermieden werden. Er ist oft auch derjenige, der für gute Stimmung und Harmonie sorgt, Konflikte löst und das Team moralisch unterstützt. Der „Netzwerker“ ist oft auch ein guter Kommunikator, der Beziehungen aufbauen und pflegen kann.

Analytiker, Antreiber und Supporter

Wichtig im Team ist auch der „Analytiker“. Er ist derjenige, der Daten und Fakten liebt und Entscheidungen auf der Grundlage von Analysen trifft. Er ist oft der kühle Kopf im Team, der in kritischen Situationen rational bleibt und auf Logik setzt.

Der „Antreiber“ ist derjenige, der das Team ständig vorantreibt und viel Energie mitbringt. Er kann das Team aus Komfortzonen herausholen und dafür sorgen, dass alle immer nach dem nächsten Ziel streben.

Der „Supporter“ schließlich ist derjenige, der anderen hilft, ihr Bestes zu geben. Diese Person ist einfühlsam, unterstützend und immer bereit, anderen unter die Arme zu greifen.

Diese – natürlich vereinfachten – Rollen im Team sind in ihrer Gesamtheit wichtig, um die unterschiedlichen Stärken der Teammitglieder optimal zur Geltung zu bringen. In einem Start-up müssen die Gründer viele verschiedene Situationen meistern.

Setzt sich das Team dann aus unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammen, die verschiedene Rollen ausfüllen, hilft dies dem Team nicht nur flexibel zu bleiben, sondern auch belastbar mit Stresssituationen umzugehen. Jeder Menschentyp trägt dazu bei, das Team zu stärken, damit Herausforderungen gemeistert werden können.

Gründer: Ansätze für die Identifikation einer Rolle

Es ist jedoch nicht immer klar, welche Rolle die einzelnen Mitglieder eines Gründerteams spielen. Dies zu erkennen ist jedoch eine wichtige Aufgabe für ein Gründerteam, wenn es seine volle Stärke erreichen will. Gründer tun daher gut daran, zu verstehen, wie die verschiedenen Rollen identifiziert werden können. Es gibt jedoch bestimmte Signale und Verhaltensweisen, die bei der Rollenidentifikation helfen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Identifikation der einzelnen Rollen nicht immer klar und eindeutig ist. Menschen können mehrere Rollen einnehmen, und manchmal sind diese Rollen nicht eindeutig identifizierbar.

Der Visionär ist oft derjenige, der in Meetings die besten Ideen hat und über die Zukunft des Unternehmens spricht. Er zeigt Begeisterung und Leidenschaft für neue Konzepte und zieht die Aufmerksamkeit auf sich, wenn es um strategische Diskussionen geht.

Der Umsetzer hingegen ist detailorientiert und konzentriert sich auf die praktische Umsetzung der Ideen. Er fragt konkret nach den nächsten Schritten und zeigt eine klare Präferenz für Struktur und Planung.

Der Kreative bringt ungewöhnliche und innovative Vorschläge ein und zeigt eine Vorliebe für unkonventionelle Lösungen. In Diskussionen ist er oft derjenige, der die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet und neue Wege aufzeigt.

Der Kommunikator zeichnet sich dadurch aus, dass er aktiv zuhört, Diskussionen zusammenfasst und sicherstellt, dass alle Teammitglieder Gehör finden. Er achtet auf die Gruppendynamik und greift bei Missverständnissen oder Spannungen ein.

Der Analytiker ist jemand, der immer Daten und Fakten in die Diskussion einbringt. Er hinterfragt Annahmen und sucht nach Beweisen, bevor Entscheidungen getroffen werden. Dieser Typ ist in der Regel ruhig und nachdenklich, nimmt sich Zeit für die Analyse und neigt dazu, logisch zu argumentieren.

Der Netzwerker ist leicht an seinem sozialen Verhalten zu erkennen. Er kennt viele Menschen, stellt häufig Verbindungen her und spricht oft über externe Kontakte und Kooperationsmöglichkeiten.

Motivation und Unterstützung

Der Antreiber ist derjenige, der das Team ständig motiviert und vorantreibt. Er ist wettbewerbsorientiert und spornt das Team an, ehrgeizige Ziele zu erreichen. Manchmal kann er auch ungeduldig wirken, wenn er das Gefühl hat, dass das Team nicht schnell genug vorankommt.

Der Supporter hingegen ist unterstützend und hilfsbereit, er bietet oft seine Hilfe an und kümmert sich um die Bedürfnisse der anderen Teammitglieder. Er zeigt ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und ist oft derjenige, der in stressigen Zeiten beruhigend wirkt.

Um die einzelnen Rollen zu identifizieren, ergibt es Sinn, mit einfachen Beobachtungen anzufangen. Oftmals stellen sich gewissen Regelmäßigkeiten ein, die auf einen bestimmten Persönlichkeitstyp und auf eine bestimmte Rolle schließen lassen.

Auch gezielte Einzelgespräche können zu hilfreichen Erkenntnissen führen. Natürlich werden sich darauf nicht sofort eindeutige Erkenntnisse ableiten lassen. Über einen längeren Zeitraum jedoch werden bestimmte, immer wiederkehrende Verhaltensweisen erkennbar werden.

Zwei hilfreiche Übungen im Team

Schließlich stellt sich die Frage, wie man versuchen kann, bestimmte Rollenmuster zu erkennen. Letztlich geht es darum, ein Gründerteam so stark wie möglich zu machen. Wenn die Rollen bekannt sind und man weiß, welches Teammitglied in welcher Rolle am besten performt, kann ein Gründerteam dadurch an Stärke gewinnen, weil dann nicht mehr Einzelpersonen agieren, sondern das Team durch die Nutzung der individuellen Stärken an Stärke gewinnt. Zwei Übungen, die bei der Rollenidentifikation helfen, möchte ich noch vorstellen.

Die erste Übung ist die Rollenreflexion. Dabei schreibt jedes Teammitglied auf, welche Aufgaben und Tätigkeiten es im Team am liebsten und am wenigsten mag. Diese Listen werden dann im Team diskutiert, wobei versucht wird, die Stärken und Vorlieben der Mitglieder zu identifizieren und eine mögliche Rollenverteilung vorzuschlagen.

Eine zweite Übung ist die Szenarioübung. Das Team erhält ein bestimmtes Szenario oder Projekt, das es gemeinsam bearbeiten muss. Während der Bearbeitung wechselt jedes Mitglied nach einer bestimmten Zeit die Rolle, z.B. vom Visionär zum Umsetzer, vom Kreativen zum Kommunikator. Nach Abschluss der Übung reflektiert das Team die gemachten Erfahrungen und diskutiert, welche Rolle am besten zu den einzelnen Teammitgliedern passt und warum.

Fazit: Gründer und ihre Rolle im Unternehmen 

Das Finden und Akzeptieren der richtigen Rollen innerhalb eines Gründerteams ist entscheidend für den Erfolg eines Start-ups. Wenn jedes Teammitglied seine individuellen Stärken und Neigungen erkennt und optimal einsetzt, kann das Team effizienter und harmonischer arbeiten.

Die Identifikation dieser Rollen erfordert gezielte Beobachtung, offene Kommunikation und Reflexion, um die persönlichen Präferenzen und Fähigkeiten der Teammitglieder zu verstehen.

Für die Gründer ist es wichtig, proaktiv zu handeln und sich intensiv mit den möglichen und tatsächlichen Rollen in ihrem Team auseinanderzusetzen. Je schneller klar ist, wer in welcher Rolle am besten performt und am meisten für das Team leistet, desto schneller kann ein Team seine so gefundenen Stärken ausspielen.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.