Manche nennen sie Billig-Blogs, andere sagen „aufgebohrtes Twitter“ dazu – es geht um Microblogging-Plattformen wie Posterous oder eben Tumblr, durch die Nutzer ihren Mashup-Fantasien im Netz freien Lauf lassen können: Texte, Bilder, Videos, Audio-Dateien, Links – alles rein und dann raus damit. Doch was den Usern Spaß bereitet, verursacht den Betreibern langsam Kopfzerbrechen. Es fehlt ein gescheites Konzept, den User Generated Content – oder besser: Aggregated Content – ordentlich zu vermarkten.
Durch die Ansage von Twitter, mittels Promoted Tweets mehr Geld in die Kasse zu spülen, gerät auch Tumblr plötzlich unter Druck. Der Dienst des 23-jährigen Gründers David Karp hat zwei dicke Investoren im Rücken, Spark Capital und Union Square Ventures – und beide haben auch ihre Kohle bei Twitter geparkt. Kein Wunder also, dass die Geldgeber neulich bei einem Meeting zaghaft die Frage vorbrachten, wie Karp das denn nun gedenkt, die Vermarktung anzugehen: Und ob bezahlte Ergebnisse in der Suche – ebenso wie beim 140-Zeichen-Dienst – nicht auch eine tolle Option wären.
Tumblr hatte vor wenigen Monaten eine Suche für die 4,4 Millionen gehosteten Blogs eingeführt und die Möglichkeit zum Speichern von Keywords integriert – doch seien wir ehrlich: kaum jemand nutzt diese Suche. Was bleibt also? In der „LA Times“ weist Karp die Vorstellung von sich, jemals durch Werbung Geld verdienen zu können. Angesichts der Art der Inhalte ist dieser Gedanke sogar nachvollziehbar: Kontextbasierte Anzeigen bei einem Content, der aus zusammenhangslosen Multimedia-Schnipseln besteht? Selbst Bilder bekommen keine Captions verpasst – andernfalls wäre der Witz mit dem „mal eben schnell verbloggt“ auch vorbei.
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„Wir haben ziemliche Vorbehalte gegen Werbung“, sagte Karp der Zeitung. „Da dreht sich uns wirklich der Magen um.“ Aber auch er weiß, dass bald etwas passieren muss. „Tumblr hat nun den Punkt erreicht, den wir uns immer gewünscht haben“, so Karp. Nun sei es an der Zeit, sich verstärkt Gedanken über den „Kram mit dem Umsatz-Generieren“ zu machen. Eine Idee mit bezahlten Premium-Konten stehen im Raum – einige Nutzer haben bereits ihre Zustimmung signalisiert (dazu wäre ich übrigens bei Twitter ebenfalls jeder Zeit bereit). Ein Tumblr Plus böte dann gegenüber der Free-Variante Werbefreiheit und mehr Features.
Andere Experimente beinhalten den Handel mit virtuellen Gütern. Versuchsweise wurden einmal „Sticker“ verkauft, um Blogs in einigen Verzeichnissen hervorzuheben. Laut „LA Times“ sei Karp auch ein begeisterter Anhänger der App Store-Idee: So können Entwickler heute direkt auf der Plattform ihre Templates kostenpflichtig anbieten. Tumblr behält bei erfolgreichen Kaufabschlüssen dann 30 Prozent Provision ein. Die Preise für solche Themes liegen zwischen 9 und 49 Dollar.
Ein anderes Beispiel bezieht sich auf den gerade gelaunchten Druck-Service für die Tumblr-Künstlergemeinde: Leser finden einen neuen Button vor, über den sie sich hochwertige Abzüge von Bildern über den Postweg bestellen können. Es ist nur ein kleines Experiment, doch es zeigt, wie weit der Rahmen gesteckt ist, in dem Monetarisierungsmöglichkeiten sondiert werden.
(André Vatter)