Erstmals habe ich auf die öffentliche Beta einer neuen iOS-Version gewartet, statt das Geld für einen Entwickler-Account anzulegen, um noch früher an die Vorabversion zu kommen. Man muss eben auch mal ein bisschen warten können. Für die Ungeduldigen schicke ich gleich vorweg: Ja, man kann mit der aktuellen Beta durchaus leben, aber es gibt immer noch Bugs und schneller wird das Gerät durch die Beta nicht. Und natürlich ist so eine Beta nur ein Zwischenstand der Entwicklung, Fehler sind nicht nur wahrscheinlich, sondern so gut wie sicher vorhanden und wer sein Device möglichst uneingeschränkt nutzen will, der sollte auf jeden Fall bei iOS 9 bleiben.
Das ist gleich der erste Punkt: Geschwindigkeit. Schon die Installation hat sich extrem gezogen, zeitweise hatte ich die Befürchtung, dass mein iPhone gar nicht mehr zu sich kommt. Über eine Stunde hat die Installation auf einem iPhone 6S mit 128GB gedauert und zwischendurch war der Bildschirm längere Zeit einfach schwarz. Aber es lief durch und wie bei jedem Systemupdate gilt hier also erst recht: Gebt dem Gerät während des Updates Strom, damit es nicht mittendrin aus geht.
Bereits nach dem ersten Start nach der Installation fällt schnell auf: Das iPhone reagiert Homescreen auf Taucheingaben etwas träger, als man es gewohnt ist, nicht immer, aber immer wieder. Aber es liegt noch im Rahmen, man kann damit leben. Was aber in dem Zusammenhang wirklich nervt: Manchmal interpretiert iOS 10 ein kurzes Antippen als gedrückt halten und ein zweites Antippen. Dadurch kann man sich schon mal ein App-Icon aus Versehen aus einem Ordner schieben.
Wäre nicht so schlimm, wenn in so einem Fall die App dann nicht komplett vom Homescreen verschwunden wäre – bis zum nächsten Neustart. An anderen Stellen ist das System aber deutlich besser als der Vorgänger: Zum Beispiel konnte es immer wieder bei einigen Spielen vorkommen, dass eine eingehende Push-Benachrichtigung das Spiel zum Stottern brachte – das passiert in der Beta nicht mehr.
Natürlich besonders interessant ist die Frage: Wie läuft das mit der Gesichtserkennung? Antwort: Aktuell sehr langsam. Dazu muss ich sagen, dass ich in der iCloud Fotomediathek derzeit 178.881 Fotos habe – die gesammelten Konzertfotos der letzten 20 Jahre. Dementsprechend sind natürlich nicht alle Fotos lokal auf dem iPhone vorhanden und werden anscheinend für die Gesichtserkennung erst aus der Cloud geladen und dann analysiert. Zumindest sieht es ganz danach aus. Was stimmt: Die Analyse der Fotos läuft nur im Hintergrund, wenn das iPhone gesperrt, an einer Stromquelle angeschlossen und mit dem WLAN verbunden ist – eben sehr wahrscheinlich die Originale der Fotos aus der iCloud.
Die Erkennung der Gesichter arbeitet bis jetzt sehr viel besser als die bisherige aus iPhoto oder Fotos: In den bislang analysierten 2.376 Fotos wurden nur Gesichter als Gesichter erkannt und auch die Gruppierung erfolgte bislang korrekt, nur mich persönlich will Fotos als fünf verschiedene Personen erkannt haben (stark unterschiedliche Frisuren, keine bis viel Haare im Gesicht…). Bei der Zuordnung zu Namen kann man aber solche Fälle auch zusammen fassen.
iOS 10 warnt jetzt auch vor Apps, die noch nicht 64-Bit-fähig sind, solche könnten die Performance beeinträchtigen. Eine andere Warnung erhält man bei der Verbindung zu offenen WLAN-Netzwerken, wobei die Empfehlung den Router anders zu konfigurieren bei einem Freifunk-Netz natürlich eher nicht so zielführend ist.
Die App für HomeKit sieht gut aus, ist aber zumindest für mich und die von mir verwendeten Elgato Eve Steckdosen noch nicht nutzbar – die brauchen erst noch ein Firmware-Update. Das dürfte bei anderen Geräten ich zutreffen, aber über die App von Eve und auch Siri funktioniert die Steuerung weiterhin. Und bis zum finalen Release von iOS 10 sollten die Hersteller entsprechender Systeme hoffentlich auch ihre Updates fertig haben.
Die neuen iMessage-Effekte sind ja bereits aus der WWDC-Demo bekannt und so interessant oder uninteressant, wie solche Effekt in einem Messenger eben sind. Immerhin hat Apple im App Store schon mal Sticker-Packs veröffentlicht, mit denen man dann ein wenig experimentieren kann. Wenn der Gegenüber aber noch ein altes iOS verwendet, dann verlieren die Effekte natürlich sehr: Eine Hintergrundanimation ist einfach optisch ansprechender als die textliche Ergänzung „(mit Feuerwerk gesendet)“. Interessanter sind da die Änderungen in der Health App, der Musik App und vor allem bei den Widgets und im Dashboard.
Tatsächlich ist die aktuelle Beta erstaunlich stabil und auch wenn hin und wieder Apps einfach mal beendet werden und wahrscheinlich einige Apps noch Updates brauchen werden, lässt sich das System gut verwenden. Aber natürlich bleibt es immer ein Risiko eine Beta zu verwenden, so gibt es auch einige Apps, die noch so ihre Probleme haben, konkret aufgefallen sind mir Google+ und die Bahn-App. Während Google+ manchmal einfach nur schwarz bleibt, beendet und neu gestartet werden will, um zu laufen, verweigert die Bahn-App unter iOS 10 konsequent den Zugriff auf „Meine Reise“, wo man eine geplante Verbindung hinterlegen kann.
Ach ja: Slide to Unlock fehlt mir überhaupt nicht 🙂
Ich hab die öffentliche Beta auch seit VÖ auf meinem iPhone 6 laufen und finde auch: das läuft schon ganz gut. An der Geschwindigkeit muss freilich noch gearbeitet werden, aber ich denke, dass sie das noch hinbekommen werden. Ich finde es jedes Mal wieder interessant, wie ein neues iOS auf dem Telefon dafür sorgt, dass es sich immer auch ein bisschen wie ein neues Handy anfühlt. 🙂 Wenn das jetzt noch mit den macOS-Veröffentlichungen gelänge… 🙂