Als der Opel Corsa im September vorgestellt wurde, ist er mir vor allem deswegen aufgefallen, weil er als Elektroauto vorgestellt wurde – obgleich man ihn auf Wunsch auch mit Verbrennungsmotor erhält. Ich fand das eine mutige Ansage und habe mich daher darum bemüht, an den Fahrvorstellungen des Corsa dabei zu sein.
Bis wir den Corsa mit Elektroantrieb fahren können, müssen wir uns noch bis Frühjahr 2020 gedulden, aber um die Zeit bis dahin zu überbrücken, habe ich mir schon mal die Modelle mit Verbrennungsmotor angeschaut und bin sie Probe gefahren. Somit können wir nun auch die Unterschiede zwischen den beiden Antriebsvarianten besser beurteilen.
Als ich die Einladung für das Fahrevent in Kroatien zusammen mit dem Hinweis erhielt, dass der Corsa E noch nicht zu fahren sei, war ich ehrlich gesagt erst ein wenig skeptisch, ob sich die Reise lohnen würde. Im Nachgang zur eigentlichen Vorstellung des Corsa hat Opel auch immer wieder davon gesprochen, dass man mit dem Corsa Technologie einem möglichst breiten Kundenspektrum zugänglich machen möchte; dies hat mich dann doch wieder neugierig auf die sechste Generation des Corsa gemacht.
Demokratisierung von Technologien: Moderne Assistenzsysteme und Matrix-Licht
Tatsächlich ist der Corsa mit Technologien ausgestattet, welche man sonst eigentlich nur aus höheren Fahrzeugklassen kennt. Dies bedeutet nicht nur ein deutliches Plus an Komfort, sondern auch an Sicherheit.
Corsa mit Kamera und Radar
So vermutet man die Kombination von kamera- und radarbasierten Sensoren sonst nicht in der Kleinwagen-Klasse. Der automatische Geschwindigkeitsassistent macht das Fahren komfortabel, indem er die voreingestellte Geschwindigkeit per Tempomat hält und diese variabel an jene eines eventuellen vorausfahrenden Fahrzeuges anpasst; im Falle eines Staus auch bis zum Stillstand, vorausgesetzt, ihr entscheidet euch für eine Variante mit Automatikgetriebe.
In Kombination mit dem Spurhalte-Assistenten, welcher nicht nur mit einem Blinksymbol vor unbeabsichtigtem Spurwechsel warnt, sondern das Fahrzeug auch durch eine spürbare Gegenlenkbewegung auf dem rechten Weg hält, wird das Fahren auf der Autobahn und auf gut ausgebauten Landstraßen deutlich komfortabler, als man es eigentlich von einem Wagen dieser Klasse erwartet.
Und selbst jetzt ist die Liste an weiteren Assistenzsystemen noch lang: vom Tote-Winkel-Warner über das automatische Bremssystem (Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung sowie Fußgänger- und Radfahrererkennung) bis hin zur Müdigkeitserkennung und einem Parkpiloten mit Flankenschutz.
Während meiner mehrtägigen Testfahrt konnte ich feststellen, dass sämtliche im Corsa integrierten Systeme genauso gut funktionieren, wie man es von Modellen höherer Klassen kennt.
Lichtrevolution im Corsa: Blendfreies IntelliLux LED Matrix Licht
LED Matrix Licht ist natürlich keine neue Technologie, wir kennen sie bereits aus vielen Wagen der Ober- und Mittelklasse. Im Kleinwagensegment jedoch, welchem auch der Corsa zugeordnet wird, kann man doch von einer Revolution sprechen.
Sobald der Corsa die Stadtgrenze passiert, springen die Scheinwerfer des blendfreien IntelliLux LED® Matrix-Lichts in den Fernlichtmodus. Die insgesamt acht LED-Elemente werden von einer hochauflö-senden Frontkamera der neuesten Generation gesteuert und passen dann den Lichtstrahl automa-tisch und kontinuierlich der jeweiligen Verkehrssituation und Umgebung an. Vorausfahrende sowie entgegenkommende Autos werden im Bedarfsfall vom Lichtkegel einfach „ausgeschnitten“. Damit ist der Blendeffekt gleich null und die Fahrer haben beste Sicht. Die wegweisende LED-Matrix-Technologie macht das Verkehrsgeschehen bei Dunkelheit so übersichtlicher und sicherer. Die Autofahrer können durch die optimale Ausleuchtung eventuelle Hindernisse oder Tiere jene „entscheidende Sekunde“ früher sehen und damit entsprechend besser reagieren.
