Sieht man einmal von den bekannten Gefahren ab, die eine Cloud-Lösung in sich birgt, klingt der nachfolgende Deal in meinen Ohren nicht verkehrt: Wie Winrumors berichtet, haben Microsoft und „Transport for London“ (TfL) ihre Kräfte vereint und einen Teil der Daten der Verkehrsplanungsbehörde von London auf die Windows Azure-Plattform verfrachtet. Der Nutzen dieser Kooperation liegt für den Softwaregiganten vermutlich weniger im finanziellen als vielmehr im PR-Bereich. Denn natürlich wurde in Redmond nicht versäumt, sogleich die Werbetrommel für sich zu rühren und hervorzuheben, dass die eigene Cloud-Infrastruktur stark genug ist, um „mehrere Millionen Anfragen pro Tag zu bewältigen“. Und nachdem die Konkurrenz aus Mountain View erst kürzlich die U.S. General Services Administration (GSA) für das Google Apps-Angebot gewinnen konnte, tut dieser Erfolg sicherlich gut.
Für die Behörde dürfte der finanzielle Aspekt, sprich das Kosten-Einsparpotenzial, vermutlich ungleich ausschlaggebender als bei Microsoft gewesen sein. Wenn ich es recht deute, spielte aber noch ein weiterer Aspekt eine entscheidende Rolle. TfL bietet Entwicklern auf Azure nämlich eine eigene „Developers Area“ an (siehe Screenshot unten), einen Bereich, in dem sie den „Trackernet„-Datenfeed verwenden und für eigene Apps nutzen können.
Über den Feed erhalten sie sozusagen einen Echtzeit-Zugriff auf den kompletten Bus- und Bahnverkehr, darunter beispielsweise den aktuellen Fahrplan, den momentanen Aufenthaltsort der Gefährte oder Live-Bilder:
Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie dankbar eine richtig schön erstellte App in einer Metropole wie London von den TfL-Kunden aufgenommen werden wird. Ich werde sonst neidisch. Nun denn. Der Vorteil aus der Bereitstellung der Daten, die übrigens auch für Privatpersonen frei zugänglich sind, dürfte für die TfL damit auf der Hand liegen. Stellt sich zuletzt die Frage, was bei der ganzen Geschichte für die Entwickler abfällt?
So wie es scheint, können sie versuchen, so viel Kohle mit ihren Apps zu schaufeln, wie möglich. Außer einigen Bedingungen und Verboten im Zusammenhang mit Logos und ähnlichen Dingen, die mit TfL assoziiert werden (könnten), lässt die Behörde den Entwicklern nämlich frei Hand, den ganzen Ruhm und das Geld. Es gilt eben nur, was unterhalb des Feed-Button zu lesen ist: „Nutze unsere Daten, aber gib nicht vor, wir zu sein.“
(Marek Hoffmann)
‚Suchgiganten‘? Es gibt also noch mehr Leute, die bei der Cloud unweigerlich an Google denken;)
@Henning: 😀 Danke dir!
Ich kann mir gut vorstellen, dass da schon bald die ersten Apps erscheinen werden, wo man bspw. Fahrpläne abfragen kann, die live durch Verspätungen o.ä. ergänzt werden.
Das es jedoch so wenig Einschränkungen gibt ist verwunderlich.
Ich bin gespannt was dabei rauskommt, Potenzial ist schließlich vorhanden.
Gruß
Filip
Terroristen wird’s freuen.
Google Earth 7 bringt hoffentlich einen frei bestückbaren dynamischen 3D-Layer mit, damit ich die Zug-Models auch „live“ da fahren sehen kann. Auch die „Google Latitude“-Kunden könnten sich ihre eigenen Visualisierungen aussuchen mit denen sie live dargestellt werden wollen.
Die Matrix wird wachsen… ^^
Ich kann mit auch eine Verknüpfungsmöglichkeit so einer Technik mit dem Miniatur-Wunderland vorstellen (hier in Hamburg)…
Ich will so was für deutsche öffentliche Verkehrssysteme. Ich habe da mal angefragt warum sie ihre Fahrdaten immer noch nicht in einem Format zur Verfügung stellen, dass mit Google Maps verwendet werden kann (in anderen Ländern funktioniert das mit Bus und Zug super) … jaja, antwortet man da, wir denken das ist ein nicht ausreichend detailiertes Format oder so einen Blödsinn.
Macht die Daten öffentlich und lasst ein paar Nerds Anwendungen dafür finden … sind ja schließlich auch öffentliche Verkehrsnetze …
So ein Service sollte mal von deutschen Verkehrsunternehmen in erwägung gezogen werden. Wenn ich mir Vorstelle eine Auswahl an Apps für das lokale Verkehrsnetzt zu haben, echt nett.
@Sebbi: Yepp. Deswegen bin ich auch neidisch auf die TfL-Kunden. 🙂
Das ist super, vor allem würde mich eine App freuen, mit der man erfährt, ob man noch die letzte Tube bekommt. Über geschlossene Linien und Verkehrsbeeinträchtigungen gibt’s schon super Apps für Android.
Da sind uns die Engländer doch tatsächlich um einiges voraus! Unglaublich! Aber das wird auch bei uns kommen und darauf freue ich mich jetzt schon, denn das wird unsere ohnehin bereits fast nur noch auf Cyber ausgerichtete Welt um einiges Positives ergänzen.
wie, gibts sonst noch keine Echtzeitdaten? Ich mein ok, man kann noch nicht nachvollziehen, wo der Zug jetzt genau ist aber ob er Verspätung hat oder nicht, das lässt sich doch schon rausfinden…
Aber Tim, erfahren, ob du die Tube noch bekommst, kannst du wahrscheinlich nicht. Da bräuchtest du ja den genauen Ort der Bahn, deinen Aufenthaltsort, die Geschwindigkeit der Bahn und deine Schrittgeschwindigkeit! Außerdem geht Zeit verloren, wenn du auf dein Handy guckst. Also denn du die bahn noch kriegen willst, RENN!
Ich gebe zu, die relativ freie Verfügbarkeit und die Erlaubsnis zur Weiterverarbeitung der Echtzeitdaten in London ist ja nett, aber die Grundfunktion ist in Deutschland schon seit Jahren verfügbar: die DB nennt ihre Zugverspätungen im Web – auch im Handy -, im Online-Fahrplan werden seit einer Woche für jede Verbindung Änderungen durch Baustellen und für die nächsten 2 Stunden auch Verspätungen angezeigt.
Die App DB Navigator beherrscht ebenfalls Echtzeitdaten. Und kennt die Fahrpläne fast aller deutschen U-Bahn-, Straßenbahn- und Buslinien. Dies natürlich ohne Verspätungen, denn welches Verkehrsunternehmen rückt solche Infos aus dem Betriebsleitsystem schon raus?