Ohne Podium und Krawatte berichtete CEO Bram Schot, dass die weltweiten Umsätze um 3,5 Prozent zurückgegangen sind. In Europa waren es 13,9 Prozent, in den USA nur 1,4 Prozent und in China stiegen sie sogar um 10,9 Prozent. Der Betriebsgewinn ist dagegen um 24 Prozent gefallen (von 4,6 auf 3,7 Milliarden Euro). Der Netto-Cashflow ist ebenfalls gesunken (4,3 auf 2,1 Milliarden Euro). In einigen Märkten spielten auch die neuen WLTP-Emissionen bei den starken Rückgängen von Gewinn und Umsatz eine wesentliche Rolle.
2018 war ein hartes Jahr für Audi – aber auch viele andere Automobilhersteller hatten Schwierigkeiten, ihre Zahlen oben zu halten, da Investitionen in neue Geschäftsmodelle und Technologien bisher noch nicht profitabel waren.
Die Elektrifizierung ist entscheidend.
Audi wird in den kommenden zwei Jahren fünf vollelektrische und sieben Plug-in-Hybridfahrzeuge auf den Markt bringen, um seine Produktpalette zu überarbeiten. Außerdem zieht man in Betracht, eine bestehende Modellreihe zu elektrifizieren. Bis zum Jahr 2025 soll das Angebot um 30 Elektroautos erweitert werden. Ein Beispiel ist der Q4 e-tron, der dieses Jahr in Genf vorgestellt wurde und ab 2020 erhältlich sein wird.
Auf die Frage, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für solch eine große Investition in EV-Technologien wäre, antwortete CEO Bram Schot, dass das Feedback der Kunden darauf hindeutet, dass „60 bis 70 Prozent aller Besitzer von Elektrofahrzeugen der Elektrifizierung treu sind“. Auch die Resonanz auf den brandneuen Audi e-tron SUV sei äußerst positiv ausgefallen.
Wie für andere Marken auch, ist China entscheidend für die Strategie von Audi. Das Verkaufsziel wurde von den aktuell 600.000 verkauften Fahrzeugen auf 1 Million erhöht. Außerdem prüft Audi bestimmte strategische Optionen für sein Joint Venture in China, denn seitdem vor einiger Zeit bekannt gegeben wurde, dass die Vorschriften für ausländische Hersteller gelockert wurden, gab es dort keine neuen Entwicklungen
Audi hat sich das Ziel gesetzt, alle seine Werke CO2-neutral zu machen. Wir werden uns diesen Punkt in den nächsten Tagen genauer ansehen, denn wir sind gerade unterwegs zu Audis CO2-neutralem Werk in Brüssel.
Audi bekennt sich zu seinem Motto „Vorsprung durch Technik“
Bis Ende 2023 wird Audi 14 Milliarden Euro in neue Technologien wie selbstfahrende Autos, Elektrofahrzeuge und digitale Dienste investieren. Außerdem möchte man verstärkt mit VW und Porsche zusammenarbeiten, um die Erträge zu steigern. Auch der chinesische Markt soll zukünftig eine größere Rolle spielen.
Manchmal ist das, was nicht gesagt wird, das Interessanteste.
Während der zweistündigen Pressekonferenz wurde immer wieder der Begriff „Gruppensynergien“ genannt – Kostenersparnis durch die Nutzung von Ressourcen aus anderen Gruppen. Als sich das Event dem Ende neigte und wir immer noch nichts von Plänen für digitale Dienste oder urbane Zentren gehört hatten, rückte die Vision von Audi in den Fokus.
Volkswagen We arbeitet seit einiger Zeit an digitalen Diensten, die sich der gesamten Gruppe zur Verfügung stellen ließen. Porsche Digital ist ein von Porsche getrenntes Unternehmen und ist verantwortlich für einige der bisher größten Veränderungen im Bereich Infotainmentsysteme. Zwar wurden während der Pressekonferenz keine konkreten Pläne für digitale Dienste präsentiert, aber es ist möglich, dass Audi in dieser Hinsicht auf Gruppensynergien zurückgreifen wird.
Während der Frage-Antwort-Runde wurde die Elektrifizierung des Audi A1 angesprochen. Man versicherte uns, dass Elektrifizierung nicht „Mild Hybrid“ bedeutet, sondern mindestens Vollhybrid oder Plug-in-Hybrid. Das war aber auch alles. Der A1 ist so ziemlich das einzige Fahrzeug in der Produktpalette von Audi, die für das Leben in der Stadt ausgelegt ist. Grund dafür ist seine geringe Größe, die einem das Parken in Innenstädten erleichtert.
Das bedeutet hoffentlich nicht, dass der Hersteller dieses Produktsegment seinen Schwestermarken wie SEAT oder VW überlassen wird. Außerdem hoffen wir, dass Premium und Luxus nicht nur SUVs und L-Modelle für China bedeuten. Darüber sollte man sich im Laufe des Jahres Gedanken machen, während wir sehen, wie sich die Strategie entwickelt.
Es war ein hartes Jahr für Audi, aber für den neuen CEO Bram Schot steht nun die aggressive E-Mobilitätsstrategie im Mittelpunkt. Er hat einen schweren Weg vor sich; aber Ende letzten Jahres hörte ich auf dem MQ Summit Geschichten über einen Mann, der verstanden hat, dass Audi einige grundlegende Veränderungen benötigt. Er ermutigte sein Team dazu, eher um Vergebung als um Erlaubnis zu bitten. Nach einer Pressekonferenz voll ehrlicher Entschuldigungen hoffen wir, dass er die nötige Entschlossenheit besitzt, um nicht von seinem Kurs abzukommen. Denn so gibt es vielleicht beim nächsten Mal keine feierlichen Entschuldigungen mehr, sondern Entschuldigungen mit einem frechen Lächeln.