Die Reisebranche bietet inzwischen von der Buchung bis zum Reiseziel immer weitere digitale Services an. Auf der Schiene ist beispielsweise seit geraumer Zeit ein praktischer Komfort Check-in möglich und auch in der Luftfahrt verändert sich einiges. Im letzten September berichteten wir hier, dass Singapur den ersten Flughafen (fast) ohne menschliches Personal aufbaut und seit knapp einem Monat können nun auch Passagiere in Miami bequem ausreisen.
Dort kooperieren nämlich die lokale Flughafengesellschaft des Miami International Airport, die deutsche Lufthansa, die Zoll- und Grenzschutzbehörde der USA und der globale IT-Anbieter der Luftfahrtbranche SITA. Konkret geht es um ein System, durch das die Durchlaufgeschwindigkeit bei der Ausreise beschleunigt werden soll. Hierzu wird an automatischen Schleusen ein Foto, das zuvor am Lufthansaschalter angefertigt wurde, und der aktuell ausreisende Passagier miteinander verglichen. Ist das Ergebnis positiv, dann ist der beziehungsweise die Reisende bereit für den Abflug.
[mg_blockquote cite=“Christopher Maston (CBP)“]Fast eine Million Mal pro Tag heißen CBP-Mitarbeiter internationale Reisende in den USA willkommen und nutzen dabei eine Vielzahl von Techniken, um sicherzustellen, dass der globale Tourismus sicher und robust bleibt.[/mg_blockquote]Das System ist seit Anfang Februar für den Lufthansa-Flug LH461 (Miami – München) freigegeben und soll im Laufe der kommenden Monate auch anderen Reisenden zur Verfügung stehen. Durch die neue Vorgehensweise benötigen diese nur noch ihre Bordkarte und den Reisepass. Die Erfolgsquote liegt bei 99 Prozent und soll mit der immer größer werdenden Laufzeit noch besser werden. Die Betreiber versprechen sich durch den Einsatz der Technologie eine Reduktion der allgemeinen Warte- und Kontrollzeit um 80 Prozent.
Die Technologisierung von diesem eigentlich recht simplen Vorgang zeigt, dass gleichermaßen Flughäfen, Fluglinien und Sicherheitsverantwortliche zunehmen Potenzial und Vorteile in neuartigen Systemen sehen. Andererseits werden sich Reisende früher oder später mit digitalen Einreise- und Ausreisekontrollen abfinden müssen, was wiederum auch zum Risiko werden kann. Einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit haben uns gezeigt, dass Technik eben nicht fehlerfrei ist (wie beispielsweise das Gesichterkennungsexperiment am Berliner Bahnhof Südkreuz) und in 1 von 100 oder meinetwegen auch in 1 von 10.000 Fällen zu Frust und Stress beim Reisenden führen kann. Auch das Thema Datenschutz wird hoffentlich bedacht, da das maschinelle Erheben von sensiblen Informationen auch Missbrauchspotenzial birgt.
Ich bin zumindest schon sehr gespannt mehr über solche Systeme zu hören, kann mich aber auch noch mit menschlichen Kontrollen abfinden. Denn auch, wenn 80 Prozent der Wartezeiten wegfallen, plane ich mir noch ausreichend Zeit für einen Kaffee oder ein kleines Mittagessen ein.
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