BT

Oppo Reno 2 – Neuer King in der oberen Mittelklasse

geschrieben von Nicole Scott

Seit Februar 2020 gibt es die Smartphones von Oppo nun auch endlich offiziell auf dem deutschen Markt zu kaufen. Bisher konnte man sie nur als Grauimport über diverse Quellen beziehen. Dabei war das Oppo R17 Pro ein echter Premium-Killer, wie wir in unserem Test festgestellt hatten. Der Hersteller aus China startet nun mit dem Reno 2 und dem Reno Z den Verkauf in Deutschland. Kann der Neuling den etablierten Platzhirschen von Samsung, Huawei und Co gefährlich werden?

Oppo gehört, wie OnePlus plus die hier eher unbekannten Marken RealMe und Vivo, zum chinesischen BBK Electronics Konzern, der mittlerweile zum zweitgrößten Smartphone Produzenten der Welt aufgestiegen ist. Die gemeinsame Nähe zum Konzern bedeutet auch, dass die unterschiedlichen Marken einige gemeinsame Bauteile besitzen. Allerdings entwickeln die Marken unterschiedliche Varianten des Android Betriebssystems. Auch die Software der Kamera wird zum Beispiel von Oppo getrennt entwickelt.

Design

Wie schon beim Oppo R17 Pro kann man beim Design nicht meckern. Hinten setzt man auf eine sehr hübsche schwarz-glänzende Oberfläche mit einem fluoreszierenden blauen Streifen rund um das Logo. Was gut aussieht, hat allerdings auch leichte Nachteile. Das Telefon ist rutschig und die abgerundeten Kanten helfen nicht dabei, dass Telefon sicher in der Hand zu halten. Nachteilig ist auch, dass die Ultraweitwinkellinse ein bisschen hervorsteht. Der Einsatz einer Schutzhülle behebt das und sorgt für einen guten Halt.

Vorne schaut man auf ein 6,5 Zoll großes AMOLED Display mit einer Auflösung von 1080 x 2340 pixel (19.5:9 ratio, 394 ppi), das sich auch bei starkem Lichteinfall sehr gut ablesen lässt. Das Display hat keine Aussparung für die Frontkamera. Die wird bei Bedarf in Form einer Haifischflosse aus dem Gehäuse ausgefahren.

Auf der rechten Seite befindet sich der „An/Aus“ Schalter, links die beiden „Laut/Leise“ Knöpfe. In Sachen Anschlüsse hat Oppo dem Reno 2 neben dem üblichen USB-C Anschluss auch einen 3.5mm Klinkenanschluss spendiert. Das ist selten geworden, aber sehr zu begrüßen. Im unteren Teil des Displays befindet sich der Fingerabdrucksensor, der sich unter dem Glas versteckt. Es gibt auch eine Gesichtserkennung, die wegen der versteckten Frontkamera aber etwas langsam ist.

Leistung

Das mir von Oppo zur Verfügung stellte Reno 2 hat einen Qualcomm SDM 730 G Prozessor mit acht Kernen. Das „G“ steht für „Gaming“, denn diese Version des 730er kann etwas mehr Leistung abrufen, wenn es gefordert ist. Mit der CPU liegt man schon im oberen Bereich, allerdings hinter den Prozessoren von Apple (ab A10X ) aufwärts und auch hinter dem Samsung Exynos 9825, der im Samsung Galaxy Note 10 versteckt ist. Auch die hausinterne Qualcomm Konkurrenz (850 und 855) ist etwas flotter, aber da bewegt man sich auch bei Smartphones in der 1000 Euro Liga. Von daher hat Oppo schon das Beste gewählt, was man in der oberen Mittelklasse finden kann.

8 GB Ram sorgen dann zusätzlich dafür, dass die Operationen alle sehr flüssig ablaufen. Ich hatte bisher nicht einmal den Eindruck, dass es an Leistung fehlte, selbst wenn ein Dutzend Apps im Hintergrund werkelten. Allerdings kann das Smartphone, ruft man die volle Leistung ab, schon mal etwas warm werden. Abgesehen davon, ist man mit Oppo für die nächsten zwei, drei Jahre auf jeden Fall ausreichend flott unterwegs.

