Testbericht

Google Pixel Fold im Test: Was kann das faltbare Smartphone?

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Google
geschrieben von Nils Ahrensmeier

Mit dem Google Pixel Fold hat US-Konzern Google auf seiner diesjährigen Entwicklerkonferenz „I/O“ sein erstes faltbares Smartphone vorgestellt. Wir haben das Gerät ausführlich im Alltag getestet.

Google Pixel Fold: Design und Verarbeitung

Das Google Pixel Fold ist anders als sein aktuell größter Konkurrent, das Galaxy Z Fold5 von Samsung. Während die Koreaner bei ihrem Gerät auf ein langgezogenes Außendisplay und ein großes breites Innendisplay setzen, ist Googles Gerät eher wie ein kleines Notizbuch aufgebaut.

So gibt es ein 5.8 Zoll breites Außendisplay im 17.4:9 Format, das in ein 7.6 Zoll großes Display mit 6:5 Seitenverhältnis geöffnet wird. Auf der Rückseite befinden sich drei Kamerasensoren in einem Streifen. Das Design erinnert dabei an die Hauptkameras des Google Pixel 7 Pro.

Google, Frontdisplay, Pixel Fold

Das Google Pixel Fold hat ein kleines, breites Display im zugeklappten Modus. (Bild: BASIC thinking)

Das Gerät schließt dabei nahezu eben, öffnet aber nicht komplett zu 180 Grad. Eine Staubzertifizierung hat das Pixel Fold nicht, es ist aber nach IPX8 wasserfest. Sowohl das Display auf der Vorderseite, als auch die Rückseite sind durch Gorilla Glass Victus geschützt. Der Aluminiumrahmen fühlt sich sehr hochwertig an.

Mit 283 Gramm ist das Gerät aber das schwerste Smartphone, das ich bisher genutzt habe, gerade auch im Vergleich zum Fold5 (253 Gramm). Das Innendisplay ist ein „Ultra dünnes Glas“-Display von Samsung, das mit einer Plastikschicht überzogen ist. Das Smartphone ist dadurch klein und haptisch, was durchaus beeindruckt und im Alltag auch als sehr nützlich auffiel.

Die Displays des Google Pixel Fold

Die beiden OLED-Displays des Pixel Fold lösen mit Full-HD-Plus auf (2092 × 1080 außen, 2208 × 1840 innen), haben 120 Hertz Bildwiederholrate und werden mit 1550 / 1450 Nits ausreichend hell. Aufgrund der Plastik-Folie spiegelt das große Display bei Sonneneinstrahlung ein wenig, was auf längere Sicht nervig sein kann.

Das Display kann dank OLED-Technologie auch einen wenig Energie verbrauchenden Immer-An-Modus bieten, in dem neben der Uhrzeit und dem Datum auch das aktuelle Wetter und das App-Icon eingehender Benachrichtigungen angezeigt wird.

Pixel Fold, Displayränder, Google

Das Display des Pixel Fold hat große Displayränder, durch welche das Gerät alt aussieht. (Bild: BASIC thinking)

Die Farben und Schärfe werden gut wiedergegeben und es gab keine Eingabefehler. Getrübt wird die Erfahrung aber von den dicken Displayrändern. Das sieht bei der Konkurrenz von Samsung schon deutlich moderner aus. Immerhin sorgen sie dafür, dass das Gerät bequem in der Hand liegt.

Eine Frage, die mir viele Menschen gestellt haben, die sich für das Gerät interessiert haben, ist die nach der Falte. Sieht man, wo sich das Display biegt? Ja, doch im Alltag stört das kaum. Mittlerweile übersieht man diesen Bereich und kann ihn höchstens erfühlen.

Die Hardware des Google Pixel Fold

Das Google Pixel Fold ist mit Google’s neuesten Prozessor ausgestattet, dem Tensor G2. Das Gerät gibt es nur mit zwölf Gigabyte LPDDR5 RAM sowie 256 oder 512 Gigabyte internem UFS 3.1 Speicher.

