Laptops gibt es schon seit rund 40 Jahren – die Art und Weise, wie wir unsere Notebooks verwenden, hat sich jedoch erst vor sechs Jahren verändert, als Intel das 2-in-1-Notebook voranbrachte. Seitdem können wir unser Laptop auch in ein Tablet verwandeln und müssen es unterwegs nicht mehr im Schoß oder auf dem Tisch platzieren. Und die Tastatur lässt sich teilweise drehen, zusammenfalten oder entfernen. Obwohl Notebooks deutlich vielseitiger geworden sind, hat sich an der Grundformel nichts geändert: sie sind immer noch Displays mit Tastatur.
Bevor wir einen Blick darauf werfen, was notwendig ist, um ein für alle Mal auf die Tastatur verzichten zu können, werden wir uns ansehen, in welche Richtung sich die Notebook-Branche derzeit entwickelt.
Warum müssen sich Laptops weiterentwickeln?
In den vergangenen Monaten haben viele Hersteller neue Konzepte mit unterschiedlichen Formfaktoren vorgestellt. So zeigte Lenovo bereits ein Laptop ohne Tastatur.
Eine der größten Herausforderungen für die Laptop-Branche ist die Tatsache, dass sich unsere Anforderungen an die Geräte verändert haben. Für Dinge wie das Bearbeiten von Dokumenten, das Surfen im Internet und sogar Spiele, verwenden wir mittlerweile Smartphones und Tablets.
Trotz dieser Veränderung haben sich Laptops nicht weiterentwickelt. Viele Anwender halten Laptops für veraltet – die Verkaufszahlen sinken deshalb stetig.
Die Notebooks der nächsten Generation werden Smartphones ähneln
Auf der Computex 2019 sahen wir, dass die nächste Generation von Laptops die besten Aspekte von Smartphones und Tablets in sich vereinen wird, um mit den aktuellen Anforderungen mithalten zu können.
Intel möchte beispielsweise mit Project Athena dafür sorgen, dass sich Laptops genauso schnell aus dem Ruhezustand aufwecken lassen wie Smartphones.
Intel stellte außerdem eine Zukunftsvision unter dem Codenamen „Mohawk River“ vor. Diese Geräte bleiben auch im zugeklappten Zustand eingeschaltet und wissen, ob sich der Besitzer in der Nähe befindet und welche Aufgaben dieser auf dem Laptop ausführen möchte. Das Ganze funktioniert dank einer beeindruckenden Sensorkonfiguration. Der Gedanke, dass mein Laptop mehr über mich weiß als ich, ist irgendwie gruselig, aber auch cool.
Qualcomm strebt währenddessen danach, die Features und Technologie von Smartphones und Tablets in die Laptops von morgen zu integrieren. Mit „Project Limitless”, das in Zusammenarbeit mit Lenovo entstanden ist, stellte der Chiphersteller das weltweit erste 5G-Laptop vor, das dieses ambitionierte Ziel möglicherweise erreichen wird.
Angetrieben von Qualcomms Snapdragon 8CX bietet Project Limitless ein Instant-On-Feature, eine stetige Verbindung zum Internet und ganztägige Akkulaufzeit.
Auch MediaTek kündigte an, an einem Prozessor mit 5G-Unterstützung zu arbeiten, damit auch kostengünstige Mittelklasse-Geräte in den Genuss von 5G kommen können!
Intel hält nicht länger das Laptop-Monopol
Seit Jahren genießt Intel auf dem Laptopmarkt die Monopolstellung. Jedoch erfreuen sich auch AMD-Notebooks in einigen Ländern aufgrund niedrigerer Preise einer gewisser Beliebtheit (zum Beispiel in meinem Heimatland Kanada). In Sachen Performance und Zuverlässigkeit hinkte AMD lange hinterher. Auch ich hatte bereits Probleme mit überhitzten AMD-Laptops und defekten CPUs.
Vor rund zehn Jahren erkannte AMD, dass zusätzliche PCI-Lanes und Hyperthreading nicht der Weg nach vorne sind. Solange sich die grundlegende Technologie nicht weiterentwickeln ließ, kombinierte der Hersteller einfach zwei Prozessoren miteinander (was wohl der Grund für die Überhitzungsprobleme sein könnte). Nach knapp einem Jahrzehnt ist AMD nun ENDLICH eine echte Alternative zu Intel.
Acer bietet nun die neuen Acer Nitro 5- und Swift 3-Modelle mit AMD-CPUs an und Qualcomm treibt Laptops mit Snapdragon-Prozessoren voran. Der Snapdragon 8CX bietet nicht nur 5G-Support, sondern liefert dieselbe Leistung wie ein Intel Core i5 der 8. Generation.
