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HTC U12+ im Test: 4 Cams, Edge Sense 2 – und keine Notch [finales Update]

geschrieben von Nicole Scott

Bereits Ende Juni veröffentlichten wir an dieser Stelle unseren Test des HTC U12+, wiesen euch aber darauf hin, dass ein wichtiges Software-Update aussteht, welches wir noch abwarten wollten, bis wir eine finale Bewertung vornehmen.

Das Update Anfang Juli stellte sich in Bezug auf Leistung und Akkulaufzeit in der Tat als signifikant heraus. Die kapazitiven Tasten meines U12+ haben immer gut funktioniert und seit dem Update fühlt sich Edge Sense nun noch stabiler an. Unser Test wurde dementsprechend aktualisiert, um dem Rechnung zu tragen.  Hier nun also unser jetzt vollständiger Test dieses HTC-Smartphones.

Das HTC U12+ ist eine Weiterentwicklung des U11 – das am stärksten unterschätzte Smartphone des Jahres 2017. Das U12+ ist mit einer soliden Rückkamera, die auch bei wenig Licht tolle Fotos macht, zwei Frontkameras, Edge Sense 2, kapazitiven Buttons und leistungsstarker Hardware ausgestattet.

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HTC U12+ Design

Für mein persönliches Empfinden hat es HTC immer sehr gut verstanden, optisch äußerst ansprechende Devices zu produzieren. Nicht selten hat man da die versammelte Android-Konkurrenz hinter sich gelassen.

Auch dieses neue Modell setzt wie sein Vorgänger auf ein „Liquid Surface“-Design, welches klasse ausschaut, super in der Hand liegt, leider aber auch ziemlich anfällig für Kratzer und Fingerabdrücke ist. Zur Verfügung stehen dieses mal die Farben Translucent Blue, Ceramic Black und Flame Red. Gerade das Smartphone in Flame Red sieht sehr interessant aus, denn je nachdem, wie man es ins Licht hält, zeigt sich ein Goldschimmer. Dazu gibt es auch wieder eine durchscheinende und damit recht spektakuläre Variante, wie ihr unten im Bild sehen könnt:

Ich fand schon damals zu Competition Pro-Joystick- und Nintendo Game Boy-Zeiten solche durchsichtigen Modelle spannend, die ein wenig Einblick ins Geräte-Innere offenbarten und so glaube ich auch, dass HTC mit so einer Variante sein Nerd-Publikum finden wird.

Ansonsten bleibt bezüglich des Designs festzuhalten, dass man sich gegenüber dem U11 nicht deutlich weiter entwickelt hat. Es bleibt also beim Glas vorne wie hinten und dem Metallrahmen, dummerweise bleibt es aber auch bei den recht opulenten Rändern oben wie unten. Das wirkt leider nicht mehr ganz zeitgemäß, hier sollte sich HTC schleunigst was Neues überlegen, wenn man gegen die bärenstarke und optisch auch toll aufgestellte Konkurrenz bestehen möchte.

HTC U12+ Hardware

Snapdragon 845, 6 GB RAM, dazu 64 bzw. 128 GB interner und erweiterbarer Speicher. Was Performance und Speicherplatz angeht, wird schnell klar, dass HTC sich nicht vor der starken Konkurrenz verstecken möchte und muss. Hier sind die Specs im Überblick:

