Zeit der Gesichtslosigkeit bald vorbei? MySpace will mit neuem Design alles besser machen.
Die „Financial Times Deutschland“ (FTD) bezeichnet es als „Kapitulation“: MySpace gibt den Kampf gegen Facebook auf. Das sagte Spartenchef Mike Jones in einem Interview mit der Zeitung. Fortan will das Unternehmen aus dem Fundus von Rupert Murdochs Medienimperium News Corp auf Unterhaltung setzen und stellt dazu heute in den USA ein neues Design in der Beta-Version vor. Den Versuch, so wie Facebook sein zu wollen, will MySpace damit aufgeben. Es ist die richtige Entscheidung und eine Kapitulation ist es nicht. Fraglich ist nur, ob es funktionieren wird.
Ziel sei es, „die führende Websites für Entertainment zu sein“, sagte Jones der „Welt Online“. Auf MySpace sollen demnach künftig alle Fäden zusammenlaufen. Nutzer sollen dort ihre Lieblingsband hören können, ihre Lieblingsspiele spielen und ihre Lieblings-Serien sehen. Über einflussreiche Persönlichkeiten einer Subkultur, die MySpace an Bord holen will, sollen die Nutzer bei der Stange gehalten werden. Alles solle klarer strukturiert sein als bisher. Dabei will sich MySpace auf die eigenen Stärken besinnen – und vor allem auf das Medienangebot der Konzernmutter Time Corp. Und die ist immerhin zusammen mit NBC Universal und Disney am Joint-Venture Hulu beteiligt, dem beliebten US-Serien-Portal. MySpace will Hulu denn auch auf die neue Seite einbinden.
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Durchaus was fürs Auge: das neue MySpace-Design
120 Millionen Nutzer sind nicht viel weniger, als Twitter hat
Viel wird allerdings davon abhängen, ob MySpace noch einmal eine derart erfolgreiche Werbepartnerschaft mit Google wird abschließen können wie vor drei Jahren. Damals, zur Blütezeit des Web 2.0, hatte MySpace noch mehrere Ruderlängen Vorsprung vor Facebook und kassierte von Google 900 Millionen US-Dollar. Ein neuer Vertrag ist noch nicht abgeschlossen und bei Google dürften die Millionen längst nicht mehr so locker sitzen wie damals, schon gar nicht für eine vertrackte MySpace-Seite. Der Relaunch darf deswegen wohl auch als eine Art Grundsanierung verstanden werden, bevor neue Interessenten sich die Wohnung anschauen. MySpace hatte mit seinem altbackenen, komplizierten Design viele Nutzer verschreckt, auch Musiker, die lange Zeit die Hypothek für MySpace darstellten.
Wenn jetzt wirklich alles besser wird, hat MySpace durchaus noch eine Chance, sich eine Nische zu erobern. Man fragt sich, warum das Unternehmen nicht gleich auf die Idee gekommen war, Hulu bei sich einzubinden, das im eigenen Hause herum schwirrte. Auf der anderen Seite muss MySpace auch hier einen Mehrwert bieten, irgend etwas, das die Nutzer davon abhält, sich ihre Serien nicht direkt auf Hulu anzuschauen. Und man muss auch die Nutzer aus anderen Ländern mit etwas zufrieden stellen, die keinen Zugang zu Hulu und ähnlichen, auf die USA beschränkten Entertainment-Angeboten haben. Es wird eine Gratwanderung werden.
Doch, ganz ehrlich: Die 120 Millionen monatlichen Besucher, die MySpace derzeit hat, mögen zwar weit unter denen von Facebook liegen. MySpace liegt damit aber noch weit vor dem Gros der anderen Social-Media-Angebote und nach wie vor auf Augenhöhe mit Twitter (rund 150 Millionen). Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Wenn MySpace jetzt alles richtig macht, muss das Web-2.0-Urgestein nicht den siechenden Tod sterben, nach dem es zuletzt aussah, sondern kann seinen zweiten Frühling feiern. Wir sind gespannt.
(Jürgen Vielmeier)