Heute, am 23. April 2017 ist wieder Welttag des Buches. Dies ist ein von der UNESCO eingeführter Feiertag für das Lesen, für Bücher (wo wir auch mal den Kindle zu zählen wollen) und ganz allgemein für die Kultur des geschriebenen Wortes.
Das Buch aus Papier ist für mich persönlich ähnlich modern wie Musik auf CDs. Kann man machen, ist aber halt nicht mehr zeitgemäß. Unabhängig davon ob ihr Bücher und Geschichten lieber auf einem Display oder auf totem Holz lest, wollte ich euch drei meiner persönlichen Buch-Empfehlungen nennen. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um meine Lielingsbücher, sondern vielmehr um spannende Bücher von denen ich denke, dass man sie gerade als technikinteressierter Mensch gelesen haben sollte. Beim schreiben dieser Zeilen fällt mir auf, dass es sich bei den drei Büchern um Dystopien handelt. Alle Bücher spielen in der näheren Zukunft und haben gemeinsam, dass der Missbrauch von Technik zu einem eher negativen Ausgang führt.
Nexus von Ramez Naam
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Die nahe Zukunft: Die Nano-Droge Nexus ermöglicht es den Menschen, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu überschreiten und mit dem Bewusstsein anderer in Verbindung zu treten – ein gewaltiger Schritt in der Evolution des Menschen. Als jedoch eine Gruppe skrupelloser Wissenschaftler Nexus für ihre eigenen Zwecke missbraucht, zwingt die US-Regierung den jungen Nano-Techniker Kade Lane, sich in die Organisation einzuschleusen, um ihrem Treiben ein Ende zu bereiten. Lane gerät in einen Strudel aus Machtgier, Korruption und Mord …
Dieses Buch habe ich regelrecht verschlungen. Was in der Buchbeschreibung noch ein wenig esoterisch klingt, ist in Wahrheit ein verdammt gut geschriebener Technologie-Thriller. Stellt euch die Nexus „Droge“ ist eine Art Android-Betriebssystem für das Gehirn vor. Nachdem ihr es installiert habt, seid ihr in der Lage, Apps und Skripte „in“ eurem Gehirn zu installieren.
Klingt im ersten Moment vielleicht ein wenig abgedreht, aber vertraut mir: es ist extrem glaubwürdig beschrieben. Dies ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass Ramez Naam früher bei Microsoft gearbeitet hat. Er war dort als Informatiker an der Entwicklung von Bing und dem Internet Explorer beteiligt.
Einziger „kleiner“ negativer Aspekt ist, dass das Buch ein Dreiteiler ist. Wenn ihr also wissen wollt wie es ausgeht, müsst ihr die anderen beiden Bücher auch lesen. Unabhängig davon lohnt es sich aber dieses Buch zu lesen, weil es einem Menge Fragen aufwirft, von denen ich glaube, dass wir Sie uns in der nahem Zukunft stellen werden müssen.
Kill Decision von Daniel Suarez
[asa]3499259184[/asa]Sie leben nicht. Aber sie töten.
Blutiger Drohnenangriff auf eine Pilgerstätte im Irak. Ein weiterer Angriff trifft eine kalifornische Universität. Die Biologin Linda McKinney ahnt nichts davon: Sie erforscht gerade eine besonders aggressive Spezies afrikanischer Ameisen, als sie mitten im Dschungel gekidnappt wird. Ihr Entführer heißt Odin, und er hat ihr offenbar das Leben gerettet. Wer sind die Mächte, die Lindas Forschungen zur Schwarmintelligenz unterdrücken wollen? Während sich in den USA grauenhafte Bombardements häufen und in den hintersten Winkeln des Planeten Millionen fliegender Tötungsmaschinen vom Band laufen, macht sich das Team um Odin und McKinney daran, die Menschheit vor der Vernichtung durch ihren eigenen technologischen Fortschritt zu retten …
Ich weiß nicht mehr genau wieso und wann ich mir das Buch Kill Decision gekauft habe. Der Klappentext war auf jeden Fall nicht ausschlaggebend. Aber glaubt mir: wenn ihr Technolgie-Thriller mögt, werdet ihr das Buch schon nach dem Lesen der ersten paar Seiten nicht mehr aus der Hand legen wollen. Es beginnt mit einem Anschlag auf den US-Präsidenten mit vermeintlichen Spielzeugdrohnen, natürlich inklusive Livestream.
Bei Kill Decision wird die Frage gestellt: Was passiert wenn Drohnen-Technologie dank Massenproduktion so billig wird, dass man ganze autonome Schwärme in die Luft schicken kann. Wir haben bei uns auf dem Blog ja schon oft über die positiven Einsatzmöglichkeiten von Drohnen geschrieben, umso wichtiger finde ich es dass man auch sich über die Missbrauchsmöglichkeiten der Technologie bewusst wird.