Display
  • 6 Zoll großes Super LCD 6-Panel im 18:9-Format mit einer Auflösung von 2.880 x 1.440 Pixeln und einer Pixeldichte von 537 ppi
  • Geschützt durch Gorilla Glass, HDR 10-Unterstützung, keine Notch
Prozessor
Grafikchip
  • Qualcomm Snapdragon 845 (4×2.8 GHz Kryo 385 Gold & 4×1.7 GHz Kryo 385 Silver)
  • Adreno 630 GPU
Arbeitsspeicher
  • 6 GB RAM
Interner Speicher
  • 64/128 GB Speicher (UFS 2.1), erweiterbar per microSD um bis zu 2 TB
Kamera hinten
  • Dual-Cam: 12 MP Ultrapixel 4 Cam (1.4µm Pixelgröße, f/1.75) + 16 MP Telephoto Cam (1.0µm Pixelgröße, f/2.6)
  • UltraSpeed Autofocus 2 (Phase Detection + Laser Autofokus)
  • Dual LED Blitz
  • Zweifach-Zoom
  • Optical Image Stabilization (OIS) + Electronic Image Stabilization (EIS)
Kamera vorne
  • Dual-Cam: 2 x 8 MP (1.12 µm Pixelgröße, f/2.0-Blende)
  • 84 Grad Weitwinkel
Betriebssystem
  • Android 8.0 mit HTC Sense
  • HTC Edge Sense 2
Akku
  • 3500 mAh
  • unterstützt Quick Charge 3.0
Sound
  • HTC USonic with Active Noise Cancellation
  • HTC BoomSound Hi-Fi edition
  • Hi-Res Audio
  • Qualcomm aptX™ HD, LDAC up to 32-bit high resolution wireless audio via Bluetooth
Konnektivität
  • Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac, Dual Band
  • Bluetooth 5.0
  • GPS: A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo
  • NFC
  • USB Typ-C (3.1)
Sensoren
  • Edge Sensor
  • Ambient light sensor
  • Proximity sensor
  • Motion G-sensor
  • Compass sensor
  • Gyro sensor
  • Magnetic sensor
  • Fingerprint sensor
  • Sensor Hub for activity tracking
Maße
  • 156,6 x 73,9 x 8,7-9,7 mm
Gewicht
  • 188 Gramm
Weitere Details
  • Always-on voice commands
  • Notification LED
  • Motion Launch
  • Quiet ring on pick-up
  • Pocket mode
  • Flip to mute
  • IP68 zertifiziert
  • Unterstützung für Google Assistant und Amazon Alexa

Positiv

  • Unterstützung für Quick Charge 4, obwohl das mitgelieferte Ladegerät nur Quick Charge 3 unterstützt
  • In manchen Regionen als Dual-SIM-Gerät erhältlich
  • IP68-Zertifizierung

Negativ

  • Keine Kopfhörerbuchse

HTC U12+ Display

Beim sechs Zoll großen Display setzt HTC wieder auf LCD-Technologie und bietet uns diese im zeitgemäßen 18:9-Format. Nicht ganz zeitgemäß sind dabei allerdings die Ränder, die für unseren Geschmack oben und unten zu fett ausfallen. Mit einer 1440p-Auflösung und einer Pixeldichte von 537 ppi bekommen wir es davon abgesehen aber mit einem feinen Display zu tun, das zudem auch ohne die mittlerweile fast überall integrierte Notch auskommt.

Positiv

  • Zwar ist das LCD-Panel des U12+ nicht ganz so hell wie die OLED-Displays von Samsung, aber es handelt sich trotzdem um ein hochwertiges Panel. Die Farben sind kräftig und es weist kein sichtbares Ghosting auf.
  • Außerdem habt ihr in den Einstellungen die Wahl zwischen den Farbprofilen DCI-P3 und sRGB
  • Keine Notch

Negativ

  • Leider wirkt sich das Always-on-Display deutlich auf die Akkulaufzeit aus. Es gibt jedoch einen Stromsparmodus, bei dem das AoD nur dann aktiviert wird, wenn ihr das Gerät in die Hand nehmt.
  • Die Bildschirmhelligkeit liegt laut einer Messung von Tom’s Guide bei 389 Nits, was im Vergleich zu den 1000 Nits des LG G7 nicht sonderlich hell ist.

HTC U12+ Kamera

Werfen wir als Nächstes einen genaueren Blick auf die Kamera des HTC U12+. Eines können wir schon einmal vorwegnehmen: Die Kamera im U12+ ist großartig und macht auch bei wenig Licht gute Fotos. Die Selfiekameras liefert ebenfalls tolle Ergebnisse, auch wenn sie sich hauptsächlich an das weibliche Publikum richtet.

