In diesem noch jungen Jahr wird man an einem Trend nicht mehr vorbei kommen. Sollte man auch gar nicht, denn da will uns jemand helfen und ein Urproblem des Informationszeitalters lösen: Der alltägliche Papierkrieg soll in diesem Jahr endlich über den Jordan geschickt werden. Rechnungen, Bescheinigungen, Kassenzettel, alle Arten von Dokumenten sollen an einer Stelle archiviert werden, an der sie uns nicht mehr im Weg herumliegen: in der Cloud.
Ein ganzer Haufen junger Unternehmen macht sich derzeit auf, diesen Markt mit einem jeweils eigenen Ansatz zu erobern, und interessanterweise geht ein großer Teil dieser Bewegung von Deutschland aus. Fastbill aus Essen etwa will die einst papierne Kunden- und Lieferantenkommunikation auf das Web verlagern. Reposito aus Karlsruhe hilft dabei, Kassenzettel einzuscannen – oder sie gar nicht erst auszudrucken. Dropscan scannt lästige Dokumente für uns, damit wir sie los sind. Doctape, Doo und Smarchive wollen zur Sammelstelle für Dokumente werden. Memonic, Evernote und Springpad wollen unsere Ideen online archivieren, die wir sonst irgendwo hingekritzelt hätten. Mit etwas Glück könnte Ende des Jahres nichts mehr so sein, wie es einmal war: dem Papier wird gleich an mehreren Fronten der Krieg erklärt.
Krempel einfach wegschicken
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Die einen bemühen sich um Papiervermeidung. Die anderen versuchen Licht in das Papierchaos zu bringen, das trotz aller Bemühungen dennoch anfällt. Oder schon angefallen ist. Lästige Dokumente etwa, die man nirgendwo ablegen mag, aber dennoch nicht einfach entsorgen kann, sind Garantie-Erklärungen und Gebrauchsanweisungen. Die Apps MeinInventar und Garanbo versprechen, Ordnung da hinein zu bringen. Hier ist allerdings ein hohes Maß an Ordnungsliebe und Eigeninitiative gefragt. Nahezu paradiesisch klingt da der Ansatz von Dropscan: Man verschickt den ganzen Krempel mit der Post und ist ihn ein- für allemal los.
Der Dienst sammelt die Dokumente außerdem an einer Stelle und macht ihn in der Cloud verfügbar. Ein Ansatz, den auch die beiden Dienste Doctape und Smarchive verfolgen, die inzwischen im Closed-Beta-Status sind. Doctape archiviert alle möglichen Arten von Dateien und bietet die Möglickeit, sie mit anderen zu teilen. Die Hannoveraner gehen damit also in die Richtung der Online-Speicher wie Drobox, SugarSync und auch RapidShare. Ein Fokus liegt aber auf der Verwaltung von Dokumenten. Der Start von Doctape verheißt Gutes: Der Dienst hat eine angenehme Weboberfläche und machte bei uns im Kurztest einfach Spaß.
Mehr an den privaten Bedarf ausgerichtet, hat sich der Mitbewerber Smarchive aus München, der Dokumente in einer ansprechenden Weboberfläche archiviert. Entweder chronologisch oder im Kalenderformat. Zusatzschmankerl: Smarchive kann die Daten aus Dokumenten aufschlüsseln und strukturieren, um etwa in einem Diagramm anzuzeigen, wie hoch die Telefonrechnungen der letzten 12 Monate gewesen sind.
Zentrale Sammelstelle für Rechnungen und Co.
Und dann wäre da noch Doo. Das Bonner Startup, das im Dezember dank einer Kapitalspritze in Höhe von 5,2 Millionen Euro für Aufmerksamkeit sorgte, will die Private Beta seiner Mac-Version am 15. Februar starten. Am 20. März soll der Startschuss für die Public Beta erfolgen. Das Unternehmen hält sich noch bedeckt, wie die Software genau aussehen soll. Erste Entwürfe deuten in Richtung einer Desktop-Software, die sich optisch zwischen Datei-Manager und E-Mailprogramm bewegt und Dokumente in der Cloud sichert. Es soll Schnittstellen zu den „Verursachern“ von Dokumenten geben: ein Client soll die Rechnungen etwa von einem TK-Anbieter wie der Telekom abholen und ohne Zutun des Nutzers speichern.
Von der Oberfläche her würde Doo damit dem Webclipper Evernote ähneln. Dieser verwaltet Schnipsel, die man entweder mit dem Browser gesammelt oder in Form einer Notiz mit dem Smartphone, der Weboberfläche oder einem Tablet angelegt hat. Der Dienst sorgt damit dafür, dass Papier gar nicht erst entsteht. Nebenbuhler Memonic will das gleiche erreichen. Springpad verspricht, solche Daten nicht nur zu speichern, sondern zu strukturieren. Und dann gäbe es da noch ein Tool wie den Dropbox Automator von Wappwolf, der Dokumente aus sozialen Netwerken automatisch in der Dropbox ablegt. Otixo schließlich ist eine App, die Dateien aus mehreren Online-Speichern wie eben Dropbox an einer Stelle sammelt.
Zettelwirtschaft raus aus dem Haus
Worum es geht: Papier vermeiden, Dokumente archivieren, die Informationen daraus clever strukturieren, vorhandenes Papier digitalisieren und entsorgen. Auf dass keine Schnipselchen mehr auf unserem Schreibtisch oder in irgendwelchen Schubladen herumfliegen. Der Beitrag hier ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Feldzug gegen das Papier, der an vielen Fronten geführt wird. Xing Beam etwa oder TimeKiwi schicken sich an, die Visitenkarte überflüssig zu machen. Online-Journalismus hilft, Zeitungspapier zu vermeiden…
Stellt euch vor, es gäbe irgendwann eine Lösung, die alle Dokumente von euch archiviert, die binnen eines Jahres angefallen sind. Sie werden sortiert, mit dem Kontoauszug abgeglichen, von einem Steuertool geprüft und per Elster an das Finanzamt geschickt. Eine Steuererklärung ohne Zettelwirtschaft und Paragrafen. Millionen Menschen wären von einer ihrer größten Alltagssorgen befreit.
Das Papier wird deswegen nicht aussterben – was gut ist. Manche Dinge schreibt man eben besser mit der Hand auf. Bewiesen ist ja auch, dass man sich besser konzentrieren kann, wenn man beim Telefonieren irgend etwas auf ein Stück Papier kritzelt. Aber der Ansatz, die ungeliebte Papierbürokratie aus unseren Haushalten zu verbannen, ist ein höchst ehrenwerter Zug. Einen Orden dem, der das möglichst elegant, umfassend und vor allem schnell schafft! Im Laufe dieses Jahres dürften wir da sehr gute Ansätze sehen.