Sonstiges

Aus für Windows-Tablets: HP stellt Produktion des 'Slate' ein, Microsoft stoppt 'Courier'

„Heißt das, dass HP schon in Kürze Microsoft fallen lassen wird?“ – Der heutige Post schließt sich praktisch nahtlos an den letzten Satz der gestrigen Meldung an, in der es um die Palm-Übernahme durch HP ging. Die Antwort? „Ja, HP lässt Microsoft fallen.“ Das gilt jedoch nur für den Tablet-Produktsektor. Wie in der Nacht von TechCrunch berichtet wurde, wird der Computerbauer die Entwicklung beziehungsweise die Produktion (niemand weiß genau, wie weit HP schon vorangeschritten war) des HP Slate komplett einstellen. Ursprünglich hieß es, dass das Gerät „noch in diesem Jahr“ auf den Markt kommen werde.

Dem Entschluss soll die Erkenntnis vorangegangen sein, dass Windows 7 als Tablet-Betriebssystem nicht tauge. Im selben Zuge will TechCrunch erfahren haben, dass auch Intel-Prozessoren pauschal aus der Produktion fliegen sollen, da sie zu energiehungrig seien. Damit würde ebenfalls eine Grundvoraussetzung für Windows 7 gestrichen. Ich habe heute bereits mehrmals versucht, einen HP-Sprecher in Böblingen an den Apparat zu bekommen – bislang allerdings vergeblich (anders ausgedrückt: Die betreffende Pressestelle bei HP Deutschland ist seit dem Morgen schlicht nicht besetzt).

Damit steigen die Chancen, dass die brandneue HP-Tochter Palm schon bald zeigen kann, was in ihr steckt. Der Erfinder des Palm Pre wurde nicht wegen seiner Hardware-Kenntnisse gekauft – sondern weil er mit webOS ein Betriebssystem im Gepäck hat, das für mobile Gadgets wie geschaffen ist. HP könnte bei der künftigen Entwicklungen auf das Palm-OS setzen – Google Android oder Chrome wären eine weitere Option.


Neue Stellenangebote

Growth Marketing Manager:in – Social Media
GOhiring GmbH in Homeoffice
Social Media Manager (m/w/d)
HomeServe Deutschland Holding GmbH & Co. KG in Frankfurt am Main
Praktikum im Bereich Social Media Governance ab März 2025
Mercedes-Benz AG in Stuttgart

Alle Stellenanzeigen


Sollten die Informationen tatsächlich stimmen, dürften die Redmonder Marketingstrategen ebenso wie die dortigen Entwickler jetzt rotieren. Microsoft hatte das HP Slate als Flaggschiff des Mobile Computings auserkoren: das Gerät sollte den eindrucksvollen Beweis liefern, dass Windows 7 nicht nur perfekt für Desktop-Rechner und Notebooks sei – sondern auch für Tablets. Steve Ballmer persönlich hatte den Slate auf der CES in Las Vegas bejubelt. Und jetzt das.

Doch offenbar traut sich derzeit auch Microsoft selbst nicht mehr über den Weg. Wie wiederum Gizmodo erfahren haben will, habe der Softwareriese ebenfalls eine Tablet-Entwicklung eingestellt: Schon seit Monaten war bekannt, dass Microsoft an dem Courier arbeitet, einem aufklappbaren Tablet mit zwei Touchdisplays, Kamera, Induktionsaufladung und intuitiv-ausgefuchster Bedienung. Ballmer soll das Entwicklerteam angewiesen haben, den Griffel fallen zu lassen – obwohl das Gerät offenbar fast Marktreife erreicht hatte. Auf Nachfrage von Gizmodo sagte ein Microsoft-Sprecher, dass man immer mit neuen Technologien experimentiere: „Das Courier-Projekt war ein Beispiel für eine solche Bemühung.“ Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen nun für künftige Entwicklungen genutzt werden, so der Sprecher. „Doch wir haben derzeit keine Pläne, ein solches Gerät zu bauen.“

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

21 Kommentare

  • Schade um den Courier, der hat mir gefallen. hp kann ich gut verstehen, das OS des Palm Pre könnte ich mir auch gut auf „was größerem“ vorstellen.