Akku

Das Reno 2 verfügt über einen 4000mAh Akku und damit eigentlich über eine ausreichend dimensionierte Stromquelle. Dazu kommt ein sehr aggressiver Stromsparmodus, der den Energiebedarf des Smartphones eindämmen soll. Doch der hat leider einige Nachteile (Siehe Software). Auch ohne den Sparmodus kommt man mit dem Gerät bei normaler Nutzung einigermaßen gut über Tag. Als Stromfresser haben sich ein eingeschaltetes NFC und Bluetooth Kopfhörern erwiesen. Allerdings war das vor einem größeren Update (Version EX_11_A_30 vom Januar, ausgeliefert im der ersten Februarwoche) und in der kurzen Zeit konnte ich das nicht erneut testen.

Bei einem langem und harten Arbeitstag sollte man einen Ersatzakku dabei haben. Wenn man das Gerät früh morgens vom Strom nimmt, dann den ganzen Tag einer Messe rumläuft, Chatdienste, Facebook, Twitter, Instagram und vor allem die Kamera sehr intensiv nutzt, wird es gegen Abend dann schon unangenehm eng. Zeigt der Akku nur noch 25 Prozent Restladung an, geht es auch überraschend schnell bergab Richtung 10 Prozent.

Das Reno 2 verfügt über einen Schnellader mit der von Oppo entwickelten VOOC Technologie, die mit 5 V / 5 A lädt. Das ist schon ordentlich schnell, aber nicht so flott wie die „SuperVOOC“ Sache, die das R17 Pro hatte. Allerdings hatte die auch den Nachteil, dass die absurd hohe Ladegeschwindigkeit nicht gerade förderlich für die Gesundheit des Akkus war. Die VOOC 3.0 Version lässt es ein bisschen gemächlicher angehen, aber nach 15 Minuten hat man rund 20 Prozent aufgeladen. Das reicht dann, um über den Tag zu kommen. Positiv ist auch zu vermerken, dass sich die Akkuleistung nach ein paar Ladevorgängen nach oben entwickelte und dort auch blieb. Ein Nachlassen der Leistung konnte ich in den zwei Monaten des Tests nicht bemerken.

Software

Das Reno 2 setzt auf die von Oppo entwickelte „ColorOs“ Software. Dabei handelt sich um eine Variante von Android 9 (Pie). Netterweise hat man mit der 6er Version dann auch mal einen App Drawer eingesetzt, so dass der Bildschirm jetzt nicht mehr völlig mit Apps zugekleistert wird. Die Bedienung ist auf der ersten Ebene intuitiv und einfach. Etwas verschachtelter wird es dann, wenn man sich in die Tiefen der Untermenüs begibt. Hier ist einiges dann auch etwas unlogisch sortiert, aber man gewöhnt sich dran.

Genervt hat von Anfang an der vom Werk aus eingeschaltete Stromsparmodus. Der soll eigentlich dafür sorgen, dass selten genutzte Apps nicht unnötig den Akku leer saufen und Apps, die öfter aufgerufen werden, Strom sparende Schranken verwiesen werden. Allerdings ist die Grundeinstellung des Service so brutal, das gar nichts mehr geht. Selbst WhatsApp Benachrichtigungen kamen nicht mehr durch. Oppo empfiehlt, dass man dem knallharten Wächter die Kontrolle über einzelne Apps entzieht, allerdings ergab das bei mir keine Veränderung. Ich habe den Modus dann komplett deaktiviert.

