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Musikgruppen aus der Retorte: Clever oder Smart

Diese ganzen Boy- und Girlgroups á la Overground und weitere Clones sind doch eigentlich geniale Cashcows, die sich selbst immer wieder fett machen, gemolken werden, fett machen, gemolken werden… solange es die vielen Menschen gibt, die auch diesen Traum träumen.

Das Rezept ist saueinfach:
1. Caste an vielen Locations
2. Bringe das Casting groß im TV über mehrere Wochen hinweg
3. Zeige wegen Emotions die Verlierer in Großaufnahme und die Winner in Jubelpose
4. Nach der Endauswahl zu jedem Mitglied der Group, zu der Group, zu der Tippse, zu dem Microhalter, zu dem Produzenten, zu den Backhround Vocals, etcpp jeweils eine weitere Sendung bringen.

So schafft man ein wunderschönes Quattro-Win-Win-Win-Win: Der Fernsehsender treibt seine Quoten hoch, die Retortenproduzenten schaffen – nachdem die alte Group ausgelutscht ist und Marketing zu teuer wäre, das Produkt künstlich am Leben zu erhalten – eine neue Group, die Konsumenten werden dauerhaft mit der Heavy Rotation im TV zugeballert, damit sie sich auch ja den Namen merken und die ersten Songs in die Charts hochkaufen, und alles nur, damit die ihrer Sehnsucht, ein Star zu sein, frönen und teilhaben können. Wenn diese Group ausgelutscht ist – meistens nach einem Jahr – kommt die nächste Show. Bis dahin ist die Sehnsucht der Massen, ein Star zu sein, wieder aufgeladen. Und wird jedes Jahr auf’s Neue befriedigt.

Dafür müßte eigentlich der Erfinder dieses rundum knackigen Konzeptes den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Und was lerne ich daraus? Scheiss auf Qualität, triff den weichen Punkt des Konsumenten, baller ihn mit TV Ads = Shows zu und zähl die Kohle. Und so richtig böse kann man bei diesem Inzucht-Konzept niemanden sein. Jeder bekommt das, was er sich gewünscht hat. Selbst der Kritiker, der wieder mal was zu schreiben hat, um nicht verhungern zu müssen.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

8 Kommentare

  • Ober wer nach den No Angels kam nicht mehr viel bekanntes und Pre Luders und Overground waren eher One Hit Wonder als Chartsstürmer. Nicht zu vergessen die ganzen Kopierwerke im deutschen Fernsehen, die das Format komplett ausgeschlachtet haben. Aber Geld brachte es…

  • Wenn es nicht die ganzen Neider und „metoo“-Projekte gegeben hätte, würde das auch dieses Jahr noch laufen. Aber 2005 sind erstmal ehemalige Schüler-Bands mit deutsch singendem Mädchen in. Bis es nächstes Jahr dann 152 davon gibt…

  • Die Medienbranche fällt wie Müntes Heuschreckenschwärme über ein Konzept her, bis es völlig ausgesaugt wurde und niemanden mehr interessiert. Die jeweiligen „Stars“ waren ja mehr oder minder Angestellte und für die hat es sich finanziell gar nicht so gelohnt.

    An mir selbst geht sowas vorbei…ich kann das Zeugs sowieso nicht hören. Das ist eine Qual und Beleidigung meiner Ohren. Was ist grad der neue Trend? Achja….“entdeckte Schülerbands“, die ganz natürlich sind und echte Musik machen…alles klar.

    Aber aus unternehmerischer Sicht souveräne Geldbringer. Vorallem steht die Infrastruktur für jeden Trend bereit. Das Marketing ist technisch immer gleich. Die Branchenriesen können gezielt Trends pushen um sie dann auszuschlachten. Die einzigen echten Verlierer sind die „Stars“, die nachher keiner mehr ernst nimmt und deren Karierre oft mit Auftritten in belanglosen Mottoshows endet.

  • wäre ja schauderhaft, daß diedie ausgelutschten Ex-„Stars“ in einer Art „Best Of“ möglicherweise erneut gecovered oder gar neu gemischt gecovered werden. Kotz

  • Wenn man heutzutage mit ein paar hundert verkauften Platten in die Charts einsteigen kann, frage ich mich, ob der ganze angebliche Erfolg mit der ersten Single nicht eh zusammengekauft war? Hier ein paar Platten kaufen, da ein paar Radiomenschen bestechen, dort ein paar „Musikjournalisten“ schmieren, damit darüber in Bravo, oder was die Jugend heute so liest, berichtet wird. Irgendwann verselbständigt sich das dann, wenn nur genug darüber berichtet haben.
    Ansonsten gilt natürlich selbst schuld, wer sich das freiwillig antut/anhört/ansieht. Er oder sie hat’s wirklich nicht besser verdient.
    Wenn die „Stars“ eh nur ein Gehalt bezogen haben, wäre es interessant zu wissen, wieviel man verdienen könnte, wenn man seine Musik im Eigenvertrieb anbietet. Ach, dafür bräuchte man ja Talent, um überhaupt Musik zu schreiben/aufzunehmen, die jemanden interessieren könnte. *fg*

  • Ich hatte mich ja mal gefragt, warum es „böse“ ist Bands zu casten und optimal zusammenzustellen. Denn wenn eine Firma ein Team zusammenstellt, dann sind das ja auch nicht unbedingt langjährige Kumples oder Schulfreunde. Und das ist dann ok.

    Der Unterschied ist meiner Überlegung nach, dass Musik sehr viel mit Gefühlen zu tun hat und es daher einem einfach nicht richtig erscheint, wenn die zu offensichtlich geplant abgekocht werden.

  • Ich habe deswegen immer schon Abstand davon genommen, so eine Senundg länger als eine Minute zu schauen, interessiert aber keinen, solang die richtigen Menschen die Quote machen. Nämlich die, die zu der Stichprobe gehören….
    Das mit in den Charts hochkaufen ist ja auch so eine Sache…. habe ich nichtmal gelesen, dass mittleweile schon peinlich wenig Verkäufe notwendig sind, um in die Top100 einzusteigen?