  • Bin mal gespannt, was da wirklich dran ist. Eine komplette Einstellung kann ich mir nicht vorstellen, sonst hätte Dominic allerdings recht…

  • Das klingt ja mal sehr gut 🙂

    Eine Kleinigkeit: Bitte WebOS und PalmOS nicht synonym verwenden: WebOS ist das neu entwickelte Betriebssystem, PalmOS heißt die alte Version, die seit Jahrzehnten auf den Palm Handhelds läuft.

  • Ja, Apple hat mit der iPhone OS Strategie gigantische Weitsicht bewiesen. Man kann einfach kein Windows oder OSX perfekt an Multi-Touch und kleine Displays anpassen. Hut ab vor dem iPad-Konzept.

  • Ist dieses Eingeständnis auch auf das WePad anwendbar? Oder ist Linux als Touch-OS grundsätzlich doch geeigneter als Windows? Kenne mich mit Linux nicht genügend aus…

  • Wie kann man sich über so eine Nachricht freuen? Konkurrenz belebt das Geschäft, fördert Innovationen und drückt den Preis

  • Linux ist grundsätzlicher Geeigneter weil es weniger Ressourcen benötigt als Windows und zudem mit verschiedenen Prozessorplattform wie ARM klarkommt , Windows 7 benötigt explizit X86er Prozessoren und deren Plattform.
    Als Touch-OS wird wohl aber meistens das Android OS verwendet werden, da es ja als Linux Smartfon OS schon alles dafür mitbringt, wie das iPhon OS.

    Microsoft hat hier noch nichts Vergleichbares, ich denke aber das das neue Windows 7 Mobile dann auch für Pad verwendet werden wird , was aber zur Zeit noch nicht zur Verfügung steht.

  • „Damit wäre würde ebenfalls eine Grundvoraussetzung für Windows 7 gestrichen.“

    Damit haben Sie mal wieder eindrucksvoll Ihre grammatikalischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt Herr Vatter.

  • Das Problem ist dabei nicht nur Intel sondern auch Microsoft selbst.
    Sie halten wegen der Abwärtskompatibilität an der x86er Prozessorarchitektur fest, die es vermutlich ohne Windows schon gar nicht mehr geben würde.
    Da werden noch Altlasten aus den 80ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mitgeschleppt, effizient kann man sie vermutlich schon länger nicht mehr nennen.
    Neue Moderne effizientere Prozessor Architekturen wie ARM, Cell, PowerPC, ect. hatten es bisher schwer da kein Windows drauf lief, dies Ändert sich nun gerade durch den Boom der mobilen Geräte mit eigenen Betriebssystemen oder Linux und das Windows diesen Trend verschlafen hat.

    So müsste eigentlich ein völlig neues Betriebssystem her was modularer Aufgebaut ist und für alle Plattformen Anpassbar ist, die Frage wird sein ob Microsoft diesen Spagat schaffen wird ohne die Angst einige Kunden zukünftig durch Inkompatibilität zu verschrecken.
    Wenn nicht werden Geräte wie das iPad und zukünftige Geräte ihnen wohl immer mehr Marktanteile im Mobilen Segment streitig machen.

    Intel hat natürlich auch ein Interesse das die x86er Plattform weiterbesteht, da sie wohl die meisten Patente daran halten, ob sie es aber schaffen werden im unteren Segment diese gegen die effizientere Konkurrenz zu verteidigen ist fraglich zumindest vermutlich nicht ohne Windows „Hilfe“.

    So bleibt es für die nächste Zukunft gerade sehr Spannend, denn der Markt ist hier gerade im Umbruch , daher auch allenthalben die zunehmende Nervosität und „Dünnhäutigkeit“ bei vielen Firmen.
    Es wird zumindest Interessant zu Verfolgen wie sich der Abschied vom Desktop-PC vollzieht und wer dabei die Verlierer oder Gewinner werden.

  • Microsoft konnte gar nicht anders.

