Sonstiges

Systemtheorien: Sony-Ericsson möglicher Kandidat für WebOS. Gibt Intel MeeGo auf? [Update]


Update unten

Ich muss es immer wieder betonen für diejenigen von euch, denen die Tragweite der Ereignisse dieses Sommers nicht ganz klar ist: Wir leben in aufregenden Zeiten. Derzeit wird der Markt für das mobile Internet aufgeteilt, und die Weichen für die nächsten Jahre werden gestellt. HP hat sich schon freiwillig aus diesem Haifischbecken verabschiedet, Intel könnte jetzt der nächste sein, der das Handtuch wirft. Und wie es aussieht, bleiben am Markt langfristig nur vier mobile Betriebssysteme bestehen, von denen zwei erfolgreich sind.

Nachdem WebOS vor einer ungewissen Zukunft steht, könnte nämlich auch MeeGo bald vom Markt verschwinden. Digitimes berichtete am Freitag davon, dass Intel mit MeeGo unzufrieden sei und das System „vorübergehend“ nicht weiter unterstützen wolle.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media Manager (m/w/d)
HomeServe Deutschland Holding GmbH & Co. KG in Frankfurt am Main
Praktikum im Bereich Social Media Governance ab März 2025
Mercedes-Benz AG in Stuttgart

Alle Stellenanzeigen


[Update, 6.9., 15:50] Intel hat das inzwischen dementiert: Man bleibe MeeGo und dem Open-Source-Gedanken treu, sagte ein Sprecher dem IT-Magazin CNet. Das bedeute, dass man weiter mit Entwicklern zusammen an Lösungen arbeiten werde. Muss das bedeuten, dass Samsung nichts mehr mit MeeGo zu tun haben wird? Nicht zwingend. [/Update]

Das würde bei der Entwicklungsdynamik des marktbeherrschenden Systems Android natürlich das Aus für MeeGo bedeuten, das Intel einst zusammen mit Nokia ins Leben gerufen hatte. Die Finnen wollen sich langfristig ebenfalls davon verabschieden. Unbestätigten Berichten zufolge soll Samsung aber noch daran interessiert sein.

Sony-Ericsson und WebOS?

Die Meldung ist aber mit sehr viel Vorsicht zu genießen. Ende vergangener Woche hatte Samsung noch bei WebOS abgewunken. Daran sei man nicht interessiert, außerdem habe man Bada, hieß es von der Konzernspitze. Deswegen macht eine Übernahme von MeeGo als dann viertes System für die Koreaner eigentlich wenig Sinn. Es sei denn, Geld hätte bei der Entscheidung gegen WebOS die entscheidende Rolle gespielt und an MeeGo käme man jetzt billiger oder kostenlos. Allerdings, und darauf sollte man auch einmal hinweisen: Samsung hat auf der IFA einen ganzen Reigen neuer Smartphones mit Android und Bada vorgestellt. Nicht aber mit Windows Phone 7, das man bis dahin in einigen Geräten unterstützt hatte. Das verwundert, denn ansonsten war Samsung immer vorne mit dabei, fast egal, um welches System es ging. Könnte MeeGo bei Samsung ein Ersatz für WP7 werden?

Unterdessen hat HP WebOS filettiert. Die Hardware-Sparte wird wie geplant abgewickelt, die Software-Seite wird der Unternehmenseinheit Strategie und Technologie zugeschlagen. Samsung hat hier als möglicher Käufer abgewunken. Der einzige, der hier für mich noch als Übernahmekandidat in Frage kommt, ist Sony-Ericsson. Das Jointventure hat auf dem Markt kaum noch etwas zu melden und Software-seitig nicht viel eigenes zu bieten. Mit WebOS könnte man sich wieder interessant machen und von der Verbreitung des Systems profitieren, die HP mit seiner Rabattschlacht noch einmal deutlich erhöht hat. Langfristig dürften aber wohl nur Googles Android, Apples iOS, Microsofts Windows Phone und höchstens noch Blackberrys QNX am Markt signifikante Marktanteile erzielen. Für Nischensysteme scheint nicht mehr viel Platz zu sein, es sei denn, man verramscht sie.

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

11 Kommentare

  • Schade, habe mir just ein Meego Netbook zugelegt und bin von dem Betriebssystem eigentlich ganz angetan. Naja dann muss ich mich wohl nach einem anderen Linux-Derivat umschauen. Es wird wohl Xubuntu oder Joli OS.

  • Ich halte es immernoch für schwer unwahrscheinlich, das QNX eine Überlebenschance hat. Das Produk Blackberry hat doch schon längst seine Daseinsberechtiung verloren. Selbst in seiner Funktion als Businessphone fallen die BBs doch aufgrund ihrer immer noch sehr schlechten Bedienbarkeit im Vergleich zu sonstigen Smartphonesystemen immer weiter zurück.

