Gerade eben wurde die f8-Konferenz in Kalifornien von Mark Zuckerberg mit einer Keynote eröffnet. Dort erklärte er der gespannt lauschenden Welt, wie die Zukunft von Facebook aussieht beziehungsweise wie in seinen Augen die Zukunft des Internets aussieht. Direkt zu Beginn seiner Ausführungen nennt er die Schwerpunkte der Keynote, der Konferenz und der Bemühungen Facebooks aktuell und bringt sie mit folgenden Schlagworten auf einen Nenner:
- Open Graph
- Instantly Social
- Simple
Im Laufe der Konferenz werden Zuckerberg und seine Mannen den Anwesenden in aller Tiefe diese Punkte erläutern – und was sie für Facebook und uns alle bedeuten. In seiner Rede – in welcher er von FriendFeed-Gründer und Ex-CEO Bret Taylor unterstützt wurde – ist er lediglich grob auf die technischen Details eingegangen und hat stattdessen die Tragweite des Konzepts umrissen.
Open Graph
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Unter diesem Punkt erklärt uns „Zuck“, wie fragmentiert das Internet heute immer noch ist. Alle Welt rückt virtuell näher zusammen und vernetzt sich, doch für Facebook sieht er noch ordentlich Luft nach oben. Nach dem Verkünden einiger Eckdaten allgemeiner Natur – über 400 Millionen Facebook-User und über 100 Facebook-Connect-User – wird uns erklärt, dass dank der Open Graph-Technik eine viel engere Vernetzung schon bald stattfinden wird. Wir werden nicht nur innerhalb des Facebook-Kosmos in unserem Newsfeed erfahren, wer welche Band, welchen Film, welche Seite mag, sondern finden diese Information auch „draußen“ im Netz auf den teilnehmenden Seiten.
Kern dieser Strategie sind die neuen Social Plugins. Neben einer Social Bar und Plugins zum Einbinden des Newsfeed und der Empfehlungen auf unserer eigenen Seite ist der bereits angekündigte universelle Like-Knopf wohl das wichtigste Feature. Rufe ich beispielsweise eine Seite auf wie die Filmdatenbank IMDb, kann ich dort seit heute bei dem gewünschten Film einen „Gefällt mir“-Button drücken, der diese Information natürlich unmittelbar in den Newsfeed bei Facebook einbindet, mir aber auch auf der IMDb-Homepage anzeigt, welcher meiner Freunde diesen Film noch mag:
Mit dieser Neuerung geht auch eine neue Organisation meiner Interessen auf der Facebook-Seite selbst einher: Jeder Film, jede Seite, jeder Künstler, der auf meinem Profil von mir angegeben worden ist, wird zu einer „Connection“. Bret Taylor macht dazu ein Beispiel:
Wieso sollten die Bands, die ich in diesem Augenblick höre, mehr zählen als die Bands, die ich beim Einrichten meines Facebook-Profils vor vier Jahren angegeben habe?
Das bedeutet für uns, dass mein eben abgegebenes „Gefällt mir“-Statement bezüglich des Filmes „Avatar“ nun auch auf meiner Profilseite unter meinen Interessen eingeordnet wird.
Zuckerberg rechnet übrigens mit nicht weniger als einer Milliarde „likes“ innerhalb den ersten 24 Stunden!
Graph API: Kritik der Datenschützer vorprogrammiert
Ein sehr spannender Punkt für die Entwickler ist die ebenfalls heute vorgestellte Graph API, mit der – neben der ebenfalls angekündigten Oauth-Unterstützung – es künftig erheblich leichter werden wird, auf bestimmte Daten eines Users gezielt zuzugreifen. Ein simpler Link reicht dazu aus. Das wiederum wird dann wieder die Datenschützer auf den Plan rufen, denn meine Interessen und meine „Gefällt mir“-Aktionen sind öffentlich und für jeden einsehbar und nicht jeder User möchte seine Neigungen über Facebook hinaus ins Netz ausposaunen. Ob das in den Privacy-Einstellungen noch zu korrigieren sein wird, kann ich erst abschließend kommentieren, wenn die oben genannten Neuerungen auch auf meiner eigenen Facebook-Seite live geschaltet werden.
docs.com – Kooperation mit Microsoft
Bereits vorher wurde gemunkelt, dass eine Facebook-Microsoft-Zusammenarbeit angekündigt wird. Das war dann auch tatsächlich der Fall, als mit docs.com die Online-Version der Microsoft Office-Suite als Facebook-Partner verkündet wurde:
Ich kann hier nun also an meinen Office-Dokumenten online arbeiten und zwar kooperativ mit meinen Facebook-Freunden. Eine ganz klare Kampfansage der beiden Unternehmen in Richtung Google.
„We’re building a web where the default is social“
Mit diesem Satz hat Mark Zuckerberg seine Vision vom Internet verdeutlicht und es sind Sprüche wie dieser, die im Zusammenhang mit gelockerten Privacy-Regelungen dafür sorgen, dass der smarte Milliardär manchmal eher wie ein Sekten-Guru wirkt und nicht wie ein Facebook-Boss wirkt. Logischerweise ließ Kritik nicht lange auf sich warten:
Fazit:
Ich möchte keinen Dingen vorgreifen und verweise an die noch andauernde f8-Konferenz. Dort wird noch das ein oder andere Detail ans Tageslicht kommen und voraussichtlich mehr Klarheit schaffen, was unser aller Privacy als Facebook-Nutzer angeht. Fakt ist jedoch, dass Facebook möchte, dass absolut alles und absolut jeder miteinander vernetzt wird – und dass der Schlüssel dazu Facebook heißt. Schon jetzt freue ich mich darauf, dass ich in einer fremden Stadt sehen kann, welcher meiner Freunde in welchem Restaurant gegessen haben oder es mir empfehlen können. Die Keynote selbst hat viele dieser Beispiele gebracht, die uns allen das Leben leichter machen können und die erklären, wofür das „Social“ in Social Networks stehen sollte. Andererseits wiederum lässt Mark Zuckerberg aber auch eine Menge Fragen offen. Fragen nach unserer Sicherheit im Netz und den Auswirkungen der Änderungen auf unser Leben, denn Facebook möchte nicht ein x-beliebiges, austauschbares Netzwerk sein, Facebook möchte unser komplettes Leben mit all seinen Facetten abbilden.
Es sind diese Aussichten, die mich hier ständig zwischen „großartig“ und „gruselig“ schwanken lassen und ich wette, dass sich in den Minuten, in denen ich diesen Artikel verfasse, bereits geballter Widerstand im Netz formiert. Wie sieht es mit Euch aus? Bei welchem Buch würdet ihr heute den „Gefällt mir“-Button drücken? Eher „Schöne neue Welt“ oder doch eher „1984„?
(Carsten Drees)