Wenn es um das Thema der Wahlbeeinflussung in sozialen Netzwerken geht, hören wir meist von einem Land: Russland. Nun hat Facebook erstmalig ein anderes Land genannt, dass ebenfalls versucht, globale Wahlen zu beeinflussen. Und zwar den Iran.
Dazu wurden in den letzten Wochen 652 Seiten, Gruppen und sog. „unauthentische“ Accounts aus dem Land gelöscht. Durch diese Inhalte sollen überwiegend Nutzer aus den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, dem Mittleren Osten und Lateinamerika beeinflusst worden sein. Zusätzlich wurde laut Facebook eine nicht näher genannte Anzahl an Seiten, Account und Gruppen gelöscht, die nach der US-Regierung mit dem russischen Militär in Verbindung standen.
Mark Zuckerberg sagte dazu am Dienstag in einem Interview mit Journalisten, dass Sicherheit in Online-Netzwerken ein Problem ist, welches sich nicht vollständig lösen lässt. Der Wechsel von reaktiver zu proaktiver Erkennung von Inhalten sei aber eine große Veränderung, die Facebook nach und nach für jeden sicherer mache.
Die neuesten Veröffentlichungen zeigen, dass weiterhin große Anstrengungen betrieben werden, um Wahlen weltweit zu manipulieren. In den USA sind hierbei vor allem die Zwischenwahlen über die Zusammensetzung des Kongresses im November gefährdet. Facebook versucht daher seit der Wahl 2016, in der 150 Millionen Wähler zugunsten Donald Trump manipuliert wurden, diese besser zu schützen. Das kalifornische Unternehmen stellte nach Kritik, dass das Unternehmen durch mangelnde Maßnahmen der Gesetzgebung zu wenig tue, viele Content-Moderatoren und Sicherheitsexperten ein, um das soziale Netzwerk zu schützen.
Dabei verlässt sich Facebook unter anderem auf die US-Regierung und die Sicherheitsfirma FireEye. Wie FireEye in einem Blogbeitrag mitteilte, enthalten die gelöschten Inhalte anti-saudischen-, anti-israelischen- und Pro-Palästina-Content. Außerdem werden viele Inhalte verbreitet, die für den Iran positive US-Regelungen (wie bspw. das Atomabkommen) hervorheben.
Facebook teilte in einem Blogeintrag mit, dass die nun gelöschten Inhalte aus vier verschiedenen Untersuchungen zusammengetragen wurden. Davon fokussierten sich drei Untersuchungen auf den Iran und eine auf Russland. Das Unternehmen schreibt weiter, dass es sich um klare Kampagnen handelt, die vollkommen unabhängig voneinander sind. Dabei werden ähnliche Taktiken – wie die Vernetzung in speziellen Netzwerken oder das Erstellen von Konten – ausgenutzt, um andere Nutzer über die Identität und Ziele der Fake-Accounts in die Irre zu führen.
Im letzten Monat wurden Beweise veröffentlicht, dass zur Präsidentschaftswahl 2016 auch unabhängig von Russland Kampagnen durchgeführt wurden. Diese wollten durch bewusste Fehlinformationen politische Unruhe im Land stiften und wurden von Facebook an die US-Regierung gemeldet. Zu dieser Zeit begannen auch groß angelegte Lösch-Aktionen und das Interesse der Politik für das Thema. Dabei wurde häufig Russland als Hauptverbreiter der Falschmeldungen angeprangert.
Nach Senator Mark Warner (Demokrat aus Virginia) waren die Löschungen am Dienstag ein weiterer Beweis, dass im Ausland sitzende Kontrahenten soziale Medien bewusst nutzen, um die Amerikaner zu spalten und demokratische Institutionen zu unterminieren. „Ich sage seit Monaten, dass das Problem der Manipulation durch soziale Netzwerke nicht nur auf einzelne Trollfarmen in St. Petersburg entsteht. Dieser Sachverhalt sollte nun klar sein,“ so Warner weiter.
Am 5. September wird Facebooks COO Sheryl Sandberg mit anderen Unternehmen vor dem Kongress über die aktuellen Fortschritte im Kampf gegen Fehlinformationen berichten. Mark Zuckerberg sagt dazu:
Um die Sanktionen gegen den Iran einzuhalten, will das soziale Netzwerk auch bessere Sicherheitsmechanismen einbauen. Von dort aus werden seit Juli 2012 und Januar 2015 spezielle Kampagnen geführt. Dadurch erzielte Facebook Einnahmen, die in Lira, australischen Dollar, US-Dollar und Rupien ausgezahlt wurden.
Auch Twitter, welches ebenfalls zur Manipulation des Wahlkampfs 2016 beitrug, hat Fortschritte zu vermelden. Dort wurden in den letzten Wochen 284 Accounts (viele davon aus dem Iran) gelöscht. Die Firma aus San Francisco arbeitet dabei auch mit anderen Firmen und den Strafverfolgungsbehörden zusammen. Das Unternehmen fasst das Ziel wie folgt zusammen:
[mg_blockquote cite=“Twitter“]“Our goal is to assist investigations into these activities and where possible, we will provide the public with transparency and context on our efforts.[/mg_blockquote]Via Bloomberg