Nirgendwo zieht der Porsche Cayenne mehr Blicke auf sich als in einem Offroad Park, das ist mir sehr schnell aufgefallen. Die Blicke die mir zu- und nachgeworfen wurden, hätten sich wahrscheinlich auch nicht unterschieden, wenn ich auf einem Einhorn durch das Gelände geritten wäre.
Eigentlich haben ich den Porsche Cayenne bekommen, um die neuste Version des Porsche PCM Infotainment System zu testen. Aber beim Installieren der Connect App habe ich im Store die Offroad App von Porsche gesehen. Mehr aus Spaß habe ich sie einfach mal mit installiert, um sie mir anzuschauen. Drei Tage später finde ich mich Im Fursten Forest in Fürstenau wieder und fahre durch das Gelände neben Quads, Hardcore-Geländewagen und auch Panzern.
Porsche Cayenne im Offroad Park?!?
Man hat sich ja irgendwie daran gewöhnt, dass man SUVs im Straßenverkehr sieht, schließlich sind die Verkaufszahlen für diese Kategorie Auto in den letzen Jahren konstant gestiegen. Die ersten Autos diese Kategorie waren Geländewagen, die einfach ein wenig mehr alltagstauglich gemacht werden sollten. Die Geländetauglichkeit ist aber mit den Jahren immer mehr in Vergessenheit geraten, oder auch teilweise einfach nicht von den Herstellern beachtet wurden. Vor meinem Test habe ich auch bei dem Cayenne nicht unbedingt an Geländetauglichkeit gedacht. Für mich war er ein großes Auto mit viel Platz und guten Fahreigenschaften.
Wie schon erwähnt habe ich die Porsche Precision Offroad App eigentlich mehr nebenher installiert. An einem ruhigen Sonntag morgen habe ich sie dann auch mal geöffnet. Und kurze Zeit später saß ich im Auto und war auf dem Weg nach Fürstenau, um die App zu testen.
Porsche Offroad Precision App
Die App, die interessanterweise von Porsche Cars North America, Inc. im iOS Store gepublished wurde, beginnt erst mal mit einem großen Warnhinweis. Also genau dem, was eigentlich niemand liest und immer auf OK drückt. In diesem Fall schaut man vielleicht doch einmal genauer hin. Denn beim Offroad-Fahren sollte man sicherlich nicht leichtsinnig sein. Sinngemäß steht auch genau das drin, was man erwartet.
- Die App nur im Stehen einrichten
- Das Smartphone ordentlich im Auto befestigen, damit es nicht zum Projektil werden kann bei der Fahrt
- Als Fahrer trägt man die alleinige Verantwortung – was nicht wirklich überraschend sein sollte
- Um wirklich sicher im Gelände zu fahren, sollte man nur im Rahmen seines Fahrkönnens in Abhängigkeit von dem Gelände und dem Wetter fahren
Wenn ich ehrlich bin, war ich schon ein wenig eingeschüchtert. Aber wir wissen ja, wie sehr die Amerikaner ihre Warnhinweise lieben, also hab ich mir erst mal die App weiter angeschaut.
Die App ist eigentlich sehr selbsterklärend. Im Startbildschirm kommt eine kleine Statistik mit erreichten Abzeichen. Es gibt den Button, um die Aufzeichnung zu starten und es gibt das Offroad Manual. Ich hab damit gestartet, dass ich mir in Ruhe auf der Couch mal die Offroad Tipps durchgelesen habe. In den Screenshots oben seht ihr ein paar Beispiele.
Tatsächlich hat mich die App dann aus mehreren Gründen motiviert, den Versuch zu starten und mit dem Cayenne in einen Offroad Park zu fahren.
- Die App gibt einen breiten Überblick über das Offroad-Fahren und die nötigen Techniken
- Die App zeigt einem Offroad Parks, die in der Nähe liegen
- Das höchste Abzeichen, das man in der App erreichen kann, ist der Bär für 5.000 km Offroad
Ich habe mir gedacht: Wenn Porsche eine App mit solchen Funktionalitäten und so viel Informationen entwickelt, dann wollen sie auch, dass der Cayenne im Gelände gefahren wird.
Nach einer kurzen Recherche und zwei Telefonaten hatte ich mich für den Fursten Forrest Offroad Park entschieden. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, kurz vorher abzuklären ob der Park offen für Publikumsverkehr ist.
Porsche Cayenne Offroad Abenteuer
Mein iPhone ist immer mit dem PCM-System verbunden, sowohl via Bluetooth wie auch via WLAN. Daher war alles, was ich tun musste: Die App starten. Das iPhone mit Saugnapf am Glasdach bzw. später an der Frontscheibe befestigen und auf Start Off-Road drücken und losfahren.
Eine Sache, die man an dieser Stelle erwähnen muss, ist dass man die Offroad App nur verwenden kann, wenn man auch das Offroad Paket, mindestens aber die Kompass-Option im Cockpit bei Bestellung ausgewählt hat.
Der Fursten Forrest ist das größte Outdoor-Freizeitgelände Europas. Das 400 Hektar große ehmalige Übungsgelände der Bundeswehr wurde in einen Freizeitpark / Offroadpark verwandelt.
Man bekommt bei der Einfahrt eine kleine Karte, wo die verschiedenen Wege grob eingezeichnet wurden. Ich habe ausführlich mit dem Personal am Empfang gesprochen und auch nachgefragt, welchen Teil des Parks man eher meiden sollte.