Der Circle von DaveEggers
[asa]3462048546[/asa] Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim »Circle«, einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der »weisen drei Männer«, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles …Ein Must-Read Buch für jeden der auf Facebook, Google+ oder Instagram unterwegs ist. Das Buch hat bei der Erscheinung in Amerika heftige und kontroverse Diskussionen hervorgerufen. Der Film wird jetzt mit Emma Watson und Tom Hanks verfilmt.
Nachdem ich den Trailer gesehen habe vermute ich ja persönlich, dass das Buch besser ist. Aber dieses Schicksal teilen ja viele Buchverfilmungen. Falls ihr also schon immer mal wissen wolltet was passiert, falls ein Silicon Valley Startup mal super erfolgreich wird, jegliche Anonymität im Internet weg fällt und jeder Schritt geposted / überwacht wird, dann solltet ihr dieses Buch lesen!
Getreu dem Motto des Circles Sharing is caring“ würde ich mich freuen wenn der ein oder andere von euch eins der Bücher liest, oder in den Kommentaren eigene Buch Empfehlungen hinterlässt.
Ok, dann hier 5 Empfehlungen, die sich mit Tech-Unternehmen befassen, und eine allgemeine Empfehlung:
1. „The Attention Merchants“ von Tim Wu, dem Autor von „The Master Switch“, der nicht zuletzt für die Prägung des Begriffes „Net Neutrality“ bekannt ist, betrachtet den Zusammenhang von ökonomischen Strukturen, Content und Nutzerverhalten anhand des Beispiels des Geschäftsmodells des sogenannten Attention Merchants – also einer Firma, die mit der Aufmerksamkeit ihrer Nutzer handelt. Diese Aufmerksamkeit wird entweder schlicht direkt weiterverkauft (TV, manche Zeitungen) oder zunächst zur Datengewinnung genutzt (Facebook, Google), sodass sie sich dann aufbereitet weiterverkaufen lässt. (Nutzer lassen sich spezifischer nach ihren Interessen adressieren.) Ich empfehle das Buch insb. jedem, der zu viel Web oder Social Media süchtelt (und ja, dazu gehört auch Youtube ;)). Es lädt dazu ein, sein eigenes Nutzerverhalten kritisch zu hinterfragen.
2. „Exponential Organizations“ von Salim Ismail, der auch an der Singularity University mitarbeitet, versucht in einem kompakten Format die Funktionsweise – nicht zuletzt, aber nicht nur, die ökonomischen Strukturen – vieler moderner, exponentiell wachsender Unternehmen zu erklären.
Und 3 deutschsprachige Bücher:
3. „Das Silicon Valley Mindset“ von Mario Herger ist das beste mir bekannte deutschsprachige Buch, welches sich zum Ziel gesetzt hat, die Funktionsweise des S.V. zu erklären. Definitiv besser als das auch sehr bekannte „Silicon Valley“ von Keese.
4. „Silicon Germany“ von Christoph Keese (Nachfolger zu „Silicon Valley“, welches jedoch seine Schwächen hat, die man aber gerne auf Amazon nachlesen kann.) betrachtet die Entwicklung, das Potential und die Bedeutung der digitalen Ökonomie in Deutschland, auf eine sehr lesbare Weise. Insbesondere bietet es eine spannende Reise durch das Land, gespickt mit Interviews.
5. „Wer kriegt die Kurve“ von Ferdinand Düdenhofer, arbeitet an BWL und Automotive an der Uni Duisburg-Essen, gibt einen Überblick über die aktuellen Herausforderungen in der (insb. deutschen) Automobilindustrie und zeichnet damit recht gut den Gesichtspunkt von progressiveren Branchenbeobachtern ab. Wenngleich ich denke, dass er hier und da noch einen Schritt weiter hätte gehen können.
Abschließend „Conversations with the Future“ von Nikola Danaylov, der über Jahre technologische und wissenschaftliche Vordenker interviewt hat, auf deren Basis er in diesem Buch 21 Perspektiven auf die Zukunft darstellt.
Nexus klingt sehr interessant – werde ich mir bei Gelegenheit mal anschauen. Crux scheint der zweite Teil zu sein, aber den dritten konnte ich jetzt auf die Schnelle nicht finden.
Kill Decision habe ich schon gelesen und für gut befunden, wobei mir Daemon/Darknet vom selben Autor noch besser gefallen hat. Grade auch die Idee einer neuen, mehr auf Technologie aufgebauten Gesellschaft.
Der dritte Teil ist „Apex“.
Nexus fand ich super, Crux ok, Apex habe ich abgebrochen. Kann aber nicht mehr sagen, warum. Vielleicht wage ich da demnächst mal einen neuen Anlauf. 🙂
Speziell den „älteren“ Geeks, die ihre Kindheit in den 80ern verbracht haben, würde ich noch „Ready Player One“ empfehlen.