Die Kamera auf der Rückseite des U12+ ist eine Kombination aus der „Ultra Pixel“-Hauptkamera mit 12MP-Sensor, einer f1.75-Blende und einer Pixelgröße von 1,4um und einer 16MP-Telefotokamera mit f2.6-Blende und einer Pixelgröße von 1um. Im Gegensatz zur Hauptkamera ist die Telefotokamera nicht mit OIS ausgestattet. Theoretisch ist die aufgrund der fehlenden Bildstabilisierung und der kleineren Pixel nicht auf demselben Level wie die Zoomkamera von Samsung.

Einer meiner größten Kritikpunkte ist, dass ich die Kamera-App häufig versehentlich öffnete. Genau wie das Pixel 2 ist auch das U12+ mit einem „Squeeze“-Feature ausgestattet. Mithilfe dieses Features könnt ihr über eine Reihe von Berührungsgesten unterschiedliche Apps und Funktionen starten. Für blitzschnelle Schnappschüsse ist das natürlich sehr praktisch. Ihr müsst nur bei ausgeschaltetem Display auf die Ränder eures U12+ drücken und es öffnet sich direkt die Kamera-App. Meine größte Sorge besteht in der Haltbarkeit dieser Buttons, da eine übermäßige Verwendung des Features wohl zu einem verfrühten Defekt führen könnte.

Kommen wir aber zurück zur Kameraqualität. Eines der besten Features des U12+ ist der HDR-Boost. Dieser funktioniert nicht nur großartig, sondern wurde von HTC auch extrem gut kalibriert. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Modus ordentlich überarbeitet und es lassen sich nun selbst in schwierigen Situationen gute und äußerst detailreiche Fotos aufnehmen. Wir sind zwar keine Fans von DxOMark, aber wir können verstehen, warum das U12+ auf Platz zwei, genau unterhalb des Huawei P20 Pro, gelandet ist. Die allgemeine Performance der Kamera ist großartig und solange ihr das Display nicht als Selfie-Blitz verwendet, lassen sich die Fotos blitzschnell aufnehmen. Die Bilder sind detailreich und farbenfroh und auch der Weißabgleich sowie der Kontrast wirken äußerst akkurat.

Das Telefotoobjektiv liefert überraschend gute Ergebnisse. Vor allem mithilfe des HDR-Boost lassen sich tolle Fotos aufnehmen. Es ist schwer zu glauben, dass die Zoomkamera nur mit einer f2.6-Blende ausgestattet ist, da die Qualität der Fotos stark denen der Hauptkamera mit ihrer f1.7-Blende ähnelt.

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Standardobjektiv

2X Zoom

HTC U12+ Food-Fotos

Farben werden von der Kamera äußerst akkurat abgebildet und die Fotos bieten einen äußerst hohen Detailgrad. Wer also gerne sein Essen fotografiert, wird mit der Kamera des HTC U12+ sehr zufrieden sein.Der Bokeh-Effekt funktionierte in diesem Foto besonders gut! Bokeh bzw. Tiefenschärfe-Effekt

Bokeh oder Blurred Background

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Auch der Portät-Modus funktioniert gut. Mein einziger Kritikpunkt ist die Konfiguration des Features. In der Kamera-App könnt ihr die Funktion „Auto-Bokeh“ aktivieren – die App wird anschließend den Effekt immer im passenden Moment anwenden. In meinem Test stellte es sich aber heraus, dass die Kamera versuchen wird, den Effekt auf so gut wie alle Motive anzuwenden. Für gute Ergebnisse benötigen die Fotos jedoch viel Licht. Zu Beginn fragte ich mich oft, was mit meinen Fotos los war, da sie häufig verrauscht und unbrauchbar waren. Das Feature solltet ihr also besser ausgeschaltet lassen. Die Bokeh-Fotos sehen außerdem etwas blass aus; und zwar mehr als bei anderen Smartphones. Ansonsten funktioniert der Effekt aber ganz gut, auch wenn ich lieber den Porträt-Modus von Instagram nutze.

