Das letzte iPad Pro kam im Oktober 2018 auf den Markt – das neue Modell sieht dabei nicht wirklich anders aus, es besitzt ebenfalls ein All-Screen-Design mit Face ID und ist als 11- und 12,9-Zoll-Variante verfügbar. Es verwendet den A12Z Bionic-Chip und auf der Rückseite befinden sich neben der Kamera zusätzlich noch eine Ultraweitwinkelkamera, bessere Mikrofone und ein Lidar-Modul. Doch ohne Letzteres wäre das neue iPad Pro wohl deutlich weniger aufregend.
Darüber hinaus hat Apple das Magic Keyboard vorgestellt – eine Tastatur mit Scharnieren, die einen Betrachtungswinkel von 120 Grad ermöglicht. Die Tasten haben einen Tastenhub von 0,7 mm und nutzen die beliebte Scherenmechanik. Apple rüstet sich also für einen Showdown mit dem Microsoft Surface.
Alles in allem ein ganz normales Update – abgesehen vom Lidar.
Was ist Lidar?
Lidar steht für „Light Detection and Range“ – das Modul sendet einen Laserimpuls aus und ein Sensor misst die zurückreflektierten Lichtpartikel (Photonen). Da die Lichtgeschwindigkeit eine bekannte Konstante ist, kann der Sensor exakt messen, wie lange das Licht unterwegs war.
Lidar kommt vor allem in selbstfahrenden Autos zum Einsatz und dient dazu, die Entfernung von Hindernissen zu ermitteln. Waymo nutzt insgesamt vier dieser Lidar-Sensoren und Apple merkte an, dass die Technologie so fortschrittlich ist, dass selbst die NASA sie verwendet. Tesla ist übrigens einer der wenigen Autohersteller, die nicht auf Lidar setzen.
Auch „Project Titan“, das selbstfahrende Auto von Apple soll angeblich Lidar nutzen. Gerüchten zufolge soll das Feature auch auf der nächsten iPhone-Generation zum Einsatz kommen.
Welche Funktion erfüllt Lidar im iPad Pro?
Der Lidar-Sensor des iPad Pro kann die Entfernung von Objekten messen und dabei eine Reichweite von fünf Metern – das Feature funktioniert sowohl drinnen als auch draußen. Mit dem neuen A12Z Bionic-Chip kann der Sensor laut Apple die Photonen im Nanosekundenbereich messen und die Daten auswerten.
Wofür kann Lidar verwendet werden?
Im Moment gibt es noch wenige Anwendungsmöglichkeiten, aber ihr könnt zum Beispiel euer Wohnzimmer mit virtueller Lava füllen. Es liegt nun an den App-Entwicklern, neue Software zu erstellen – der Grund für diesen Schritt könnte Gerüchten zufolge eine AR-Brille sein.
Der einzige Nutzen von Lidar liegt nun einmal in Augmented Reality-Features.
Bereits 2017 hatte Apple das ARKit veröffentlicht, mit dem sich im Handumdrehen AR-Apps entwickeln lassen. Jetzt wurde außerdem ein neues Geometrie-Interface hinzugefügt, das den Lidar-Sensor des iPad Pro nutzt.
Was bedeutet das für Apps?
Entfernungsmessungen laufen mit einem Lidar-Sensor deutlich präziser ab – ihr könnt außerdem die von Apple entwickelte Maßband-App nutzen, um mit der Kamera Gegenstände zu messen.
Entwickler arbeiten bereits an den ersten Apps – mit der IKEA Place Studio Mode-App, die im Laufe des Jahres erscheinen wird, könnt ihr zum Beispiel virtuelle Möbelstücke im raum platzieren. Updates für die Complete Anatomy-App können Physiotherapeuten dabei helfen, ihre Patienten besser zu behandeln. Mit Shapr 3D lassen sich so nun 3D-Raumpläne erstellen und mit der App Hot Lava könnt ihr euren Boden in virtuelle Lava verwandeln.
In Zukunft wird es viele neue Anwendungsfälle für Augmented Reality geben – beispielsweise könnten Kunstgalerien auf diese Weise ihre Bilder verkaufen. AR ist eine Technologie, die noch immer nach einer passenden Nische sucht – aber wer weiß, jetzt, da wir aufgrund des Coronavirus mehr Zeit zuhause verbringen müssen, könnte sich das schon bald ändern.
Noch gibt es für die Lidar-Technologie nur wenige Anwendungsmöglichkeiten, doch aufgrund der aktuellen Lage könnten sich schon bald neue Wege auftun, um Erlebnisse und Objekte aus der virtuellen Welt mit der echten Welt zu verbinden.
Die Welt braucht neue Lösungen, um sich digital zu verknüpfen – möglicherweise kommt Apple genau zum richtigen Zeitpunkt.