Darüber hinaus ergänzen erstmals auch extra-sparsame LED-Scheinwerfer das Portfolio, die im Abblendlicht-Modus jeweils lediglich 17 Watt verbrauchen. Das entspricht einer Energieeinsparung von rund 80 Prozent gegenüber Halogen-Lampen, welche für das Abblendlicht rund 70 Watt je Scheinwerfer schlucken. Dabei müssen Opel-Kunden keinerlei Kompromisse bei der Lichtleistung eingehen. Ganz im Gegenteil: Dank einer speziellen Reflektortechnik machen auch die neuen LED-Scheinwerfer die Nacht zum Tag.
Ich hatte mich während der Veranstaltung mit Ingolf Schneider unterhalten, der beim Corsa für alles verantwortlich ist, was leuchtet. Im Zuge des Gesprächs hat dieser noch einmal besonders die kompakte Bauform des LED-Moduls hervorgehoben.
Dabei befinden sich die acht LEDs, je vier für Fern- und vier für Abblendlicht, in nur einem einzigen Modul. Die kompakte Bauform war nötig, um den kompakten Abmessungen des Corsa gerecht zu werden.
Aufgrund des frühen Sonnenuntergangs hatte ich auch mehrfach die Möglichkeit, das IntelliLux des Corsa zu testen. Natürlich ist der Matrix-Effekt mit nur vier Fernlicht LEDs ein wenig breiter, als man es von Fahrzeugen aus einer höheren Klasse kennt, aber der Nützlichkeit des Systems bereitet dies keinen Abbruch. Tatsächlich kann man den Wagen fast ausschließlich mit der Fernlichtautomatik fahren und bekommt auf Landstraßen eine deutlich bessere Ausleuchtung.
Digitales Cockpit auf der Höhe der Zeit
Natürlich steht bei einem Fahrzeug der Kompaktklasse das Infotainmentsystem nicht im Hauptfokus. Aber auch hier liefert Opel ein solides System ab, welches einen zwar einen nicht in Begeisterung ausbrechen lässt, sich aber auch keine großen Schwächen leistet.
Das von mir getestete Multimedia Navi Pro kommt mit einem 10‘‘ Touchscreen und einigen Menüschnellwahltasten. Das Display ist leicht Richtung Fahrer geneigt und lässt sich gut bedienen und ablesen. Ähnlich wie die Verwandtschaft aus dem PSA-Konzern basiert es auf einer TomTom Navigation, die in Verbindung mit OpelConnect auch Funktionen wie Live-Navigation, Tankstellenpreise und Wetter-Informationen zumindest ein Mindestmaß an Connected-Features bietet.
Tatsächlich würde – zumindest ich als Geek – mir gerade hier etwas mehr Konnektivität-Features wünschen.
Mit einem gekoppelten Smartphone mit MyOpel App könnt ihr auch eure Fahrten erfassen und auswerten. Dies könnte vielleicht für den ein oder anderen, der gerne seine Daten übersichtlich hält oder vielleicht sogar ein Fahrtenbuch für die Arbeit braucht, ein nettes Feature darstellen.
108 kg abgespeckt und windschnittiger
Stolz war man bei Opel auch darauf, dass man den neuen Corsa auf Diät gesetzt hat, denn verglichen mit seinem Vorgänger ist der neue Corsa in der leichtesten Version um 108 kg leichter und liegt damit sogar unter der „magischen“ 1.000 kg Marke.
So bringt auch die Rohkarosserie rund 40 kg weniger auf die Waage und die kompakten Dreizylinder-Benzinmotoren wiegen rund 15 kg weniger als die Vierzylinder der Vorgängergeneration. Als weitere Folgen der Schlankheitskur spart die Aluminiumhaube etwa 2,4 kg im Vergleich zur kleinflächigeren Stahlhaube des Vorgängers, und allein dank der neuen Sitzstruktur wird der Corsa insgesamt weitere 10 kg leichter.