Fotos bei wenig Licht

Mit dem HTC U12+ die Chiang Kai-shek-Gedächtnishalle in Taipei zu fotografieren hat wirklich Spaß gemacht! Für die Fotos verwendete ich den Pro-Modus und ich war von den Ergebnissen ziemlich beeindruckt. Die Farben wurden von der Kamera akkurat abgebildet, nur den Weißabgleich musste ich manuell einstellen, da die Fotos sonst etwas zu gelb gewesen wären. Ich finde es besonders beeindruckend, wie rauscharm und detailreich die Bilder geworden sind.Standardobjektiv2-facher Zoom10-facher, maximaler Zoom Auch die folgenden Fotos halte ich für beeindruckend. Vor allem weil die Zoomkamera nur mit einer f2.6-Blende ausgestattet ist. Selbst im Vergleich zur Hauptkamera mit ihrer f1.7-Blende liefert sie großartige Ergebnisse.

Diese Fotos der Vögel im Regen waren eine weitere beeindruckende Aufnahme, da das Teleobjektiv ein f2.6-Objektiv hat, von dem man erwarten würde, dass es viel schlechter abschneidet als das f1.7 auf dem Hauptshooter. Aber es behauptet sich.

Das HTC U12+ schlägt sich auch bei wenig Licht äußerst gut. Selbst bei schwierigen Lichtbedingungen sind die Fotos äußerst rauscharm. Genau wie das Huawei P20 Pro schraubt auch das U12+ die Helligkeit der Fotos etwas nach oben, was ihr in diesem Foto gut sehen könnt. In Wirklichkeit war es viel dunkler. Zwar sind die Bilder nicht unbedingt realistisch, dafür aber auch nicht überbelichtet.

Insgesamt habe ich viel Zeit mit dem Pro-Modus verbracht. Die folgenden Fotos wurden alle ohne Stativ und mit Belichtungszeiten zwischen 1,5 und 3 Sekunden aufgenommen.

HTC U12+ Selfies

Das U12+ besitzt zwei 8MP-Frontkameras, mit deren Hilfe ihr Selfies mit Bokeh-Effekt aufnehmen könnt. Wir haben festgestellt, dass in diesem Modus aber nicht nur der Hintergrund unscharf wird. Ähnlich wie bei der Verwendung des Beautymodus, lässt der Modus auch euer Gesicht etwas unschärfer aussehen. Allgemein scheint sich der Stil der Fotos eher an das weibliche Publikum zu richten, da Männer in der Regel Selfies mit HDR-Effekt bevorzugen, da dieser die Gesichtszüge etwas kantiger und ausgeprägter erscheinen lässt.

Die Frontkameras sind außerdem nicht mit OIS ausgestattet, wer also gerne Videos oder Vlogs filmen möchte, muss leider teilweise mit verwackelten Aufnahmen rechnen.

Insgesamt ist die Qualität der Selfies ziemlich gut. Wenn ihr jedoch ein wirklich scharfes Foto aufnehmen möchtet, müsst ihr aufpassen, dass ihr das Smartphone besonders ruhig haltet. Wer hier Schwierigkeiten hat, sollte den Selfie-Blitz deaktivieren. Dieser sorgt nämlich dafür, dass die Fotos mit einer gewissen Verzögerung aufgenommen werden. Das verleitet viele Nutzer dazu, das Smartphone zu bewegen, bevor das Selfie geknipst wurde.

Ich muss zugeben, dass das Gleichgewicht zwischen Hautdetails und Bokeh beim P20 Pro besser ist. Hier ein kleiner Tipp: Wenn euer Smartphone keinen Porträt-Modus besitzt, könnt ihr „Instagram Fokus“ verwenden. Instagrams Porträt-Modus funktioniert nämlich ziemlich gut!

Auch bei ausgeschaltetem Bokeh-Modus richtet sich die automatische Nachbearbeitung der Fotos eher an die Vorlieben asiatischer Frauen. Die Selfies wirken nicht ganz so kräftig und die Haut wird etwas blasser abgebildet. Der Vorteil: Ihr könnt nun problemlos Filter anwenden, ohne dass die Fotos dadurch allzu unnatürlich aussehen. Leider werden durch die Nachbearbeitung auch die Augen etwas unscharf dargestellt – ein Problem, das HTC mithilfe eines Softwareupdates lösen könnte.

Außerdem sind einige AR-Filter à la Snapchat sowie zahlreiche Beautymodi mit an Bord.

