Marketing

Was wurde eigentlich aus Pokemon Go?

Pokemon Go, Smartphone, Innenstadt, Pokemon Go 2017
Ein verbreitetes Bild: Jugendliche und Erwachsene, die von Pokemon Go vollkommen vereinnahmt werden. (Foto: Pixabay.com / natureaddict)
geschrieben von Ingo Kamps

Als Pokemon Go im Juli 2016 die App Stores erreichte, entstand ein sofortiger Hype. Während Kritiker immer neue Angriffspunkte suchten, brach Niantic einen Rekord nach dem anderen. Doch wie steht es heute, 14 Monate nach dem Launch, um Pokemon Go?

In den ersten 82 Tagen nach dem Launch von Pokemon Go generierte Entwickler Niantic einen beeindruckenden Umsatz von 470 Millionen US-Dollar. Hinzu kommen mehr als 550 Millionen Downloads.

Zu seiner absoluten Hochzeit soll Pokemon Go einen Umsatz von knapp 16 Millionen US-Dollar und 27 Millionen Downloads generiert haben – an einem einzigen Tag.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media und PR Specialist (m/w/d)
BeA GmbH in Ahrensburg
Social Media Manager B2B (m/w/d)
WM SE in Osnabrück

Alle Stellenanzeigen


Pokemon Go 2017: Was bleibt vom Hype?

Auch wenn Pokemon Go 2017 wieder aus dem Fokus einer breiten Öffentlichkeit verschwunden ist, kann das Franchise immer noch beeindruckende Zahlen präsentieren.

Laut dem App-Analytics Tool „Sensor Tower“ brachte es die Android-Version von Pokemon Go im September 2017 immer noch auf drei Millionen Downloads und 15 Millionen US-Dollar In-App-Umsatz, während die iOS-Version für eine Million Downloads und 19 Millionen US-Dollar In-App-Umsatz sorgte.

Das sind Zahlen, von denen die meisten Entwickler anderer Mobile-Games nicht mal zu träumen wagen.

Damit ist Pokemon Go nicht nur weiterhin eines der umsatzstärksten Spiele, sondern auch eine der erfolgreichsten Apps überhaupt. An bestimmten Tagen ist das Spiel immer noch in der Lage, sich auf den Umsatzthron zu setzen (zum Beispiel am 2. August 2017), wie eine Übersicht des App-Store-Data-Anbieters Reflection zeigt.

Pokemon Go, Nutzung, Umsatz, App

Pokemon Go 2017: Die App ist immer noch des Öfteren die umsatzstärkste App des Tages. (Foto: Reflection)

Einzig das Spiel Clash Royale vermag es momentan, Pokemon Go den Platz an der Sonne zeitweilig streitig zu machen.

Welche Fehler gemacht wurden

Die Tatsache, dass Pokemon Go 2017 zu den absoluten Umsatzkönigen im Mobile-Gaming gehört, ist auch deswegen beeindruckend, da Hersteller Niantic durchaus einige schwerwiegende Fehler bei der Vermarktung unterlaufen sind – vor allem in der Anfangszeit.

So konnte die Serverlast anfangs nicht mit dem rasant wachsenden Nutzeraufkommen mithalten, was für ärgerliche Ausfälle und genervte Spieler sorgte. Außerdem dauerte es eine Zeit, bis die populären In-Game-Events eingeführt wurden und selbst Push-Nachrichten zur Animierung der Spieler fehlten anfangs völlig.

Dass Pokemon Go trotzdem so erfolgreich wurde zeigt, dass die grundsätzliche Ausrichtung des Spieles genau den Nerv der Nutzer getroffen hat.

Updates sorgen für Retention und neue Nutzer

Niantic ist es schon mehrfach gelungen, durch veröffentlichte Updates nicht nur bestehende Spieler zu reanimieren, sondern auch attraktiv für neue Nutzer zu werden.

Das Weihnachts-Update 2016 sorgte beispielsweise dafür, dass Pokemon GO sofort wieder in die Top 5 der Downloadcharts der App Stores kletterte. Der gleiche Effekt konnte beim bisher größten Update im Februar 2017 beobachtet werden, als neben Gameplay-Erweiterungen auch 80 neue Pokemon in die Arena eingeführt wurden.

Traditional-Gamer werden zu Mobile-Gamern

Einer der Gründe für den Erfolg liegt darin begründet, dass Pokemon Go auf einen sehr starken Brand aufbauen konnte. Viele Smartphone-Besitzer kannten die Reihe bereits aus den 90ern Jahren vom Game Boy.

