Man kann durchaus zur Einsicht kommen, wenn man mal mit den Menschen aus der „echten“ Welt da draußen spricht. Wie, als mein Onkel neulich zu Besuch war und die oft gestellt Frage fiel: „Was genau machst du nochmal beruflich?“ Irgendwie kamen wir auch auf Blogfinanzierung und damit auf Flattr zu sprechen. Ich versuchte zu erklären: „Das trägt zur Finanzierung bei. Wenn den Lesern ein Beitrag gefällt, können sie auf einen Button klicken und dem Blog dafür Geld spenden.“
Mein Onkel guckte ungläubig: „Warum sollte ich das denn tun?“
Ich: „Na ja, weil du als Leser vielleicht weißt, dass ein Online-Magazin sich schwerer finanzieren kann als Print.“
Onkel: „Ja, aber das ist doch deren Sache.“
Ich: „Deswegen ist es ja auch freiwillig.“
Onkel: „Aber dann zahlt doch keiner!“
Ich: „Vielleicht willst du der Seite ja was Gutes tun.“
Onkel: „Warum denn?“
Ich: „Na, wenn sie etwas sehr Besonderes bietet, das du nirgendwo sonst bekommst.“
Onkel: „Würde ich, glaube ich, trotzdem nicht tun. Wenn die Seite so gut ist, kann sie sich doch sicher auch anders finanzieren. Funktioniert das Prinzip?“
Nun ja, bei manchen schon. Zum Beispiel bei der „taz“, die eine neue Form der Finanzierung eingeführt hat: Freizahler.
Neue Stellenangebote
Growth Marketing Manager:in – Social Media GOhiring GmbH in Homeoffice |
||
Content Creator Social Media (m/w/d) CSU-Bezirksverband Augsburg in Augsburg |
||
Social Media Manager (Fokus: Community Management Supervision) (w/m/d) – befristete Elternzeitvertretung für 18 Monate Yello Strom GmbH in Köln |
„Kultur der Fairness“
Damit will die Tageszeitung der „Gratis-Kultur“ eine „Kultur der Fairness“ entgegen setzen. Das mit dem freiwilligen Zahlen scheint dort gar nicht so schlecht zu funktionieren. Seit dem Start der Initiative „taz zahl ich“ im Mai kamen über 20.000 Euro an Spendengeldern in die Kasse. Tausende zahlten Beiträge zwischen 30 Cent und 300 Euro. Per Flattr sind es immer noch mehr als 1.000 Euro im Monat. Mit dem neuen Projekt Freizahler führt die „taz“ eine neue Art der Finanzierung ein: Leser können freiwillig einen Festbetrag von 5 Euro im Monat zahlen. Sie werden damit finanziell gesehen zu Abonnenten, das Geld wird ihnen via Bankeinzug abgebucht. Mehrwert? Keiner!
Regelmäßige Einnahmen
Warum sie das dann tun sollten? Damit die „taz“ ihr Online-Angebot dauerhaft bestehen lassen und das Angebot weiter ausweiten kann. Eine verpflichtende Bezahlschranke kommt für sie nicht in Frage. Das würde Leser auch eher verscheuchen. In der Meldung dazu schreibt die Zeitung:
Die taz erreicht mit ihrem Webauftritt monatlich 1,2 Millionen Menschen. Würde nur ein Prozent von ihnen fünf Euro im Monat überweisen, könnte die taz ihre aktuellen Mehrkosten für Online daraus decken: die taz.de-Redaktion und das Technik-Team.
Ironischerweise könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das Freizahler-Modell besser funktioniert als Flattr oder der PayPal-Spendebutton. Weil es die Leser an das „gute, alte Zeitungsabo“ erinnert. Es wird ein wenig Überwindung kosten, einmal den Überweisungsschein auszufüllen, aber danach sieht man auf den monatlichen Kontoauszügen nur noch „Zeitungsabo, 5 Euro“ und denkt sich nichts weiter dabei. Wer es schafft, 20.000 Euro an Spendengeldern in fünf Monaten einzunehmen, der kann auch mit einem Freizahler-Modell durchaus erfolgreich sein.
Was glaubt ihr: Hat die taz damit Erfolg und kann das auch bei anderen Online-Zeitungen und Blogs funktionieren?
(Jürgen Vielmeier, Screenshot: taz)
Das Problem das Online-Medien im „Mainstream“ generell haben – es gibt fast alles „ähnlich gut“ an der nächsten Ecke. Wenn die taz z.b. online nix mehr macht sucht sich der Durchschnittsuser halt ne neue Quelle…
Von daher denke ich, daß der freiwillige Ansatz generell der Richtige ist. Der Nutzer fühlt sich als „Gönner“ und nicht also „Pflichtzahler“. Das man hier dann unterm Strich trotzdem primär „Schmarotzer“ hat bleibt unbestritten. Noch besser (aber auch komplizierter) fände ich eine Lösung mit Mehrwert für die Zahler…
Ich finde das Modell gut und glaube jetzt einfach mal naiv an den Erfolg der Sache 🙂
@Daniel: Gerade das ist der falsche Weg: Wenn man nur als Zahler gewisse Vorteile genießt, bedeutet das weniger guten Service für den nicht-zahlenden Rest – und der sucht sich dann eine andere Seite.
sind 5 euro minimum? liest sich irgendwie so aus deinem artikel. danke für die antwort.