Für den Preis hätte ich mir sehr einen Tensor G2+ oder bereits den Tensor der dritten Generation gewünscht. Googles Tensor erledigt zwar alle Aufgaben ohne Probleme, doch die Wärmeentwicklung bei dem SoC war gerade im Sommer sehr auffällig.

Zudem ist die Konkurrenz von Samsung mit dem Snapdragon 8 Gen 2 deutlich schneller und effizienter unterwegs. Neben dem Tensor G2 verbaut Google noch seinen Titan M2-Sicherheitschip. Der Vibrationsmotor sorgt sowohl auf dem Vorderdisplay als auch im „Tablet-Modus“ für ein angenehmes Tippgefühl.

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Klassiker wie „Schach“ machen auf dem großen Display deutlich mehr Spaß. (Bild: BASIC thinking)

Lautsprecher

Das Pixel Fold hat große Stereo-Lautsprecher, sowohl einen oben als auch unten am Gerät. Dadurch ist der Klang merkbar besser als bei einem herkömmlichen Smartphone. Egal ob Musik oder Podcasts am Morgen, YouTube-Videos unterwegs oder telefonieren, die Audioqualität stimmt. Bei maximaler Lautstärke wirkt der Bass aber ein wenig blechern.

Pixel Fold, Lautsprecher, Google

Das Pixel Fold hat sowohl unten als auch oben einen vollwertigen Lautsprecher. (Bild: BASIC thinking)

Die Kameras des Google Pixel Fold

Für mich ein Highlight des Gerätes sind die Kameras, denn Google verbaut wie Samsung gleich fünf davon. Neben einem Weitwinkel, Ultraweitwinkel und einer Telefotokamera gibt es noch jeweils eine Selfie-Kamera im Außen und im Innendisplay.

Der Weitwinkel löst mit 48 Megapixeln auf, während Google beim Ultraweitwinkel und der Telefotokamera auf 10,8 Megapixel-Linsen setzt. Die Frontkamera außen ist mit 9,5 Megapixeln ein wenig hochauflösender als der 8-Megapixel-Sensor im Inneren des Gerätes.

Google, Kameras, Pixel

Das Google Pixel Fold hat fünf Kameras, davon drei auf der Rückseite. (Bild: BASIC thinking)

Google schafft es aus den zwar kleineren Sensoren im Vergleich zum Pixel 7 Pro trotzdem gute bis sehr gute Fotos herauszuholen. Die Fotos weisen die typische Google-Optik mit starkem HDR, guter Schärfe und authentischer Farbdarstellung auf. Die Hauptkamera kommt dabei sehr nah an die Qualität des Pixel 7 Pro heran.

Der Telefoto-Sensor des Pixel 7 Pro kommt aber noch näher an Objekte heran und produziert dabei schärfere Aufnahmen. Googles Ultraweitwinkelkamera erzielt gute Aufnahmen und erweist sich im Alltag als praktische Ergänzung zum Hauptsensor.

Wir haben euch wie gewohnt eine Galerie mit einigen Testfotos aus dem Google Pixel Fold zusammengestellt, welche ihr hier abrufen könnt. 

Die Selfie-Kamera erzielen die Google typischen sehr guten Porträt-Fotos, durch das Frontdisplay ist es aber auch möglich Aufnahmen mit den Hauptkameras zu erstellen. Das Gerät kann ebenfalls als Stativ genutzt werden, eine Aufnahme mit Handgeste ist aber leider nicht möglich, ein klassischer 3 oder 10 Sekunden Timer ist aber einstellbar.

Die Software

In den vergangenen Jahren hat Samsung gut demonstriert, dass die Hardware für Foldables bereits vorhanden war, nur die Software die faltbaren Geräte bisher wirklich aufgehalten hat. Denn was macht man mit einem großen Display, wenn die Apps diese nicht nutzen?

Das lag auch vor allem an Google, die bisher kein eigenes Interesse hatten Android an die Displays anzupassen – bis Android 12L auf den Markt kam. Ab diesem Zeitpunkt hat Google massiv ihre Ressourcen im Android Team für große Bildschirme umstrukturiert, was bereits im Test zum Google Pixel Tablet deutlich wurde.

