Was bitte ist denn da los? Wenn wirklich Google dahinter steckt, dann wirft das ein fragwürdiges Licht auf den Webkonzern: Die Betreiber der offenen Kartensammlung Open Street Map berichten in einem Blogeintrag über eine Manipulation am eigenen Kartenmaterial – über eine IP-Adresse von Google. Es sei die gleiche IP-Adresse aus Indien, von der aus auch die kenianische Website Mocality vergangene Woche einen Datenmissbrauch durch Google beklagte. Google-Mitarbeiter kopierten Daten der Wirtschaftsbörse und boten sie kenianischen Unternehmen als eigenen Premium-Service an.
Im Falle des Google-Maps-Konkurrenten Open Street Map (OSM) wurde laut der Initiative Material gelöscht, kopiert, mutwillig verschlechtert oder falsches Material eingeschleust. So sei etwa an einigen Einbahnstraßen die Richtung umgekehrt worden. 102.000 Zugriffe auf das Material habe es seit vergangener Woche Donnerstag von 17 Accounts mit der gleichen IP-Adresse gegeben, schreiben die OSM-Betreiber OpenGeoData. Dort wundert man sich darüber, da man mit Google bislang gut zusammengearbeitet hatte.
Ein Subunternehmer?
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Google sagte gegenüber dem Techblog ReadWriteWeb, man untersuche den Vorfall. Ähnliches hatte man vergangenen Woche im Fall Mocality angekündigt. Über diesen Vorfall sei man „beschämt“, sagte Google-Manager Nelson Mattos. Man habe sich bereits dafür entschuldigt.
So ganz mag man nicht glauben, dass Google es wirklich nötig hat, kleine kenianische Startups oder harmlose Open-Source-Initiativen zu manipulieren. Es klingt eher, als wäre eine Filiale von Google außer Rand und Band geraten. Nicht undenkbar auch, dass jemand die IP-Adresse gekapert hat. Anderswo wird auch ein Subunternehmer dafür in die Pflicht genommen. Google hat richtig reagiert, nichts abzustreiten, sondern erst einmal eine Untersuchung anzukündigen. Hier werden der Schuldige hoffentlich schnell gefunden und solche Praktiken unterbunden. Dass der Webriese Konkurrenten auf so plumpe Art und Weise vom Markt drängen will, kann und darf einfach nicht sein.
(Jürgen Vielmeier)