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Mercedes auf dem MWC19 – aber warum eigentlich?

geschrieben von Mark Kreuzer

Der Mobile World Congress in Barcelona ist längst nicht mehr eine reine Smartphone- und Telekommunikationsmesse. Schon seit einigen Jahren sind auch immer wieder einige Automobilhersteller vor Ort vertreten. Mercedes ist dieses Jahr zum dritten mal in Folge mit einem eigenen Stand auf dem MWC vertreten und ich bin der Einladung gefolgt, mir diesen und die vorgestellten Themen rund um den Tech Congress anzuschauen.

Dabei waren für mich vor allem die folgenden drei Punkte die persönlichen Highlights, die ich im folgenden ein wenig genauer betrachten möchte:

  1. Die Keynote zwischen den CEOs von Daimler und Microsoft mit einem ganz besonderen Moderator
  2. Die wohl teuerste Spielkonsole der Welt
  3. DigitalLife@Daimler mehr als nur schöne Worte

MWC Keynote Dieter Zetsche und Satya Nadella – moderiert von Sascha

Wenn der CEO von Daimler und der CEO von Microsoft sich zusammen hinsetzen und vor Publikum sprechen, ist das schon ein außergewöhnliches Ereignis. Wenn das Ganze noch von dem Gründer unseres Blogs Sascha Pallenberg moderiert wird, versteht sich mein gesteigertes Interesse für die Keynote wohl von ganz alleine.

Schon bei der Einleitung wird klar, dass sich in den letzten Jahren einiges in der Technologiewelt getan hat. Dies führt dazu, dass sowohl Microsoft als auch Daimler eine Transformation in Ihren Unternehmen machen mussten. Dabei fand ich es spannend, dass die beiden an sich doch sehr unterschiedlichen Unternehmen einen ähnlichen Wechsel vornehmen mussten.

Microsoft hat sich vor einigen Jahren noch als ein Unternehmen gesehen, dass Software (z.B. Microsoft Office) verkauft hat und ist mittlerweile viel mehr ein Anbieter von Services -Stichwort Cloud.

Genauso war Daimler früher ein Unternehmen, dessen Hauptaufgabe es war, Autos zu verkaufen. Aber auch hier gibt es eine Transformation hin zu einem Anbieter von Mobilitätslösungen, denn nur noch gute Autos zu verkaufen wird in der Zukunft nicht mehr ausreichen.

Das es Daimler ernst damit meint, sieht man zum Beispiel an der Kooperation mit dem ehemaligen Erzfeind BMW. Dieter Zetsche nannte das neue Verhältnis zu BMW Frenemy. Mit dem ehemaligen Feind wird jetzt in verschiedenen Bereichen eine Freundschaft gepflegt. So wird nicht nur in den neuen fünf Joint Ventures zusammengearbeitet, sondern ab jetzt auch in dem Bereich Autonomes Fahren.

Das von Daimler gepostete 7min lange Zusammenfassungsvideo gibt eine guten Überblick über die wichtigsten Themen des Talks. Aber wenn ihr mich fragt, lohnt es sich durchaus, sich einmal die Stunde Zeit zu nehmen und sich den ganzen Talk anzuschauen.

MBUX wird zur Spielkonsole gehackt

Eines der für mich coolsten gezeigten Projekte war der zur Spielkonsole modifizierte Mercedes CLA. Nur wenige Woche vor dem MWC entstand die Idee, das MBUX-System und die im Auto verbauten Sensoren und Aktoren zu nutzen, um eine Runde „Mario Kart“ im und mit dem Auto spielen zu können.

Es handelt sich dabei nicht um ein konkrete Produktidee, sondern um ein Projekt, das viel mehr die technischen Möglichkeiten zeigen soll, die das neue MBUX-System bietet.

Besonders gut gefallen hat mir an der Mercedes-Lösung, dass es so viele verschiedene Komponenten des Wagens genutzt hat. Ich meine, es ist naheliegend, das Lenkrad und Gaspedal für die Steuerung zu benutzen, aber die Idee, parallel die Ambientebeleuchtung zur Startampel von Rot auf Grün zu schalten, den Sitzgurt zu straffen, wenn man von einer Schildkröte getroffen wird oder das Gebläse der Klimaanlage abhängig zur Fahrtgeschwindigkeit in der Stärke zu variieren, führt zu einem ganz besonderen Spielerlebnis. Deshalb mein Kompliment an die Entwickler, die das ganze in unter vier Woche für die Messe von der Idee zu dem Prototypen entwickelt haben.

Irgendwann, in einer Zukunft, in der die Autos autonom fahren, wird so ein Projekt aber durchaus interessant werden, um die Zeit im Auto anders zu nutzen.