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Das Google Pixel Fold kann zwei Apps nebeneinander anzeigen. (Bild: BASIC thinking)

Seitdem sind fast alle Google eigenen Apps an den Formfaktor angepasst, was auch beim Google Pixel Fold deutlich wurde. Egal ob YouTube, Gmail oder Google Fotos – wer stark im Google Ökosystem drinnen ist, wird bereits viele gewohnte Apps nutzen können.

Google liefert bereits – muss aber auf die Unterstützung von Drittanbietern hoffen

Ein Problem stellen dann die Drittanbieter Apps dar. Meta habt bisher keine einzige optimierte App, ausgenommen WhatsApp. Instagram oder Facebook haben im geöffneten Zustand große Ränder, was die Erfahrung stark beeinträchtigt. Apps wie Discord oder Spotify zeigen aber, wie man den Platz effizient nutzt.

Multitasking ist dank des kleinen Docks (auch bekannt aus dem Pixel Tablet) ebenfalls sehr bequem, es können zwei Apps im 50:50 Modus, oder im 70:30 Modus nebeneinander oder untereinander angezeigt werden. Auch ist es möglich, Apps auf einem Display zu starten und das Gerät dann zu falten, um die App auf dem größeren oder kleineren Display weiterzunutzen.

Google verspricht dem Gerät drei große OS-Updates und fünf Jahre an Sicherheitsupdates. Gerade für diesen Preis und mit Samsung als Konkurrenz (die ebenfalls fünf Jahre Sicherheitsupdates und gleich vier OS-Updates bieten) hätte ich in diesem Bereich mehr von Google erwartet. Als kleinen Trost bietet Google die Möglichkeit an, Testversionen von Android schon vor der finalen Veröffentlichung auszuprobieren. Diese sind ab der dritten Beta aber erst in einem alltagstauglichen Zustand.

Google Pixel Fold: Akkulaufzeit

Google hat mit 4.821 Milliampere den größeren Akku als das Galaxy Z Fold5, deswegen hatte ich große Erwartungen an das Gerät, die leider enttäuscht wurden. Ich bin mit dem Gerät nur schwer durch einen langen Tag gekommen, habe mich meistens mittags erwischt, wie ich noch ein Prozent nachgeladen habe.

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Das Google Pixel Fold muss recht schnell wieder an das Ladekabel (Bild: BASIC thinking)

Dies geht mit 30 Watt in circa 90 Minuten von null auf 100 Prozent, oder drahtlos, dafür dann in mehreren Stunden. Wer viel das äußere Display nutzt, der kommt auch gut durch den Tag. Nur ist das genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich will – flexibel zwischen zwei Displays wechseln zu können.

Google Pixel Fold: Fazit

Google macht mit seinem ersten faltbaren Smartphone schon sehr viel richtig. Der Formfaktor grenzt sich von Samsung ab und ist für meinen Geschmack deutlich handlicher. Die Displays sind gut, die Kamera sogar sehr gut. Die Performance sowie der Akku hätten aber noch besser ausfallen können.

Google geht mit gutem Vorbild voran und hat bereits über 50 seiner eigenen Apps an den Formfaktor angepasst. Nun gilt es auf Drittanbieter zu hoffen, damit viele Nutzerinnen und Nutzer aus dem großen Display einen wirklichen Mehrwert ziehen können.

Doch der Basispreis ist mit 1.899 Euro zu hoch angesetzt, um wirklich Marktanteile mit dem Gerät kreieren zu können. Wer aber ein faltbares Smartphone haben möchte, sollte sich das Pixel Fold definitiv genauer anschauen.

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Über den Autor

Nils Ahrensmeier

Nils Ahrensmeier ist seit März 2022 Redakteur beim Online-Magazin BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er für MobileGeeks, das 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Nils als FSJler im Deutschen Bundestag sowie als freier Redakteur bei dem Blog "TechnikNews".