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Twitter führt eigenen Tweet-Button ein – aber nicht aus Liebe zum User

Wenn man den Quellen Glauben schenken darf, die die Kollegen von Mashable mit der Information versorgt haben, dann steht Twitter kurz vor der Einführung eines eigenen Tweet-Button (siehe Teaser-Bild und unten). „Kein großes Ding“, könnte man auf den ersten Blick meinen, existieren solche Knöpfe doch schon seit langer Zeit. Am weitesten verbreitet sind die von Tweetmeme, nach dessen Prinzip offenbar auch der Twitter-Button funktionieren wird. Genau hier liegt aber eigentlich auch das Bemerkenswerte an der Meldung. Zumindest für alle aktuellen und angehenden Drittanbieter von Twitter-Diensten.

Es ist nämlich nicht von der Hand zu weisen, dass sich der Microblogging-Dienst ihrer immer stärker entledigt. Oder um es in anderen Worten auszudrücken: Die erfolgreichen Services werden nachgebaut oder aufgekauft, in jedem Fall aber als solche überflüssig gemacht. Das geschieht meines Erachtens schon lange nicht mehr, um dem Nutzer einen besseren Service bieten zu können (selbst diejenigen Ansätze, die dafür bestimmt sind, sind nur halb ausgegoren), sondern um ansprechender für zahlungsfreudige Kundschaft zu sein. Aus Profit-Orientierung also. Ich habe dazu eine kleine Theorie, wie Twitter dabei vorgeht.

Auf welche Weise versuchen alle Unternehmen, die eine hohe User-Zahl und damit einen hohen Traffic haben, Geld zu verdienen? Über Werbung. Und wie funktioniert die am besten beziehungsweise wann sind Werbekunden besonders gewillt, ihr Geld für sie auszugeben? Wenn sie möglichst viel über das Publikum wissen, das sie mit ihren Kaufanreizen beglücken wollen. Also versucht Twitter, diesem Wunsch zu entsprechen und so viele Daten von seinen Usern zu sammeln und zu speichern, wie es nur irgendwie möglich ist.


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Hierzu benötigt man aber zunächst einmal eine leistungsfähige Server-Farm. Dieses Problem wird schon bald gelöst, zieht der Microblogging-Dienst doch Ende dieses Jahres in eine nach den eigenen Vorstellungen erbautes Rechenzentrum um,  in dem man die volle Kontrolle über die Systeme hat. Das ist besonders wichtig, wenn es darum geht, einem Mindestmaß an Datenschutz-Richtlinien zu entsprechen.

Wie kann ich denn nun aber ungestört die Daten meiner User sammeln, ohne dass die aufgebrachte Meute Amok läuft, gegen meine Sammelwut protestiert und damit die Werbekunden verschreckt? Ein Blick rüber nach Palo Alto zum Konkurrenten Facebook reicht, um dieses Szenario nicht gerade unwahrscheinlich erscheinen zu lassen. Die Lösung ist relativ simpel: Es wird dem User erzählt, dass zu seiner eigenen Sicherheit die in seinen Kurznachrichten enthaltenen Links auf Schädlinge untersucht wird. Das „Nur zu deinem eigenen Schutz“-Argument hat doch schon immer gezogen. Positiver Nebeneffekt ist natürlich, dass das Spam-Aufkommen sinkt und damit natürlich auch wieder die eigene Attraktivität für Werbekunden gesteigert wird.

Je mehr User ich habe, desto mehr Daten kann ich sammeln, desto mehr Geld kann ich einnehmen. Einfache Rechnung, bei der im Prinzip nur eine Variable über die Höhe Ergebnisses bestimmt: der Nutzer. Konsequenterweise versucht Twitter also, mehr User zu gewinnen. Und zwar derart, dass man für Neulinge die Eintrittsbarrieren besonders niedrig setzt. Hierzu wurde zuerst die „Suggestion List“ eingeführt, und aktuell das „Who to follow„-Feature. Je einfacher es nämlich einem Newbie ist, sich mit anderen Twitterern zu vernetzen, desto höher die Chance, dass er nicht als „Karteileiche“ endet und schön weiter twittert. Letzteres Feature gaukelt ihm sogar eine Art „persönliche Empfehlung“ vor, da sie ja auf der Basis seiner Follower-Liste erstellt wird.

Wo lässt sich denn sonst noch ein Hebel ansetzen, um möglichst viel über seine User und deren Gewohnheiten zu erfahren? Damit kämen wir nun zum Tweet-Button. Über das Potenzial, das sich für Twitter aus der Implementierung dieses Tools ergibt, brauche ich vermutlich kaum ein Wort zu verlieren. Wer einen kleinen Eindruck darüber gewinnen möchte, braucht nur einen kurzen Blick auf das nachfolgende – vermutlich echte – Twitter-Dokument zu werfen:

Es wäre  nun mal interessant zu gucken, welcher Twitter-Parasitendienst besonders viel über die Twitter-Nutzer erfährt. Ich könnte mir vorstellen, dass er dann der nächste auf der Abschuss-Liste ist. Nebenbei bemerkt: Vielleicht sah der TwitPic-Gründer Noah Everett es kommen, dass Twitter früher oder später auch eine Möglichkeit zum Integrieren von Bildern und Video an den Start bringen würde, und baut sich daher für den Fall der Fälle nun mit dem Start Up „Heello“ eines neues Standbein auf. Vielleicht.

(Marek Hoffmann / Screenshots)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

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