Ich finde es beeindruckend, wie gut das Tracking der Filter funktionierte. Wenn ihr einen Blick auf die folgenden Fotos werft, könnt ihr sehen, wie ich sie auf die Leute von Gēn Creative anwendete, während sie mein Abendessen zubereiteten.

Möglicherweise werden Selfie-Fans wegen der blassen Fotos vom U12+ nicht sonderlich begeistert sein.
Beautymodus:

In fast allen meinen Selfies habe ich den automatischen Beautymodus verwendet, was definitiv ein gutes Zeichen ist.

HTC U12+ Video

Das U12+ ist in der Lage, 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde aufzunehmen. Slow-Motion-Aufnahmen sind mit 240 Bildern pro Sekunde und mit einer Auflösung von 1080p möglich. Zwar bietet der Slow-Motion-Modus keine so hohen Bildraten wie das Samsung Galaxy S9, aber 1080p und 240 FPS sollten den meisten Nutzern reichen.

Auch Sonic Zoom ist wieder mit an Bord (beim Vorgänger lautete der Name noch „Acoustic Focus“). Mit diesem Feature könnt ihr im Videomodus durch Heranzoomen die Geräusche im ausgewählten Bildausschnitt verstärken. Das Feature funktioniert ziemlich gut und laut HTC ist der Sound nun 60 Prozent lauter und 33 Prozent genauer.

HTC U12+ Kamera-Fazit

Die Dual-Hauptkamera des U12+ bieten in den meisten Fällen einiges an Detailreichtum und kräftige Farben. Wer sich das Smartphone wegen der Kamera kaufen möchte, wird also nicht enttäuscht sein.
Die einzigen Kritikpunkte sind der Porträt-Modus, der leider häufig weniger Details und blassere Fotos liefert, und der Beautymodus, der wohl vor allem dem männlichen Publikum nicht ganz zusagen wird.
Wenn die Kamera eines eurer Hauptkriterien beim Smartphone-Kauf ist, werdet ihr mit dem HTC U12+ sehr zufrieden sein.

HTC U12+ Edge Sense 2

Letztes Jahr überraschte HTC ja beim U11 mit seinem „Squeeze“-Rahmen mit Edge-Sense-Technologie. Mittels sanftem Druck auf den Rahmen konnten Aktionen ausgelöst werden und dieses Feature, welches durchaus als Alleinstellungsmerkmal betrachtet werden kann, haben die Taiwaner dieses Jahr noch ausgebaut.

Je nachdem, ob ihr nur kurz den Rahmen drückt, einen langen Druck ausübt oder die Seite antippt, könnt ihr verschiedene, frei konfigurierbare Aktionen ausführen. Ihr könnt so beispielsweise den Google Assistant bzw. Amazon Alexa auf diese Weise aufrufen, das Einhand-Menü aktivieren und vieles mehr.

Drei Monate nach unserem Test muss ich sagen: die kapazitiven Tasten sind großartig. Mein Gerät ist immer noch genauso flott wie zu Beginn des Tests und auch die Software weist keine neuen Bugs auf. Falsch erkannte Tastendrücke traten ebenfalls nur selten auf. Probleme mit Edge Sense gab es nur dann, wenn meine Hände nass waren. In solch einem Fall musste ich zuerst meine Hände und dann das Smartphone abtrocknen und ein paar Mal auf die Taste drücken, bis alles wieder perfekt funktionierte.

Leider haben viele andere Smartphone-Tester nach dem großen Update am 3. Juli ihre Testberichte nicht aktualisiert. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die vorproduzierten Geräte leider von vielen Bugs und Fehlern geplagt waren und die EU-Geräte zu früh herausgegeben wurden (ich weiß von einigen Webseiten, die direkt nach dem Briefing ein Testgerät erhalten haben). HTC Taiwan schickte uns erst kurz vor dem Embargo ein Testgerät und seit dem 3. Juli ist Edge Sense wesentlich verlässlicher und auch die Akkulaufzeit und Benutzeroberfläche wurden spürbar verbessert.

