Ich habe früher viel und regelmäßig gebloggt. Allerdings war das ein Hobby-Projekt, ohne jeglichen Ansatz von Alpha-Level-Erklimmungstendenzen oder Monetarisierungsbestrebungen. Die Zeit und auch die Lust, mein privates Blog fortzuführen, sank dann – verständlicherweise, wie ich finde, – als ich bei Basic Thinking angeheuert habe. Und erst seit einiger Zeit versuche ich, mich auch wieder in meiner Freizeit schreibenderweise zu betätigen. Warum die Litanei? Weil mal wieder eine Studie erschienen ist, die das langsame Dahinsiechen von privat geführten Online-Tagebüchern verkündet. Solche Ankündigungen haben eine lange Tradition, nicht nur im Bereich der Blogs.
Wie ihr vermutlich mitbekommen habt, hatte am Mittwoch die Echtzeit-Internet-Suchmaschine Technorati in ihrem alljährlich erscheinenden „State of the Blogosphere 2010“-Report verkündet, dass viele der Hobby-Blogger die Flinte entweder ganz ins Korn werfen oder zumindest häufiger als noch im vergangenen Jahr weglegen. Soll heißen: Im Vergleich zu 2009 ist die Zahl der Kollegen deutlich gestiegen, die weniger oder gar keine Artikel mehr für ihr „non-profit-orientiertes“ Blog verfassen. Stattdessen, so ein Ergebnis des Berichts, konzentrieren sie sich verstärkt auf Facebook und Twitter. Ich frage mich nun, ob das so stimmen kann?
Fest steht: Es gibt schon seit einiger Zeit die Klage, Blogs verlinken nicht mehr untereinander und vermeintliche große (kommerzielle) schon gar nicht auf kleine (private). Da mag was dran sein. Und es ist sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen, dass die Kommentare unter News- oder Blog-Artikeln auf Social Networks oder Microblogging-Dienste outgesourced werden und Diskussionen eben dort stattfinden. Das wohl beste Beispiel für diesen Trend dürfte die Online-Redaktion des „Stern“ sein, die Leser-Feedback nur noch auf Facebook zulässt.
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Über die Hälfte der befragten Blogger gab nun zu Protokoll, dass sie weniger oder viel weniger Artikel als früher verfassen. Dem stehen nur knapp 20 Prozent entgegen, die mehr Zeit als vorher investieren. Nach den Beweggründen befragt, gaben Erstgenannte als wichtigsten an, sich – wie ich – mehr Job und Familie kümmern zu wollen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten dann aber die Antworten, sich künftig stärker dem Microblogging beziehungsweise Social Networks zuwenden zu wollen.
Im Gegensatz dazu gaben aber 54 Prozent der professionellen Blogger an, etwas oder viel mehr Blog-Posts zu verfassen. Behalten wir das alles mal im Hinterkopf und blicken ganz kurz auf einen anderen Sachverhalt.
Meines Erachtens gibt es im Netz insgesamt nur zwei kontinuierliche Content-Lieferanten: Newsportale und Blogs. Und von diesen beiden Quellen, so darf wohl angenommen werden, beziehen die Twitterer einen Großteil ihrer Links. Entweder, indem sie auf die Seiten verlinken oder ihnen Links entnehmen. Für Facebook gilt Ähnliches, wenngleich ich natürlich zugestehe, dass die User dort mehr eigenen Content produzieren, sprich über sich selbst schreiben, mit anderen Gespräche führen, Bilder austauschen und so weiter.
Fassen wir nun die beiden Erkenntnisse zusammen, dann ergibt sich folgendes Bild: Hobby-Blogs sterben aus und auf Twitter und Facebook wird zunehmend neben News-Plattformen auf professionelle, also kommerziell ausgerichtete, Blogs verlinkt. Um ehrlich zu sein, fällt es mir etwas sehr schwer, das zu glauben. Vor allem in Anbetracht des Umstandes, dass die Zahl der letztgenannten deutlich unter der ihrer Freizeit-Pendants liegen dürfte, wie beispielsweise ein kurzer Blick auf die WordPress-Statistik nahelegt. Oder ist es tatsächlich so, dass die Majorität der Hobby-Blogs der Minorität der Profi-Blogs in Bezug auf die Verlinkungen unterlegen ist? Technorati legt diese Deutung jedenfalls nahe.
Demnach produzieren die bei Technorati gelisteten Top 100-Blogger fast 500 Mal so viele Artikel, wie die restlichen über 112 Millionen Blogger zusammen, die bei der Suchmaschine indexiert sind:
Wenn ich nun nicht irgendwo einen ganz großen Denkfehler begangen habe, dann lässt sich daraus folgendes Fazit ziehen: Blogs sterben mittelfristig aus. Jedenfalls die kleinen, privaten. Und die Großen dann eines Tages vielleicht auch, wenn kein „Nachschub von unten“ kommt. Ich sehe aber einen Hoffnungsstreif am Horizont. Wenn nämlich User irgendwann wieder die usprüngliche Idee von Blogs erkennen. Dass sie nämlich der ideale Ort im Internet sind, um sich über die Dinge auszulassen, die einen beschäftigen – sowohl für den Autor als auch dessen Leser. Vielleicht haben sie dann auch wieder Lust, ein eigenes Online-Tagebuch zu führen.
Und wer nun auf den Geschmack gekommen ist und sein eigenes Blog starten möchte, für den habe ich folgende Tipps des Probloggers parat:
(Marek Hoffmann / Bilder: Technorati)