Es dürfte heute kaum mehr ein Handy oder Smartphone geben, das ohne Vibrations-Akku daherkommt. Der große Vorteil der Vibratoren im Vergleich zum Klingelton liegt auf der Hand. In Situationen, in denen das akustische Signal nicht gehört werden kann, sorgt der taktile Reiz dafür, dass der User trotzdem Notiz nimmt von einer eingehenden Nachricht oder einem Anruf. Voraussetzung ist allerdings meist, dass er sein Telefon (direkt) am Körper trägt.
Forscher der University of Utah wollen nun den Vorteil von taktilen gegenüber akustischen Signalen in die Automobilbranche übertragen. Genauer gesagt in die Entwicklung neuartiger Lenkräder, mittels derer die Informationen von Navigationssystemen für den Autofahrer besser wahrnehmbar werden. Hierzu werden Erstgenannte mit kleinen Trackpoints ausgestattet, auf denen die Zeigefinger des Autofahrers während der Fahrt ruhen (siehe Teaser-Bild). Kommt nun vom Navi die akustische Aufforderung zum Abbiegen, wird sie ihm zusätzlich durch die kleinen Joysticks signalisiert, indem sie sich unter seinen Fingern leicht spürbar in die entsprechende Richtung bewegen. Hierdurch wird es möglich, die Kommandos beispielsweise auch während der Ablenkung durch ein (Telefon-)Gespräch wahrzunehmen.
Der Vorteil eines solchen System liegt aber nicht nur darin, dass die Fahrer zu dem aus der Fahrschule bekannten „Zehn-vor-zwei“-Lenkradgriff angehalten werden. Er hilft auch dadurch die Verkehrssicherheit zu erhöhen, dass der Fahrers seinen Blick nicht von der Straße nehmen muss: „Man kann nicht gleichzeitig auf eine grafische Displayanzeige und durch die Windschutzscheibe schauen“, so David Strayer, Psychologieprofessor an der University of Utah. „Dieses taktile Gerät bietet dem Lenker zusätzliche Information, ohne ihn abzulenken“, so Strayer weiter. Gleichzeitig profitieren aber auch Schwerhörige und Vieltelefonierer von einer solchen Lösung.
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Dass dem tatsächlich so ist, haben die Wissenschaftler um Projektleiter William Provancher bereits in Tests nachgewiesen. Hierzu mussten Probanden beispielsweise während einer Fahrt im Simulator gleichzeitig ein Telefongespräch führen. Das Ergebnis war, dass bei etwa 25 Prozent der Fahrten die akustischen Richtungsanweisungen von den Teilnehmern nicht korrekt umgesetzt wurden. Die Quote fiel hingegen deutlich besser aus, wenn diese zusätzlich den taktilen Stimulus erhielten. Dann wurden die Aufforderungen nämlich zu 98 Prozent (richtig) befolgt.
Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass mich so ein System eher ablenken als mir helfen würde. Letztlich gewöhnt sich der Mensch aber bekanntlich an alles und wenn es der Verkehrssicherheit dient – warum nicht?
(Marek Hoffmann / Fotos)