    Ich glaube eher noch ans Überleben von Symbian, als an QNX.

    Ansonsten glaube ich auch nicht, das dauerhaft mehr übrig bleiben wird, als Android, iOS, WP7 und wie gesagt vielleicht noch Symbian.

    Niemand wird so dumm sein noch WebOS noch eine Chance zu geben, wer will den wikrlich der dritte sein, der damit auf die Schnauze fliegt, Ericcson? Ich denke nicht.
    MeeGo gewinnt eben auch einfach keine Marktanteile und dass Bada auf Dauer Bestand hat, halte ich auch für sehr unwahrscheinlich.
    Die einzigen, die vielleicht noch nennenswert an Marktanteil zulegen können, sind für mich Microsoft. Wenn sie es schaffen eine wirklich nahtlose Umgebung aus Tablets, Handys und PCs zu schaffen und so ihren Marktanteil in der PC-Branche nutzen. Der Rest der kleinen Systeme wird, wie es nunmal im Leben so läuft, von den großen immer weiter an den Rand gedrängt werden.

  • @Bl0nki: Ich würde die immer noch große Verbreitung von Blackberry-Handys im Business-Bereich und den guten Ruf bei Smartphone-Neulingen nicht unterschätzen. Noch dazu genießt das Messengingsystem einen sehr guten Ruf dank seiner guten Verschlüsselung. Blackberry wird keine so große Rolle mehr spielen wie noch vor fünf Jahren, aber für 10 bis 20 Prozent Marktanteil sind sie nach wie vor gut.

  • Die (Technik-)Geschichte scheint sich immer wieder zu wiederholen.

    Am Anfang gibt es eine Idee und ein Produkt. Ein Hersteller bringt es auf den Markt. Andere wollen ein Stück vom Kuchen haben und ziehen nach. Zuerst mit Kopien des Originals, dann mit eigenen Entwicklungen.

    Nachdem sich die Idee durchgesetzt hat, drängen immer mehr Hersteller auf den Markt. Der Verdrängungswettbewerb setzt ein. Einer oder einige wenige setzen sich durch. Es gibt ein Mono- oder Oligopol.

    Nachdem der Wettbewerb quasi zum Erliegen gekommen ist und der/ die wenigen Sieger es mit Innovationen nicht mehr so nötig haben, steigt die Unzufriedenheit der Nutzer. Rufe nach Alternativen, ja sogar nach staatlicher Intervention werden laut.

    Es gibt wieder erste Konkurrenten. Das Monopol lockert sich. Die Entwicklung geht weiter. Das war bei Betriebssystemen der Fall, bei Browsern ebenfalls. Nicht zu vergessen Office-Produkte. Das gleiche scheint sich jetzt auf dem Mobilmarkt wieder so abzuzeichnen.

    Im Westen also nichts Neues!

  • Ich bewerte diese Entwicklung als gut, da Konkurrenz in der Wirtschaft zwar die Entwicklung beschleunigt. Für den Anwender sind zu viele inkompatible Systeme ungünstig.

  • Ich halte es für utopisch das Sony Ericsson sich in ein Abenteuer MeeGo stürzen würde. Dort macht man aktuell schon keinen Gewinn und hat es bisher noch nicht einmal geschafft in wichtigen Märkten ein Smartphone mit Dual-Core-Prozessor zu präsentieren. Trotzdem hat man aus den Fehlern des letzten Jahres viel gelernt und präsentiert dieses Jahr insgesamt deutlich bessere Geräte. Man dürfte sich aber weiterhin auf Android konzentrieren, anstatt sich zu verzetteln.

    Bei Blackberry bin ich sehr skeptisch. In den USA hat man in den letzten Monaten einen rasanten Absturz hingelegt. Ich weis nicht, ob man wirklich eine entscheidende Trendumkehr schafft.

  • @Jojo: Ein Abenteuer wäre es auf jeden Fall, aber wenn man ohnehin nichts mehr zu verlieren hat, geht man auch manchmal Risiken ein, oder? Die jetzigen Geräte sind schon besser als im letzten Jahr, aber ich frage mich weiterhin, wer zum Beispiel das Xperia Play eigentlich kaufen soll. Sony-Ericsson bräuchte ein Alleinstellungsmerkmal. Und irgendwie würde WebOS auch zu deren Hardware passen. Aber ja: Ist nur eine Vermutung von mir. Mal sehen, was draus wird. Bei Blackberry glaube ich schon an die Trendwende. Deren neue OS7-Geräte sehen vielversprechend aus. Die Wende könnte grade noch rechtzeitig kommen.

