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Beschleunigung im Streaming: Netflix führt manuelle Wiedergabegeschwindigkeit ein

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Android-Nutzer können die Wiedergabegeschwindigkeit auf Netflix bald manuell anpassen. (Foto: Pixabay.com / napoleonschwan)
geschrieben von Vivien Stellmach

In der Android-App von Netflix können Nutzer bald die Wiedergabegeschwindigkeit verändern. Netflix möchte die Funktion trotz Kritik von Filmschaffenden einführen – womöglich, damit wir noch mehr Streaming-Inhalte in kürzerer Zeit konsumieren können?

Serien schneller oder langsamer schauen als normal: Wollen wir das wirklich? Netflix führt in den nächsten Tagen jedenfalls für Android-Nutzer die Möglichkeit ein, die Wiedergabegeschwindigkeit zu verändern. Das berichtet das US-amerikanische Technikportal The Verge und beruft sich dabei auf das Streaming-Unternehmen.

Wir sollen die Geschwindigkeit in der Android-App dann auf 0,5 oder 0,75 verlangsamen beziehungsweise auf 1,25 oder 1,5 beschleunigen können. Das kennen wir so auch schon von YouTube, nur dass die variable Wiedergabegeschwindigkeit auf der Videostreaming-Plattform auf den ersten Blick deutlich sinnvoller erscheint.


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Auf YouTube sehen wir uns schließlich Videos ganz unterschiedlicher Formate an. Wenn uns jemand in einem Tutorial beispielsweise zu schnell oder langsam spricht, können wir einfach die Geschwindigkeit anpassen und das Problem damit beheben.

Wiedergabegeschwindigkeit auf Netflix: Es hagelt Kritik aus Hollywood

Netflix hatte erste Tests zur variablen Wiedergabegeschwindigkeit schon im Herbst 2019 geführt. Laut Keela Robinson, stellvertretende Leiterin der Produktentwicklung bei Netflix, haben Kunden die neue Flexibilität auch sehr geschätzt.

„Ob es dabei nun um das nochmalige Anschauen der Lieblingsszene geht oder darum, die Sachen langsamer zu machen, weil sie mit Untertitel schauen oder Hörprobleme haben“, sagt sie gegenüber The Verge.

Allerdings ist Netflix mit der neuen Funktion nicht nur auf positives Feedback gestoßen. Von Judd Apatow, einem erfolgreichen Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, hagelte es beispielsweise auf Twitter Kritik.

„Wir geben euch schöne Dinge. Lasst sie so, wie sie auch gesehen werden sollen“, schreibt er auf der Kurznachrichten-Plattform.

Netflix passt Ton automatisch an Wiedergabegeschwindigkeit an

Robinson antwortete auf die Kritik später in einem Blogeintrag von Netflix. „Wir waren sensibel gegenüber den Bedenken der Entwickler und haben in diesem Test keine größeren Bildschirme, insbesondere Fernseher, berücksichtigt.“

Zudem möchte Netflix den Ton automatisch anpassen, wenn Nutzer die Wiedergabegeschwindigkeit von Serien und Filmen verändern. Damit soll verhindert werden, dass Inhalte in einer veränderten Tonhöhe wiedergegeben werden.

Hinzu kommt, dass die Wiedergabegeschwindigkeit auch nicht automatisch gespeichert wird. Nutzer müssen sie bei jeder neuen Wiedergabe manuell einstellen, wenn sie Inhalte langsamer oder schneller sehen wollen.

Wie sinnvoll ist die neue Netflix-Funktion?

Bei Podcasts und YouTube-Videos ist es oft ein Segen, die Wahl zwischen einer langsameren und schnelleren Wiedergabe-Geschwindigkeit zu haben. Aber kann man solche Formate mit Netflix-Produktionen vergleichen?

Serien und Filme sind immerhin sehr gut überlegte Kunst. Filmemacher haben sich in aller Regel etwas bei der eingesetzten Dynamik gedacht.

Allerdings könnte das Feature für Dokumentationen und möglicherweise auch Sitcoms geeignet sein – für Formate also, in denen die Atmosphäre nicht so wichtig ist wie etwa in Blockbuster-Filmen.

Die hohe Kunst des bewussten Konsums

Wir sollten uns jedoch bewusst machen, dass Netflix mittlerweile große Macht über uns hat, weil so viele Menschen den Streaming-Anbieter verwenden. Die Möglichkeit, die Wiedergabegeschwindigkeit zu verändern, ist auch ein Puzzleteil der globalisierten Beschleunigung.

Wissenschaft, Technik und Wirtschaft entwickeln sich unkontrolliert schnell weiter. Oft haben wir im Alltag das Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen und mehr in weniger Zeit schaffen zu müssen – das verursacht Stress und letztendlich auch Krankheit.

Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir wieder bewusst konsumieren und langsamer leben. Die Freizeit lässt sich natürlich am einfachsten entschleunigen. Dazu müssen wir mehr denn je aber Versuchungen wie der manuellen Wiedergabegeschwindigkeit widerstehen.

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Über den Autor

Vivien Stellmach

Vivien Stellmach war von Mai 2019 bis November 2020 Redakteurin bei BASIC thinking.