Niantic ist es dann gelungen, diese (tendenziell älteren) Nutzer in Pokemon-Go-Spieler zu transformieren.

Eine Analyse der Market-Intelligence-Analysten von Newzoo ergab, dass 72 Prozent aller Pokemon-Go-Spieler bereits mindestens eine der Nintendo-Versionen gespielt hatten. Durch diese Spieler bahnte sich der Hype seinen Weg.

Umsatz durch Sponsored Locations

In einem Interview mit einer brasilianischen Zeitung eröffnete der Niantic Vice President of Strategic Partnerships Mathieu de Fayet, dass durch Pokemon Go bereits mehr als 500 Millionen Besucher ihren Weg zu so genannten Sponsored Locations gefunden hätten.

An den Sponsored Locations können Spieler spezielle virtuelle Güter finden, die sie im Spiel weiterbringen. Als Beispiel für Sponsored Locations nannte er McDonald’s in Japan, die zu den absoluten Hochzeiten im letzten Sommer fast 2.000 zusätzliche Besucher in jedes teilnehmende Restaurant brachten.

Für jeden dieser auf dem Weg geworbenen Kunden zahlt McDonald’s zwischen 0,15 und 0,50 Euro (der genaue Betrag konnte laut Techcrunch nicht ermittelt werden).

Im schlechtesten Falle wären auf diesem Weg also bisher knapp 75 Millionen US-Dollar in die Kassen von Niantic gewandert, im besten Fall hingegen knapp 250 Millionen US-Dollar.

Das Erfolgsrezept für die Konkurrenz

Auch wenn der monstermäßige Hype des letzten Sommers vorüber ist, gehört das Spiel immer noch zu den erfolgreichsten Mobile-Spielen aller Zeiten.

Noch immer jagen jeden Tag Millionen von Spielern fehlende Pokemon und mit neuen Updates hat Niantic immer die Chance, diese Zahl schnell in die Höhe zu treiben.

Pokemon Go hat es wie kein anderes Mobile-Game geschafft, die Bedürfnisse traditioneller Spieler mit den Möglichkeiten mobiler Spiele zu verbinden und große Massen an die Smartphones zu locken.

Der Spagat, alte Pokemon-Haudegen vom Game Boy anzusprechen und gleichzeitig neue Anwender zu animieren, ist noch keinem weiteren Spiel so gelungen. Selbst Super Mario Run hat das in keiner Weise geschafft.

Jeder Hersteller, der sich für sein Spiel auch nur einen Bruchteil der Popularität wünscht, muss genau die gleiche Balance finden.

Auch interessant:

Über den Autor

Ingo Kamps

Bereits 1999 – während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre – kam Ingo Kamps im Rahmen eines Praxissemesters bei der Nintendo of Europe GmbH mit dem Online-Marketing in Berührung. Im Jahr 2004 gründete er in Berlin das Performance-Marketing Unternehmen cayada GmbH, das seit 2012 in München firmiert.

Im Mai 2014 übernahm das zum Mobilfunkunternehmen Drillisch Online AG Teile der zu cayada gehörenden Online-Assets. Ingo Kamps verantwortete diese Assets bis 2016 innerhalb der Drillisch AG und war darüber hinaus für die Bereiche Multichannel, Mobile Marketing und Programmatic Advertising verantwortlich. Seit Juni 2016 berät er Unternehmen wie die MediaMarktSaturn, DPD Deutschland, vodafone und Telefonica in verschiedenen Bereichen des Online-Marketings und verantwortet die Performance-Vermarktung des Axel-Springer-Inventars (Axel Springer Teaser Ad GmbH).

Als Speaker und Panel-Teilnehmer hat er über die Jahre an diversen nationalen und internationalen Konferenzen teilgenommen. Mit „Einstieg in erfolgreiches Mobile Marketing“ und „Performance-Marketing (Springer-Gabler-Verlag)“ hat er außerdem schon zwei eigene Bücher veröffentlicht und an weiteren Büchern partizipiert.

11 Kommentare

  • Schöner artikel aber als aktiver Spieler und Admin von mehreren Netzwerken rund um das Spiel pokemon GO kann ich sagen, dass das Spiel an sich eigentlich ein totaler reinfall ist und ziemlich eintönig ist – trotz updates. Das einzige was die Spieler am spielen hält ist, dass es Pokemon ist. Niantic hat im Grunde nur dafür gesorgt das man einen kleinen bruchteil ( das fangen ) auf dem Handy tätigen kann. Die Spieltiefe und Mechanik aus den Original Spielen fehlt dabei total. Ich denke dass das Spiel mehr Erfolg hätte, wenn sie dem ganzen etwas mehr tiefe verleihen würden und mehr mit der community kommunizieren würden.