    @Daniel: Ja, ist nichts als klassische Wirtschaft. 😉 Und erinnert mich alles stark an den deutschen Mobilfunkmarkt, wo von 6 Netzbetreibern nur 4 übrig blieben. Das dann aber sehr langfristig. Für 3-4 Player sehe ich hier schon Platz.

    @Till: Behalt das Ding! 🙂 MeeGo wird ja schon noch eine Weile weiterbetreut werden. Und ich mag’s auch irgendwie. Wenn’s gar nicht mehr anders geht, sehe ich in Joli OS aber auch eine schön gemachte und gut durchdachte Alternative. Schlägt m.E. derzeit sogar noch Google Chrome OS.

  • Was die technologische Entwicklung angeht, könnte ich teilweise eProgress zustimmen – wenn es sich dabei um einen PC und nicht um ein mobiles Endgerät handeln würde. Dort ist die Vielfalt an verwendeter Hardware ziemlich gering und die Betriebssysteme sind recht gut optimiert. Da würde ein wenig mehr Konkurrenz dem Endkunden eher zu Gute kommen – nicht zu letzt durch schneller sinkende Preise nach der Neueinführung eines neuen Modells.

    Meiner Meinung nach sollten sich die verschiedenen Hersteller auf bestimmte Zielgruppen spezialisieren anstatt zu versuchen, stets alle Funktionen der Konkurrenz ebenfalls bedienen zu wollen. Schaut man sich zum Beispiel die klassische Zielgruppe des Blackberry an, könnte daraus einiges für die verschiedenen OS gelernt werden.

  • @Jürgen:
    Im Moment mag das noch stimmen, allerdings tritt RIM auf der Stelle wie kein anderer Hersteller.
    Selbst der schwerfällige Riese Nokia stellt seine Weichen in neue Richtungen. Das vermisse ich bei RIM bislang gänzlich.
    Dazu kommt ein Aktienkurs, der innerhalb des letzten halben Jahres eine fast 70-prozentige Talfahrt hingelegt hat. RIM bekommt langsam das Problem, dass auch die Investoren ihr Vertrauen in das Unternehmen verlieren. Zugegeben ist der Kurs in den letzten Wochen vorübergehen aus seinem Abwärtstrend ausgebrochen, aber die Bilanz ist verheerend. Kurz: RIM fällt es immer schwerer sich über die Börse zu refinanzieren.
    Und trotz boomendem Markt fallen die Verkaufszahlen weiter. Prognosen werden nach unten korrigiert, Leute entlassen…
    Was den Messanger angeht, ich denke auf diesem Markt wird sich in den nächsten 2 Jahren noch einiges tun, da derartige Systeme bei wachsenden Verkaufszahlen bei mobilen Internetflats immer interessanter werden. Bisslang ist hier die wirkliche technische Leistung die die Konkurrenz erbracht hat überschaubar.
    Ich sehe RIM immer noch als Übernahmekandidat der Zukunft. Und als Verlustgeschäft für den, der es kauft.

    Ohne Kurswechsel kann ich mir langfristig wirklich keinen Marktanteil von 20% vorstellen. 10% schon eher.
    Aber warten wir’s einfach ab, wie die Entwicklung die nächsten 1-2 Jahre verläuft; dann wissen wir mehr.

  • […] Systemtheorie: Techblogger Jürgen Vielmeier analysiert die aktuellen Entwicklungen im Bereich mobiler Betriebssysteme. So würde es für HPs angezähltes System WebOS in seinen Augen Sinn machen, zu SonyEricsson zu wechseln. Außerdem will Intel angeblich MeeGo nicht weiter unterstützen, hier wird Samsung als Interessent gehandelt. basicthinking.de […]

  • Ich möchte hier mal nur kurz ein weiteres Argument für meine Hypothesen bezüglich RIM nachreichen:
    Die bekommen ja nicht mal in 3 Tagen ihr System gefixt, damit die Leute wieder mit ihren Geräten in’s Internet können. Für Firmen, die ihre Mitarbeiter mit BBs ausstatten heißt dass nicht nur Frust, sondern extra Aufwand für die IT. Dazu ist Kommunikation ist an manchen Stellen erschwert bzw. zumindest verlangsamt. Das bringt alles extra kosten mit sich. Und dass, wo doch sowieso allerorts immer mehr Mitarbeiter nach Statusobjekten wie iPhone, Galaxy SII etc. schreien.
    Sicherlich werden sich beim nächsten Handygroßeinkauf ein paar Firmen überlegen, ob man sich wirklich nochmals eine Fuhre Brombeeren holt.
    Es geht Berg ab…