Im Offroad Park selbst gibt es keine großen Schilder oder Wegweiser und der Kompass wird deutlich wichtiger als man denkt. Denn wann man einfach nur mitten im Wald auf einem kleinen Weg an einer Kreuzung steht, wäre man ohne Kompass schnell aufgeschmissen.
Wie bereits ganz am Anfang des Artikels erwähnt, ist man in so einem großen Park nicht alleine unterwegs. Man trifft auf Panzer, die zum Glück nur auf einer festen Strecke fahren, von der man sich am besten fernhält. Es gibt zudem Quads und natürlich auch andere Geländewagen-Fahrer. Die Reaktionen der anderen Offroader waren fast immer gleich: Es ging von Erstaunen zu Freude. Im Gelände und vor allem beim späteren Säubern der Autos gab es immer mal Gelegenheit für einen kurzen Plausch.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht ein klein wenig besorgt war, mit einem so teuren Auto wie dem Porsche Cayenne in den Offroad Park zu fahren. Ein kleiner Teil in mir hat sich gefragt, ob es wirklich eine gute Idee ist, ob der Cayenne wirklich ein Geländewagen ist, schließlich sieht man ihn ja sonst eher in der Großstadt.
Dieses Gefühl des Zweifels hat sich mit jedem Schlammloch, mit jeder Auf- und Abfahrt immer mehr verabschiedet. Ich war schon auf einigen Offroad Fahr-Veranstaltungen, aber wenn man alleine im Offroad Park ist, gibt es keinen Instruktor, der einem die Strecke vorher ausgesucht hat. Man sucht sich seinen eigenen Weg. Fährt je nachdem erst ein, zwei mal um ein Obstacle herum, steigt aus, schaut es sich zu Fuß an und fährt dann.
Hier hat auch sicherlich ein wenig geholfen, anderen Geländewagen zuzusehen. Da, wo nur die Hardcore-Geländewagen, die selbst bei kalten Wetter ohne Dach unterwegs sind und gefühlt einen halben Meter Bodenfreiheit haben, entlang fahren, macht man vielleicht besser einen Bogen rum. Die Routen, wo man eher normale Geländewagen lang fahren sieht, sind mit dem Porsche auch bezwingbar.
Während ich also durch den Park fahre, zeichnet das Smartphone die ganze Zeit ein Video auf. Was durchaus praktisch ist, wenn man sich verfahren hat. Außerdem ist es auch konstant per WLAN mit dem Fahrzeug verbunden und bekommt Telemetrie-Daten gesendet.
Anhand der Telemetrie erkennt die Porsche Offroad Precision App auch Highlights in eurer Fahrt. Das heißt, wenn ihr gerade ein besonders schweres Hindernis überwunden habt, setzt die App automatisch einen Marker, damit ihr diesen später auch wiederfindet. Den bei mehreren Stunden im Offroad Park ist natürlich klar, dass nicht mehr jede Pfütze ein Highlight ist. Ihr könnt natürlich auch jederzeit selbst Highlight-Punkte setzen.
Wenn ihr eure Fahrt absolviert habt, könnt ihr euch so sehr schnell im integrierten Editor ein Highlight-Video erstellen. Dafür müsst ihr nur die Momente auswählen, einfügen, trimmen, vielleicht noch ein paar Bilder, die ihr währenddessen mit einem anderem Gerät gemacht habt, mit einfügen und heraus kommt ein fertiges Video mit bis zu 1:30 min Länge, das zum Teilen bereit ist.
Das Schneiden geht an sich sehr schnell, wenn man erst einmal verstanden hat, wie der Editor funktioniert. Anfangs fand ich es ein wenig schade, dass die Videos nicht länger sein konnten, wobei ich mittlerweile glaube, dass das in Zeiten der kurzen Aufmerksamkeit vielleicht doch gar nicht so schlimm ist. Außerdem kann man ja jederzeit die App starten und sich alles noch mal ganz genau mit Telemetrie-Daten anschauen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Technik hinter der App demnächst aus dem Offroad-Bereich auch auf die Rennstrecke schaffen wird. Porsche bietet ja schon seit 2015 eine App dafür an. Die App selbst macht wie bereits erwähnt einen guten Eindruck und ist leicht zu bedienen. Im Store wurde sie auch schon mehrmals geupdatet und ich hoffe, dass noch mehr Updates kommen.
Fazit Porsche Cayenne Offroad
Was mich persönlich besonders begeistert hat ist, dass der Wagen ohne Drama im Gelände gefahren ist. Porsche wird ja oft als der Nimbus der deutschen Ingenieurskunst genannt und auch bei dem Cayenne erscheint mir das in vielerlei Hinsicht erfüllt. Irgendwer hat bei der Entwicklung des Wagens ins Lastenheft geschrieben: „muss Offroad-geeignet sein“ und genau das macht der Wagen auch. Besonders wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass er nicht primär ein Geländewagen ist, sondern seine Heimat eigentlich die Autobahn und Landstraße ist und dort auch großartig performt. Dazu wird es auf jeden Fall noch mal einen eigenen Artikel geben, zusammen mit dem Neuerungen im Porsche PCM-System und der neuen Connect App geben.
Ohne die App wäre ich wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, mit dem Cayenne ins Gelände zu fahren. Im Nachhinein ärgert mich nur, dass ich mich an dem Tag nicht früher auf dem Weg gemacht habe und ich erst nachmittags an dem Offoard Park angekommen bin. Denn ich hätte wirklich gerne das Erdmännchen-Abzeichen für die ersten 20 gefahrenen Offroad-Kilometer ergattert. Ich glaube jetzt wo ich diese Zeilen schreibe … ich muss noch mal eben los.
Fotos Jonas Speck