Die Software läuft stabil. Komplette Abstürze habe ich nicht erlebt, wohl aber manchmal eine kurze Verzögerung beim Laden bestimmter Apps. Ob das an den Apps oder ColorOS lag, konnte ich nicht feststellen. Ein kleiner Bug ist mir allerdings untergekommen. Mehrfach verlor das Smartphone den Kontakt zu meinem Bluetooth Kopfhörern (Sony WH-1000XM2). Die Verbindung geht ab und zu einmalig verloren, stellt sich aber nach einigen Sekunden wieder selber her. Dieses Phänomen hatte ich beim Vorgänger (Oppo R17 Pro) nicht. Auch die verschiedenen Updates brachten keine Verbesserung. Die Drop-Outs passieren merkwürdigerweise auch nicht immer und wenn sie auftauchen auch nur einmal pro Verbindung.

Was die Updates betrifft, so liefert Oppo bisher gute Arbeit ab. Sie erscheinen ungefähr im Monatsrhythmus und bringen das Smartphone auf das aktuelle Patchlevel von Google. Ein Update auf Android 10 inklusive der neuen ColorOS 7 Version ist angekündigt, die ersten Testversionen wurden aus ausgewählte Beta-User im Januar verteilt.

Kamera

Die Kameras sind das Herzstück des Reno 2. Oppo hat sich nicht lumpen lassen und gleich eine ganze Reihe von Kameras verbaut. Die 48-MP-Kamera hat einen optischen Bildstabilisator und eine Blende von F1.79. Unterstützt wird die Hauptkamera von einer 13-MP Zoomkamera. Der 2x-Zoom ist optisch, die 5x-Vergrößerung allerdings nicht, was sich bei der Bildqualität sofort bemerkbar macht. Ebenfalls unterstützend ist ein 2-MP Tiefensensor, der im Portraitmodus dazu geschaltet wird und für ein sehr schönes Bokeh sorgt.

Die 8MP-Weitwinkelkamera liefert gute Ergebnisse, mit leichten Schwächen an den Rändern, die unscharf werden können. Sie ist aber eine schöne Ergänzung, auch wenn sie nicht mit den Kameras der Premiumklasse mithalten kann.

Innerhalb des leider etwas unübersichtlichen Kameramenüs versteckt sich auch der Nacht-Modus. Im Gegensatz zum jenem im Oppo R17 Pro ist er weniger aggressiv ausgefallen und überzeichnet die Bilder nicht mehr mit einem zu knalligen HDR-Effekt. Die Lichtausbeute ist gut, so dass man auf den LED-Blitz fast immer verzichten kann.

Nicht ganz so zufrieden war ich mit der Frontkamera. Bei Tageslicht macht die 16-MP Kamera gute Fotos, bei schlechten Lichtverhältnissen sieht es allerdings nicht ganz so gut aus. Das hat mich etwas überrascht, denn der Vorgänger machte hier eine bessere Figur.

So schön es auf der einen Seite ist, dass die Frontkamera versteckt ist und kein Teardrop das vordere Display stört, so nervig ist es allerdings auch. Die Kamera fährt zwar recht flott aus, braucht aber doch einen Moment. Deswegen verzichte ich auf die Gesichtserkennung und nutze nur den Fingerabdrucksensor. Störend ist auch, dass sich in Zwischenräumen zwischen dem Gehäuse und der Kamera immer jede Menge Staub ansammelt. Den muss man, bevor man ein Foto macht, immer erst mal wegwischen. Was der Staub auf Dauer in dem Schacht anstellt, ist auch eine ungeklärte Frage.

Positiv sind die Videos zu bewerten. Dank des optischen Bildstabilisators gelingen die Aufnahmen auch mit einer etwas unruhigen Hand sehr gut. Die Videos werden in 4k aufgezeichnet, aber nur mit 30fps. Sehr gut ist allerdings das eingebaute Mikrofon. Wie beim Samsung S10+ verfügt das Oppo über ein Mikrofon, dass sich mittels Fokussierung auf den Sprecher konzentriert. Nebengeräusche werden so etwas reduziert. Bei meinen Videos steht die Kamera in einem Raum, der leicht hallt, was aber im Video nicht zu hören ist. Vor allem für YouTuber, TikTok etc. ist die Videokamera ein absolutes Kaufargument.

Über den Autor

Nicole Scott