DigitalLife@Daimler – mehr als nur schöne Worte

Ich muss zugeben, dass mir das DigitalLife@Daimler schon öfters mal auf Twitter und LinkedIn aufgefallen ist, ich es aber nicht sonderlich ernst genommen habe. Eigentlich hat heute jedes große Unternehmen irgendeinen Zweig, der sich mit der hippen Start-Up-Thematik beschäftigt, aber meine persönliche Erfahrung ist, dass es sich dabei oft nur um schöne Worte handelt und am Ende selten etwas handfestes dabei hervorkommt. Zumindest, was Daimler angeht, habe ich mich aber eines besseren belehren lassen dürfen.

Neben dem Messestand auf dem MWC hatte Daimler auch auf der parallel stattfindenden 4YFN (Four Years From Now) Start-Up-Messe einen Stand. Auf diesem Stand hatten kleine Start-Up-Projekte, die auf der unternehmensinternen Ideen-Plattform einen Preis gewonnen hatten, die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen.

Die Gemeinsamkeit aller Projekte war, dass sie damit gestartet sind, ihre Idee auf der unternehmensinternen DigitalLife Crowd Ideenplattform bei verschiedenen Wettbewerben (Challenges) zu pitchen. Auf der Plattform sind laut Daimler über 115.000 Mitarbeiter registriert, die nicht nur eigene Ideen einreichen können, sondern auch für die besten Ideen abstimmen dürfen. Die besten Ideen wurden dann weiter gefördert mit teilweise bis zu 50.000 € Startkapital und Freistellung der Ideengeber, um an diesen Projekten zu arbeiten.

Auf der 4YFN hatten verschiedene Projekte die Möglichkeit, sich vorzustellen. Dabei war die Bandbreite der gezeigten Projekte sehr groß.

Das gilt unter anderem für das Start-Up Vanadventure, dass Kurztripps im Van für Städter organisiert – ein Service, der es Privatpersonen und Unternehmen ermöglicht, auf einfache Art und Weise ihre Elektroauto-Ladestation für andere gegen eine kleine Gebühr zu teilen – bis hin zu einem Projekt, das eine API im Auto entwickelt, um Entwicklern schnellen und leicht abzurechnenden Zugriff auf die verschiedenen Schnittstellen im Auto zu ermöglichen. Jedes der Projekte war auf seine Art und Weise spannend.

Ein Projekt, das von zwei Auszubildenden angestoßen wurde, wird in naher Zukunft tatsächlich live auf dem Webauftritt von Mercedes-Benz zu betrachten sein. Ein virtueller 360° Walkaround durch die Ausbildungsstätten von Daimler, damit sich Leute, die sich für einen Ausbildungsplatz interessieren, auch ein echtes Bild machen können, wie so eine Ausbildung bei Mercedes eigentlich aussieht. Wenn die Seite live geht – was nicht mehr all zu lang dauern sollte – werde ich das ganze auf jeden Fall auch noch mal hier aufgreifen.

Wie bei Start-Ups üblich, wird es sicher nicht jedes der gezeigten Projekte auch zu einer Umsetzung und zum Erfolg schaffen. Aber ich denke, der kreative Boost, den solch ein Programm bringt, strahlt einen positiven Einfluss auf das ganze Unternehmen aus.

Warum ist Mercedes auf dem MWC19?

Die Messe in Barcelona ist mittlerweile ein fester Termin im Messekalender von Mercedes. In diesem Jahr hat Mercedes neben den oben beschriebenen Exponaten auch noch ein paar weitere spannende Technologieträger präsentiert. Wie zum Beispiel einen begehbaren Actros-LKW, bei dem jetzt auch die Digitalisierung immer mehr Einzug erhält, samt offenen App Store und Entwicklerökosystem für Dienstleister in der Logistikbranche.

Das in Kombination mit dem Auftritt auf dem 4YFN lässt mich vermuten, dass es Mercedes in Barcelona nicht wirklich darum geht Autos vorzustellen, sondern viel mehr um das Ökosystem rund um das Auto. Die wirklich spannende Keynote zwischen Zetsche und Nadella verstärkt diesen Eindruck.

Ganz nebenbei ist eine Messe natürlich auch immer eine gute Plattform, um neue Fachkräfte gewinnen zu können. In dem Zusammenhang sei noch das Poster und der Smart erwähnt, den ich auf dem 4YFN-Stand gesehen hab. Aus Neugier bin ich dem Link gefolgt und auf eine unglaublich gut gemachte Story gestoßen, die die Geschichte eines Entwicklers erzählt, dem sein autonomes Auto ausgebüchst ist.

 

Tatsächlich hab ich die Story durchgespielt und am liebsten würde ich euch ja auch direkt dazu raten, das Spiel zu starten, aber leider wird die Webseite nur live geschaltet, wenn der Stand auch irgendwo aufgebaut ist. Der Hintergrund ist der, dass ihr euch am Ende des Spiels tatsächlich in den oben zu sehenden Smart „hackt“ und einen Preis gewinnt. Ganz nebenbei habt ihr auch die Möglichkeit, mit Leuten aus der HR-Abteilung von Mercedes ins Gespräch zu kommen.

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Mark Kreuzer