    Denn die Internet-Gemeinde ist dermaßen heiß auf das Courier, dass sämtliche andere MS-Meldungen zur Randnotiz verkamen.

    Jüngstes Beispiel: Die Kin One und Kin Two Ankündigung. Zunächst dachten viele, dass es um das Courier gehen sollte. Die Enttäuschung war dann groß, als es „bloß“ um zwei Handys ging.

    Dabei ist es eigentlich eine Sensation, dass MS selbst Handys auf den Markt bringt. Das ging mehr oder weniger unter.

    Also bleibt nichts anderes übrig als das Courier „offiziell“ zu beerdigen, obwohl es „offiziell“ nie angekündigt war. Denkbar ist daher, dass die Entwicklung hinter den Kulissen weiter geht.

    Bis daraus allerdings ein benutzbares Produkt wird, vergeht in jedem Fall viel Zeit.

    Denn als Plattform kommt nur Windows Phone 7 in Frage. Das erscheint aber erst Ende des Jahres.

    Bis es dann auf einem Tablet eingesetzt werden kann, vergeht noch einmal Zeit.

    Die Anwendungssoftware des Courier „Pagestream“ läuft nicht nur auf dem Tablet, sondern auch in der Cloud in Form einer Art Blog. Dieses muss mit PC (unter Windows7) synchronisiert werden können.

    Kaum vorstellbar, dass so etwas innerhalb eines Jahres fehlerfrei funktioniert. Weitere Schwierigkeiten lauern bei den beiden Bildschirmen und deren Energieverbrauch.

    Das Courier würde wohl auch niemals mit dem iPad konkurrieren. Zielgruppe sind wohl alle diejenigen, die heute mit einem Paperblank oder Moleskin rumlaufen und sich handschriftliche Notizen und Skizzen machen.

    Diese eher businessorientierte Zielgruppe hat auch etwas tiefere Taschen, so dass ein Courier eher bei $ 800 liegen könnte.

    By the way: Ich schreibe diese Post gerade auf meinem TabletPC Convertible von HP mit Windows 7. Also: TabletPCs lassen sich sehr gut mit Win betreiben. Slates dagegen wohl nicht so sehr.

  • Wie Kai schon andeutet, war Courier noch Jahre von der Marktreife entfernt. Was man jetzt so liest, war es noch nicht einmal im Prototyp-Status.

    Es braucht viele Jahre, um von einer Idee zu einem Konzept zu einem Forschungsprojekt zu einem Inkubationsprojekt zu einer Reihe von Prototypen zum Betatest und schließlich zum Marktstart zu kommen. Eine gute Idee allein ist niemals eine Garantie für ein funktionierendes Produkt. Für ein Projekt, dass noch so jung war, war das letztendliche Scheitern eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich.

    Mit Sicherheit hat Microsoft in seiner Firmengeschichte schon tausende „geniale“ Projekte abgebrochen, bevor sie zur Marktreife gelangten, weil es in der Praxis dann noch nicht so lief, wie man es sich in der Theorie ausgemalt hatte.

    Der Courier wird jetzt in das Reich der Mythen und Legenden eingehen. Manch einer wird in 10 Jahren vielleicht sagen: „Hätte Microsoft damals doch…“. Die Fakten werden inzwischen von anderen geschaffen, Apple voran.

  • Glaube der wirkliche gewinner ist apple, weil die leute jetzt scharf sind auf ein tablet und alle die nichts direkt gegen apple haben oder sehr informiert und bestimmte sachen fordern von einem tablet werden nun wohl bei apple zugreifen. Und auf die große masse an menschen trifft genau das verhalten zu, apple ist heute ja keine rand firma mehr wie beim ersten ipod. Und was das tablet nun genau kann was nicht ist für viele ja nicht wirklich so relevant. Die anderen verlieren nun wieder zeit und müssen dann gegen eine riesige einheits plattform ankämpfen die viele unterstützer haben, die im freundes kreis bekannt sind.

    Wenn HP und ein anderes tablet machen will, braucht man mehr als webos, man muss ganz neue ideen verwirklichen. Den nur mit flash udn etwas besserem multitasking wird man wenig die masse ansprechen.