Mehr Auswahl für Verbraucher ist eine gute Sache – vor allem sorgt es dafür, dass die Notebooks der Zukunft nicht mehr nur von Intels Vision geprägt sein werden.
Wie schaffen wir es, die Tastatur loszuwerden?
Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als die Handytastatur für viele nicht wegzudenken war. BlackBerry-Nutzer liebten ihre Tasten und zugegebenermaßen konnte man damit tatsächlich schneller tippen als mit den ersten digitalen Tastaturen.
Dann kam Swype, das jedoch aufgrund von Lizenzproblemen nur auf manchen Geräten verfügbar war. Mittlerweile ist es völlig normal, über die Tastatur zu wischen, um Nachrichten zu schreiben.
Das Smartphone musste in Sachen Display und Touch-Bedienung eine ernsthafte technische Evolution durchlaufen. Notebook-Hersteller haben jetzt den Vorteil, das Nutzerverhalten von Smartphone-Nutzern analysieren zu können.
Display-Hersteller werden einen Weg finden, um das Tastengefühl herkömmlicher Tastaturen auf den Bildschirm zu bringen. Dazu gehören zum Beispiel auch die kleinen Erhebungen auf der J- und F-Taste, die es einem erleichtern, die Tasten zu finden, ohne den Blick vom Bildschirm abwenden zu müssen.
Es gibt jedoch eine entscheidende Technologie, die nützlicher werden muss, um in Zukunft mehr Produktivität zu ermöglichen.
Sprachsteuerung muss nützlicher werden.
Sprachassistenten sind im Moment nicht intelligent genug, um für Unternehmen nützlich zu sein.
Microsoft demonstrierte, wie sich bereits jetzt über einen Sprachassistenten Meeting-Protokolle erstellen lassen. Anschließend erstellte eine KI daraus eine Zusammenfassung. Sobald künstliche Intelligenzen noch intelligenter werden, können sie unsere Kommunikation optimieren und unsere Produktivität auf vielfältigere Weise steigern.
Wer sich jetzt ein Großraumbüro vorstellt, in dem jeder mit seinen Notebooks spricht, wird erkennen, wie weit wir von einer Zukunft ohne Tastaturen entfernt sind.
Das bedeutet aber nicht, dass Sprachsteuerung nicht die Zukunft ist.
5G, Edge und Cloud Computing sind der Schlüssel zu neuen Formfaktoren
Dass wir erst am Anfang dieser Entwicklung stehen, lässt sich an den Prozessoren mit 5G-Support erkennen, die kürzlich angekündigt wurden. Diese werden nämlich die Grundlage für zukünftige Formfaktoren bilden.
5G besitzt das Potential, die Bauart zukünftiger Notebooks zu verändern. Laptops könnten zukünftig auf internen Speicher verzichten und Prozessoren müssten weniger Leistung liefern, da sich die Geräte zunehmend auf die Cloud verlassen könnten.
Die Übertragungsraten von 5G könnten für Innovation in Sachen Formfaktor sorgen. Im Moment konzentrieren sich die Hersteller hauptsächlich auf Fortschritte auf Komponentenebene. Flexible Displays ermöglichen es beispielsweise, die Tastatur mit einem Display zu ersetzen. Aber auch hier gibt es Einschränkungen, denn die Geräte benötigen noch immer herkömmliche Notebook-Hardware.
Wir brauchen umfangreichere Sprachsteuerungsfeatures, die es uns ermöglichen, auf sinnvollere Weise mit unseren Geräten zu interagieren. Wir sind weit von einer alleskönnenden KI entfernt – stattdessen werden wir im Laufe der nächsten Jahre viele verschiedene künstliche Intelligenzen mit speziellen Aufgabenbereichen sehen. Diese Strategie zeichnet sich bereits bei Google und auch bei Microsoft ab.
Auch die Art und Weise, wie wir unsere Daten organisieren und wie wir auf sie zugreifen, muss sich verändern. Nun da Smart Cities und Smart Homes unsere Welt mit Benutzeroberflächen füllen, müssen wir uns nicht nur fragen, wie, sondern auch wo wir auf unsere Daten zugreifen werden.
Im Moment ist das Smartphone unser Tor zur digitalen Welt; da unsere Geräte zunehmend vernetzt sind, können wir uns Gedanken darüber machen, wie wir Notebooks in Zukunft verwenden werden. Dies wird wiederum großen Einfluss auf deren Design und Funktionalität haben.
Um in Zukunft auf eine Tastatur verzichten zu können, muss sich unsere Welt in vielerlei Hinsicht verändern; denn nur so ist eine grundlegende Veränderung in Sachen Produktivität möglich.
Was meint ihr? Wird man die Tastatur euren toten kalten Händen entreißen müssen? Oder könnt ihr euch eine Zukunft ohne Tastaturen vorstellen?