Ein außerordentliches Feature von Edge Sense 2 ist die so genannte „Haltegeste“. Solange diese Funktion aktiviert ist, wird das U12+ nicht automatisch in die Querformatansicht wechseln, wenn ihr euch mit dem Smartphone in der Hand hinlegt. In den Einstellungen > Edge Sense könnt ihr allen Gesten außer der Haltegeste neue Aktionen zuweisen.

Ihr könnt dabei nicht nur entscheiden, welche Aktion welche Funktion starten soll, sondern könnt auch die Empfindlichkeit justieren, so dass ihr das U12+ diesbezüglich bestens auf eure Bedürfnisse anpassen könnt. Eine wirkliche starke Funktion, die uns sehr gut gefällt. Dennoch stellen wir uns die Frage, ob eine solche Funktion ausreicht, um die Käufer davon zu überzeugen, zu einem HTC-Smartphone zu greifen anstelle eines Konkurrenten.

Es ist offensichtlich, warum das HTC U12+ so viele negative Bewertungen bekommen hat. Ümits Testgerät lässt sich momentan nicht einmal testen und nachdem wir einige andere europäische Modelle ausprobiert haben, verstehe ich das ganze Review-Debakel sogar noch besser. Ich muss zugeben, wir bei Mobile Geeks haben eine Schwäche für HTC-Smartphones, schließlich befindet sich unser Hauptsitz in Taiwan. HTC bekam von uns deshalb die Chance, sein Bestes zu geben, bevor wir das finale Testergebnis zum U12+ veröffentlichten.

HTC U12+ Performance

Das U12+ ist mehr als nur ein hübsches Smartphone. Dank der 6 GB RAM und des Snapdragon 845 steckt einiges an Performance in dem Gerät. Während meines zweiwöchigen Tests war das U12+ blitzschnell und ließ sich auch bei mehreren geöffneten Browsertabs, Apps, Karten, Spielen und mehr nichts anmerken. Seit dem Juli-Update wirkt die Benutzeroberfläche nochmals schneller und selbst einen Monat später fühlt sie sich kein bisschen langsamer an. HTC hat tolle Arbeit geleistet – auch beim Wechseln zwischen Apps ruckelt und hängt nichts.

Im 3D Mark Sling Shot Extreme OpenGL ES 3.1 – einem Grafiktest – erreichte das U12+ einen Ergebnis von 4584 Punkten. Damit liegt es nur knapp unter dem Samsung Galaxy S9+ mit seinen 4734 Punkten und sogar über dem LG G7 ThinQ mit seinen 4301 Punkten.

Im Geekbench 4, der die allgemeine Systemperformance misst, erreichte das U12+ einen Wert von 9014 Punkten. Damit liegt es weit über dem S9+ (8291 Punkte) und dem G7 ThinQ (8586). Nur das OnePlus 6 konnte dank der 8 GB RAM in diesem Test ein besseres Ergebnis erzielen.

Positiv
Schnell und verlässlich

Negativ

HTC U12+ Sound

Die nach vorne gerichteten BoomSound-Stereolautsprecheren sind nun 50 % lauter als beim Vorgängermodell. Der Sound klingt ordentlich und ist ausreichend laut. Wer länger Musik hören möchte, sollte aber trotzdem besser zu den Kopfhörern greifen.

HTC folgt dem Apple-Trend und verabschiedet sich mit dem U12+ ebenfalls von der Kopfhörerbuchse. Dafür ist nun USB-Typ-C mit an Bord. Ein Adapter von USB-Typ-C auf 3,5mm-Klinke wird aber leider nicht mitgeliefert, was ich ein wenig enttäuschend finde.

HTC behauptet zwar, es gäbe eine breite Auswahl von Drittanbieter-Adaptern, aber in unserem Test war leider keiner unserer Adapter mit dem U12+ kompatibel.

Immerhin befinden sich USB-Typ-C-Kopfhörer im Lieferumfang. Diese bieten neben angenehmem Tragekomfort sogar eine aktive Geräuschunterdrückung, die einigermaßen gut funktioniert.

Die Kopfhörer lassen sich zwar kalibrieren, wodurch sie etwas lauter und klarer klingen, aber die Höhen klingen meiner Meinung nach trotzdem etwas zu harsch und unangenehm.