4players ist zwar eine andere Ecke, aber die sind damit glaube ich nicht wirklich erfolgreich gewesen. Bei denen waren es glaube 2,50 im Monat und dafür keine Werbung.
@Nippelnucker: Ja, 5 Euro sind Minimum.
@Anonymous: Da bekämst du dann ja sogar eine echte Gegenleistung (keine Werbung). Aber im Falle der „taz“ geht man kein Risiko ein. Alles darf, nichts muss. 😉 Gar keine schlechte Idee.
Ich finde das System gut, ich zahl auch lieber für etwas, wenn ich keine Vorteile habe als andersrum, allein aus dem Grund, dass ich dann das Gefühl habe, deren Arbeit zu unterstützen anstatt mir „Premiumfeatures“ freizuschalten.
Insbesondere da die taz meiner Meinung nach einen harten Kern hat, der sich gerne mal für seine Zeitung engagiert (frag mich nicht worauf ich das Begründe, ist einfach gefühlt so), glaube ich, dass es durchaus profitabel ist.
Interessantes Beispiel.. wenn es in dem Szenario funktioniert ist es gut. Mich würde interessieren, ob das Modell auch in der Spieleszene tragbar wäre..
Dieses Modell scheint in Mode zu kommen und ich find es gut, klar wird es immer die Leute geben die nichts oder 0,01 € zahlen aber ich denke bei den meisten wird eher das gegeben was es einem wert ist…
(ein gutes Beispiel bei Spielen ist da zB das humble bundle wo so beim letzten bundle etwa 2 mio $ zusammen kamen und nicht nur winzige Summen bezahlt wurden)
edit: @ capu http://www.humblebundle.com da es mittlerweile das 4. Bundle ist würde ich sagen ja das konzept lohnt sich.
Wie ich gerade gesehen habe, ist bei der taz der Mindestbetrag 5€, allerdings ist der Zeitraum frei wählbar zwischen monatlich, vierteljährlich und jährlich. Somit wäre die Mindestspendensumme 5€ pro Jahr, d.h. knapp 42 Cent pro Monat.
wer weiß, wer weiß. Denke es werden sich ein paar Leute finden. Aber zum größten Teil liegt es daran, dass die Leute nichts festes in der Hand haben, wie zBsp. bei einer Zeitung oder einem Buch. wieso sollte ich ein teures Ebook kaufen, wenn ich ein Buch immer zur Verfügung habe usw.. Das ist halt noch so eine Gewöhnungssache, die Zeitungs morgens nicht mehr in der hand zu halten, sondern sie Digital zu lesen.
Ich persönlich finde das Modell auch ziemlich gut.
In meiner jetzigen Situation, als Student, kann ich mir sowas einfach nicht regelmäßig leisten, dass ich „freiwillig“ zahle.
Ich benutze den Dienst aber und bin deshalb froh, dass Leute, die gerade mehr Geld zur Verfügung haben, „für mich einspringen“.
Wenn ich mal in die Situation komme, dass ich „genug“ Geld verdiene, (also nicht an chronischem Geldmangel leide ;p), werd ich sicher auch gern dafür einspringen und Geld bezahlen, damit andere und ich einen Nutzen davon haben.
Ich denke da gibts immer ein Gleichgewicht – denn erst bekommt man was, und wenn man in der Lage ist zu geben, dann gibt man was.
Jeder Mensch mit einer gewissen Grundmoral würde so handeln.
Ich hab auch gern für Wikipedia gespendet. Zwar nur einmalig 5 Euro, aber eben etwas.
Wenn ich mehr Geld zur Verfügung hab, wirds dann das nächste Mal halt mehr! Ich mein im Endeffekt bringts mir selber ja was.
Also ich bin regelmäßig auf taz.de und achte öfter mal darauf wie viele Leute den Button benutzt haben. Viele Leute sind das nicht! Ich denke nicht, dass sich es zurzeit lohnt. Von der Idee her finde ich es allerdings sehr gut!
Warum zahlen? – Das standardisierte Gutmenschen-Gequake der taz gibt es bei den Öffentlich-Rechtlichen – rund um die Uhr – für lau. Die struktur-konservative Leserschaft der tageszeitung will alles, nur keine Überraschungen durch ungewohnte Gedanken oder Einsichten…
Web-Journalismus 2011: Klickhascherei…
Langsam geht mir die verkrampfte Gier nach Klicks auch bei journalistischen Angeboten im Web wirklich auf den Geist. 1. Basicthinking: Explizite Aufforderungen zum Kommentieren Bei Basicthinking hat man sich seit einiger Zeit angewöhnt, Artikel mit…