Es ist doch immer wieder faszinierend: da flattern einem die neuesten Quartalszahlen auf den Schreibtisch und das darin enthaltene Marketing-Deutsch überschlägt sich quasi von einer positiven Passage zur nächsten. Aktuelles Beispiel: der Bericht zum zweiten Quartal vom Pay-TV-Sender Sky. Würde man einfach nur dem Pressetext Glauben schenken, könnte man meinen, dem Sender ginge es richtig gut. Schaut man aber ein bisschen genauer hin, stellt man schnell fest: statt Sektkorken knallen zu lassen, sollte man sich eigentlich lieber bescheiden mit einem Glas Selters in die Ecke stellen und kleinlaut zugeben: „Stimmt schon, so richtig gut geht es uns gar nicht.“
Warum? Nun, schauen wir uns dazu einfach mal einen Ausschnitt in der am Freitagmorgen verschickten Pressemitteilung an. Darin heißt es wörtlich: „Der Netto-Abonnentenzuwachs in der ersten Jahreshälfte 2011 betrug 106.000, was einem Anstieg von 100.000 im Vergleich zum 1. Halbjahr 2010 entspricht.“ Ja, das ist richtig. Man hätte den Satz aber auch so formulieren können: „Das Netto-Abonnentenwachstum lag zwischen April und Juni dieses Jahres auf den schlechtesten Wert seit Mitte 2010.“ Bamm!
Und damit sind wir auch schon bei den aktuellen Zahlen, die heute von Sky Deutschland in München vorgelegt wurden. Demnach hat Sky im zweiten Quartal 33.000 Netto-Neukunden gewinnen können. Zum Vergleich einfach mal ein paar Zahlen, die deutlich machen, dass Sky bei der Neukundengewinnung schon einmal deutlich erfolgreicher gewesen ist.
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- Q2 2011: 33.000 Neukunden
- Q1 2011: 73.000 Neukunden
- Q4 2010: 131.000 Neukunden
- Q3 2010: 45.000 Neukunden
- Q2 2010: 6.000 Neukunden
Wo genau der Hase begraben liegt, wird noch ein bisschen deutlicher, wenn man sich die Zahl der Neu-Abonnenten und der Kündigungen ansieht. Auch hierzu habe ich euch zwei kleine Listen zusammengestellt:
- Q2 2011: 98.000 Neuabschlüsse
- Q1 2011: 140.000 Neuabschlüsse
- Q4 2010: 208.000 Neuabschlüsse
- Q3 2010: 161.000 Neuabschlüsse
- Q2 2010: 107.000 Neuabschlüsse
- Q2 2011: 65.000 Kündgungen
- Q1 2011: 67.000 Kündigungen
- Q4 2010: 76.000 Kündigungen
- Q3 2010: 116.000 Kündigungen
- Q2 2010: 101.000 Kündigungen
Zwar ist es Sky im Laufe der vergangenen Quartale gelungen, die Zahl der Kündigungen deutlich einzudämmen, gleichzeitig ist die Zahl der Neukunden aber ebenfalls spürbar zurückgegangen. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres waren es so wenig Neuabschlüsse wie seit dem zweiten Quartal 2008 nicht mehr. Jetzt könnte man argumentieren, dass die ersten beiden Jahresquartale grundsätzlich als etwas schwächer einzuschätzen sind. Dennoch dürfte sich Sky-Chef Brian Sullivan die Kundenentwicklung doch etwas anders vorgestellt haben. Schließlich war er es vor seinem Wechsel nach Deutschland in England gewohnt, mit HD- und 3D-Inhalten eine breite Masse für Pay-TV begeistern zu können. Das ist in Deutschland aufgrund der hohen Anzahl an Free-TV-Sendern aber nicht so einfach.
Sky kämpft um Einigung mit Unitymedia – bisher erfolglos
Allerdings möchte ich an dieser Stelle auch einmal eine Lanze für Sky brechen. Schon seit Monaten bemüht sich der Sender mit Unitymedia eine Einigung über die Einspeisung seiner HD-Sender in das Netz des Kabelriesen zu erzielen. Ergebnis? Es geht nicht voran. Egal? Ganz und gar nicht. Zumindest für Sky nicht. Immerhin geht es um potenzielle Kunden in den bevölkerungsreichen Bundesländern Hessen und vor allem Nordrhein-Westfalen.
Woran genau es liegt, dass keine Übereinkunft erzielt wird, darüber kann man nur mutmaßen. Möglicherweise sieht Unitymedia sein eigenes Pay-TV-Geschäft durch Sky bedroht. Denn viele der TV-Sender, die Sky in seinem Sky Welt Paket anbietet, vermarktet auch Unitymedia in seinen kostenpflichtigen Programmpaketen – und das bisher ziemlich erfolgreich. Es wäre nur logisch, wenn man argumentieren würde, sich die Butter in diesem Punkt nicht vom Brot nehmen lassen zu wollen.
Und trotzdem sollte man in der Kölner Unitymedia-Zentrale eines nicht vergessen: letztlich sind es viele Kunden, die aufgrund des Scharmützels der beiden TV-Größen in die Röhre schauen und auf attraktive HD-Inhalte verzichten müssen. Und ganz ehrlich: ich kann verstehen, wenn man aus diesem Grund seinen Kabelanschluss kündigt und stattdessen lieber auf einen Satellitenzugang umsteigt, wo es mit dem HD-Empfang von Sky keine Einschränkungen gibt. Zwei Fälle sind mir bekannt, in denen genau das passiert ist und ich könnte wetten, dass es weit mehr Personen gibt, die gerne so handeln würden, vielleicht aber aufgrund der Vorgaben ihrer Hausverwaltung dazu nicht in der Lage sind. Etwa weil sie keine Satellitenschüssel auf dem Balkon aufstellen dürfen oder gar nicht erst können…
Letztlich bleibt für die meisten Unitymedia-Kunden nicht viel mehr als die Hoffnung, dass sich in Sachen HD-Versorgung vielleicht in naher Zukunft doch noch einmal etwas tut. Ich hatte ehrlich gesagt gedacht, dass der neue Unitymedia-Chef Lutz Schüler ein wenig Bewegung in die festgefahrene Sache bringt. Scheint aber eine Fehleinschätzung gewesen zu sein.
Ein wenig hatte das alles auch an anderer Stelle Folgen: Sky machte im zweiten Quartal wieder einmal einen hohen zweistelligen Millionenverlust. Er fiel mit 53,6 Millionen Euro aber deutlich geringer aus als noch vor einem Jahr, als er noch bei 81,9 Millionen Euro lag.
(Hayo Lücke)