Der Corsa ist aber nicht nur leichter, sondern auch windschnittiger geworden. Mit einem Luftwider-standsbeiwert von cW 0,29 und einer im Vergleich zum Vorgänger geringeren Stirnfläche von nur 2,13 m² ist der neue Corsa eines der aerodynamischsten Autos seiner Klasse.
Unter anderem hat man dies mit einem verkleideten Unterboden und dem Heckspoiler erreicht; und ein geringer Luftwiderstand bedeutet weniger Kraftstoffverbrauch und damit verbunden auch niedrigere Emissionen.
Aktiver Aero-Shutter verbessert die Aerodynamik weiter
Darüber hinaus verfügt die neue Corsa-Generation erstmals über einen aktiven Aero-Shutter und damit wieder über eine Technologie, die man bisher nur in teureren Fahrzeugen höherer Segmente findet. Diese Kühlerjalousie öffnet und schließt sich abhängig von Motorentemperatur und Geschwindigkeit.
So bleibt der Aero-Shutter für maximale Kühlung geöffnet, wenn das Auto beispielsweise bei Stop-und-Go-Verkehr betrieben wird oder einen Berg hinauffährt. Sobald ein geringeres Maß an Motorkühlung (wie im fließenden Stadtverkehr) benötigt wird, schließt sich die Kühlerjalousie. Die anströmende Luft wird so gleichmäßiger um die Fahrzeugfront zu den Seiten geleitet, anstatt sich ihren Weg durch den aerodynamisch ungünstigen Motorraum zu suchen.
Fahreindruck Opel Corsa
Eingangs habe ich ja bereits erwähnt, dass ich vor allem wegen des Elektroantriebs neugierig auf den Corsa geworden bin. Nun bin ich aber auch aufgrund der Vielzahl an darin integrierten Technologien und Assistenzsystemen froh, dass ich die Gelegenheit hatte, den Corsa schon einmal mit dem drei Zylinder 1,3 Liter Maschine mit 130 PS in der GS Line zu fahren.
Dabei war ich mit den Fahrleistungen des Corsa sehr zufrieden. Auf der Autobahn ist er dank der erwähnten Assistenzsysteme sehr angenehm zu fahren. Auf den kurvigen Küstenstraßen bereitet das gut abgestimmte Fahrwerk auch einiges an Fahrfreude.
Gerade die Acht-Stufen Automatik hat mich positiv überrascht. Zum einen stellt diese ein weiteres technisches Detail dar, welches man in diesem Segment nicht erwartet, und zum anderen hat sie tadellos ihren Dienst verrichtet. Abhängig vom Fahrmodus Eco, Normal oder Sport merkt man deutliche Unterschiede beim Schaltpunkt und auch bei der Empfindlichkeit des Gaspedals. Die bei dem Automatikgetriebe serienmäßigen Schaltpedale am Lenkrad habe ich persönlich nicht benötigt.
Preislich bewegt sich der Corsa zwischen 13.990 € für das Einstiegsmodell bis hin zu 23.340 € zu der GS Linie in einem Preisspektrum, das für eine breite Masse intressant sein dürfte. Natürlich lässt sich auch hier mit Sonderausstattung der Preis noch ein wenig nach oben treiben, bietet aber dennoch meiner Ansicht nach ein gutes Preis-/ Leistungsverhältnis.
Abschließend kann ich daher festhalten, dass mein erster Eindruck vom neuen Opel Corsa durchweg positiv ist. Besonders die Technikoffensive, von Opel als Demokratisierung von Technologie bezeichnet, hat mir gut gefallen. In meinen Augen ist alles an Technik, was das Fahren effizienter und sicherer macht, ein Schritt in die richtige Richtung und daher begrüßen. Aber ich gebe zu auf den Corsa E bin ich auch schon sehr gespannt, den der Tankdeckel hat bereits jetzt die richtige Größe für den Elektrostecker.
Fotos Jonas Speck