Keine Frage: Ich verabscheue die penetrante Datensammelei von Internetunternehmen wie Facebook oder Google. Und ich halte das Thema Datenschutz grundlegend für einen Bereich, dem weiterhin noch viel zu wenig Aufmerksamkeit zukommt. Dies gilt allerdings nur für eine unaufgeregte, konstruktive Behandlung des Themas. Denn oberflächlich betrachtet vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwo das Wort Datenschutz oder -skandal aufpoppt, flankiert von einem Schwall alarmierenden Vokabulars nahender apokalyptischer Zustände.
Ob völlig überzogene Formulierungen wie der angebliche so „gläserne Bürger“, die auf Orwell’sche Weise ein Ende jeglicher Privatsphäre suggerieren oder die Warnung vor der drohenden staatlichen Totalüberwachung im Vorfeld einer Volkszählung – oft wird maßlos zugespitzt, übertrieben, Panik verbreitet. Dies gilt ebenfalls für die Datenschutzkritiker – allen voran Julia Schramm und ihren Mitstreitern der „datenschutzkritischen Spackeria“.
Was ich anfangs angesichts von Aussagen wie „Privatsphäre ist sowas von Eighties“ noch für Satire hielt, steht mittlerweile an der Spitze einer Gegenbewegung zum angeblich überhand nehmenden Datenschutz in Deutschland. Auch Schramm und Co. üben sich gern in extremer Sprache und beschwören wortgewaltig den Untergang der persönlichen Freiheit durch allzu rigide Datenschutzgesetze.
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Wohin man auch schaut – es wird mit Vorliebe polarisiert. Je radikaler die einzelnen Standpunkte vorgetragen werden, umso mehr Aufmerksamkeit erlangen sie zwar, umso unversöhnlicher stehen sie sich aber auch gegenüber und entfernen sich von einem wichtigen Ziel – nämlich in einem Dialog für gegenseitiges Verständnis zu sorgen. Natürlich gibt es viele Fragen, in denen daraus resultierende Kompromisse schlichtweg unmöglich sind. Das Thema Datenschutz gehört meiner Ansicht nach aber nicht dazu. Dennoch ist der Ton oft rau, respektlos oder künstlich aufgeregt.
So prägt etwa reflexartige Hysterie ein ums andere Mal die Diskussion – wenn beispielsweise Medien den Start von Google StreetView so weit dramatisieren, dass tausende Hausbesitzer ihre Fassaden auf bis zu drei Jahren alten Aufnahmen verpixeln lassen, aus Angst, Kriminelle könnten ihnen bald direkt ins Wohnzimmer schauen. Oder überschäumende Emotionalität vergiftet die Debatte nachhaltig – wenn etwa Julia Schramm in den letzten Tagen auf Twitter für einen Artikel in zwei Publikationen der „Piratenpartei“ auf’s Übelste beleidigt, bedroht und bepöbelt wird.
Ich jedenfalls stehe als Beobachter nur noch kopfschüttelnd daneben und frage mich ernsthaft, warum das offenbar immer wieder so sein muss. Ist es wirklich so schwer – trotz aller Differenzen – in der Sache gleichzeitig kritisch und fair, wachsam und doch besonnen zu bleiben?
(Christian Wolf; Bild: Gerd Altmann / pixelio.de)