Positiv

  • BoomSound-Hi-Fi-System – die Kombination aus dem unten angebrachten Monolautsprecher und dem Lautsprecher oben am Gerät sorgt für satten Sound mit einem Hauch von Bass.
  • Die mitgelieferten Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung sind dieselben wie beim U11 und sie klingen immer noch fantastisch!
  • Dem U12+ mangelt es nicht an Audiofeatures. Das Smartphone unterstützt Bluetooth 5, aptX HD, DLNA und die Wiedergabe von hochauflösenden FLAC-Dateien mit bis zu 24-bit und 192kHz.
  • Werft einen Blick auf unseren Artikel mit Tipps und Tricks zum HTC U12+, um zu erfahren, wie ihr das Meiste aus dem Sound herausholen könnt.

Negativ

  • Keine Kopfhörerbuchse
  • Es wird leider kein Adapter von USB-Typ-C auf 3,5mm-Klinke mitgeliefert und keiner unserer Adapter war mit dem Gerät kompatibel.

HTC U12+ Akkulaufzeit

Was die Akkulaufzeit angeht, warten wir noch immer auch das nächste Update. Das Update auf 1.21.401.3 hat bereits die Standbyzeit verbessert und das nächste 1.2-Update wird sich um die allgemeine Akkuleistung kümmern.

Insgesamt ist die Akkulaufzeit aber gut. Kurz nach der Veröffentlichung war sie zwar noch etwas unberechenbar, aber auch das wurde im letzten Update behoben. Ich kann euch jedenfalls versichern, dass der Akku den ganzen Tag lang durchhält.

Im Alltag hält der Akku rund 16 Stunden lang durch und die Screen-on-Time beträgt je nach Bildschirmhelligkeit ungefähr vier bis fünf Stunden. Das ist zwar nicht überwältigend, aber definitiv in Ordnung. Insgesamt entspricht die Akkulaufzeit der des OnePlus 6.

Das nächste Update soll die Akkulaufzeit sogar um eine Stunde erhöhen. Wenn es so weit ist, werden wir unseren Testbericht deshalb nochmal aktualisieren.

HTC U12+ Preis und Verfügbarkeit

Wer vielleicht ein U12 oder ein U12 Lite vermisst: Diese Geräte wird es nicht geben, HTC bringt ausschließlich das U12+ auf den Markt. Durch das „Plus“ im Namen will man sich also nicht von einem Standard-Modell abheben, sondern schlicht verdeutlichen, dass ihr hier das beste HTC-Smartphone erwerbt, welches das Unternehmen in diesem Jahr zu bieten hat.

Da Qualität bekanntlich ja auch ihren Preis hat, werdet ihr für das HTC U12+ mit 799 Euro zur Kasse gebeten. Dafür erhaltet ihr die Ausführung mit 64 GB Speicher, das größere Modell mit 128 GB ist derzeit nicht für den deutschen Markt vorgesehen. Ein paar Tage müsst ihr euch noch gedulden, ab Mitte Juni soll das optisch wie technisch sehr starke Smartphone in unseren Gefilden zu haben sein.

Wir werden das Smartphone noch ausgiebig testen, aber der erste Eindruck ist schon ein äußerst positiver. Leider hat das U11 seinerzeit nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hätte. Das Alleinstellungsmerkmal „Edge Sense“, also der drückbare und jetzt auch tippbare Rahmen, wurde nochmal deutlich verbessert und auch die im Vorjahr schon außergewöhnlich starke Kamera wurde weiter optimiert. Zudem gibt es nun auch vorne einen Dual-Shooter.

HTC hat also so ziemlich alles unternommen, um ein gutes Smartphone noch besser zu machen, ist innovativ sowohl bei den Funktionen als auch beim den Farben der Modelle — im Grunde ist also alles getan worden, damit die Leute nun nur noch in die Läden rennen müssen und sich das HTC U12+ schnappen. Für unser Empfinden muss sich dem ersten Eindruck nach das HTC U12+ jedenfalls nicht hinter der Konkurrenz verstecken, auch nicht, wenn sie Huawei, Samsung oder Apple heißt.

Über den Autor

Nicole Scott