    Ausserdem sind die Zahlen leider völlig verfälscht. Millionen von fake Accounts werden dazu genutzt um Live Maps zu betreiben damit spieler seltene pokemon finden können. Da sie ohne garkeine chance hätten in dem Spiel weiter zu kommen. Man könnte neben 100 seltenen Pokemon stehen aber bekommt es gar nicht mit weil in den In-Game sichtungen nur der ranz an einem Pokestop angezeigt wird. Niantic macht noch immer viel falsch und hat den Erfolg meines erachtens nicht verdient. Wenn ich andere Entwickler sehe, wie sie auf die wünsche der Spieler eingehen, werde ich etwas traurig als Pokemon Fan.

    Das Spiel hätte auch garkeinen Erfolg würden die Fans sich nicht bemühen das Spiel am leben zu halten. Für mehrere Städte leite ich netzwerke die ich mit news und updates versorge, leite nebenbei eine seite über pokemon go. Allerdings nur weil es Pokemon ist. Wäre es ein anderes spiel wäre mir das Konzept zu doof und viel zu zeit aufwendig von einem fisch 400 bonbons zu sammeln damit ich es mal entwickeln kann um dann festzustellen das es nicht so stark ist weil iwas an den angriffswerten verändert wurde weils denen nicht gepasst hat, und es ja egal ist jahre lange basiswerte zu ignorieren und sie zu ändern.

    Sorry das ich mich hier beschwere aber auch wenn niantic einen guten teil dazu beigtragen hat durch google das spiel auf der ganzen welt per gps spielen zu können, finde ich hätte das ein anderes Entwicklerteam machen müssen. Über all findet man leute, die sich über das Spiel beschweren ( neben denen die einfach nur spielen um sich zu unterhalten )

  • Es handelt sich bei PG um das erste „relevante“ AR game. AR auf Smartphones ist eben maximal ein Prototyp – und dieser prototypische Charakter ist eben genau das, was dieses Spiel für die Entwicklung neuer Apps relevant macht. In ein paar Jahren haben wir AR-Brillen (HoloLens zeigt deutlich, was möglich ist – nur eben noch zu sperrig) und dann wird die Branche froh sein, aus PG gelernt zu haben (u.a. auch aus den „Fehlern“).

    Wichtig sind die Umastz- und Geschäftsmodelle, denn typischerweise geben nicht die Menschen Geld in den Stores aus, die die Apps gerne nutzen, sondern die, die es aufgrund normativer Einflüsse tun – „PLAY FOR ME, PAY FOR OTHERS“. Siehe Link.

    • Das ist auch wahr. Es ist klar, dass Google mit dem ARCore und Apple mit dem ARKit voll auf Augmented Reality setzen. Dass daraus noch viele spannende Inhalte entstehen werden, versteht sich von selbst…

  • Neben all den Problemen die es beim spielen von Pokemon GO gibt (davon kann ich ein Lied singen), muss man auch die andere Seite sehen. Seitdem es dieses Jahr die Raid Kämpfe gibt macht es wieder Spaß zu spielen. Wir sind mittlerweile eine nette kleine Truppe geworden, denen es Spaß macht sich immermal in der Woche zu treffen und zusammen Pokemon zu fangen. Das ist für mich der Anreiz das Spiel einfach weiter zu spielen, einfach weil man neue Leute kennen lernt und dann zusammen Spaß hat 🙂

  • Ja also wäre Pokemon Go nicht „Pokemon“, sondern irgendein anderes Spiel, wäre es vermutlich längst schon wieder irrelevant. Spieltechnisch hat es, vor allem wenn man die hohen Umsätze bedenkt, eigentlich immer noch sehr wenig zu bieten. Der Erfolg ist also sicherlich weniger dem Spiel selbst, als allem herum geschuldet. Das ist sicherlich eine nützliche Erkenntnis, ob die Konkurrenz das als Erfolgsrezept für andere Marken „übernehmen“ kann, halte ich eher für fragwürdig.

    • Ja, das sehe ich auch so. Leicht wird es auf jeden Fall nicht, wenn es selbst vollständig etablierte Brands wie Super Mario nicht richtig hinbekommen.