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So formulierst du Prompts für ChatGPT: Kontext, Fragen und Aufgabenstellung (Teil 2)

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Unsplash.com/ Emiliano Vittoriosi
geschrieben von Carsten Lexa

Im ersten Teil dieser Serie habe ich mir bereits Gedanken gemacht, wie man effektiv Prompts – also Eingabeaufforderung  – für ChatGPT formulieren kann. Konkret ging es um die Struktur, den Tonfall und die Informationstiefe. In diesem zweiten Teil geht es um den Kontext und die Frage- beziehungsweise Aufgabenstellung. 

Ein effektiv gestalteter ChatGPT-Prompt basiert, neben der Struktur, dem Tonfall und der Informationstiefe auf dem Verständnis und der Nutzung von zwei Schlüsselfaktoren: dem Kontext und der Frage- beziehungsweise Aufgabenstellung. Der Kontext bezieht sich dabei auf die hinter der eigentlichen Frage liegenden Informationen, die den Rahmen für die Antwort von ChatGPT bilden.

Es geht also um die Hintergrundgeschichte, die Fakten und die Details, die in Zusammenhang mit der spezifischen Frage oder Aufgabe stehen, die gestellt werden soll. Die Frage- oder Aufgabenstellung ist dann die formulierte eigentliche Frage oder Aufgabe, um die es geht und für die eine Antwort von ChatGPT gewünscht wird.


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Kontext und Frage-/ Aufgabenstellung sind eng miteinander verwoben und formen gemeinsam den Output – die Antwort von ChatGPT. Anders und etwas prägnanter ausgedrückt: die Qualität des Kontexts und der Frage-/ Aufgabenstellung haben direkten Einfluss auf die Qualität des Outputs. Das Sprichwort „Müll rein, Müll raus“ (im Englischen: „garbage in, garbage out“) beschreibt dabei treffend, was gemeint ist. Schauen wir uns das nun genauer an.

ChatGPT Promps: Der Kontext

Der Kontext spielt eine wichtige Rolle, damit ChatGPT überhaupt versteht, was mit einer Frage oder einer Aufgabe gemeint ist. Er ordnet die Frage bzw. die Aufgabe in eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes Szenario ein und gibt ChatGPT den notwendigen Rahmen, um eine sinnvolle Antwort geben zu können.

Ohne ausreichenden Kontext könnte ChatGPT eine Antwort geben, die zwar fachlich korrekt ist (und das tut ChatGPT dann auch), der es aber an Relevanz und Tiefe fehlt. Dies liegt daran, dass Sprachmodelle wie ChatGPT lernen, Antworten auf der Grundlage von Mustern in den Daten zu generieren, mit denen sie trainiert wurden.

Sie verfügen nicht über das Wissen oder das Verständnis der realen Welt und können daher (noch) keinen Kontext selbst generieren. Daher dient der Kontext als wichtige Brücke, um die Antwort von ChatGPT in die Richtung zu lenken, die für den jeweiligen Kontext oder die jeweilige Situation am besten geeignet ist.

Wenn ChatGPT zum Beispiel gefragt wird: „Was soll ich heute anziehen?“, kann sie ohne den entsprechenden Kontext keine brauchbare Antwort geben. Es fehlen ihr Informationen über zum Beispiel die Art der Veranstaltung, das Wetter, geltende Kleidungsvorschriften und so weiter, die uns als Menschen helfen würden zu entscheiden, welche Kleidung sinnvoll oder angemessen wäre.

ChatGPT Prompts Die Frage- oder Aufgabenstellung

Betrachten wir nun die Frage- oder Aufgabenstellung, also die konkrete Frage oder Aufgabe im Rahmen des Prompts. Die Art und Weise, wie diese formuliert ist, kann das Ergebnis entscheidend beeinflussen. Vage und mehrdeutige Fragen oder Aufgaben können zu ebenso vagen und mehrdeutigen Antworten führen.

Im Gegensatz dazu können spezifische, gut strukturierte Fragen oder Aufgaben zu gezielteren, genaueren und aufschlussreicheren Antworten führen. Um die Wirkung von Formulierungen für Fragen oder Aufgaben zu veranschaulichen, betrachten wir zwei Fragestellungen zu einem gemeinsamen Thema:

  1. „Erzähl mir vom Zweiten Weltkrieg“ und
  2. „Was waren die Hauptursachen für den Zweiten Weltkriegs“

Die erste Frage ist vage und könnte zu einer allzu allgemeinen Antwort über den Zweiten Weltkrieg führen, der eine Reihe von Themen abdeckt, wie zum Beispiel die Ursachen, die wichtigsten Ereignisse, die herausragenden Personen oder die Nachwirkungen. Die zweite Frage hingegen viel präziser und zielgerichteter und führt ChatGPT zu einer Analyse der Ursachen des Zweiten Weltkriegs.

Die Verbindung von Kontext und Input

Es ist wichtig zu verstehen, dass Kontext und Frage-/ Aufgabenstellung nicht voneinander getrennt betrachtet werden können. Sie baut auf dem Kontext auf, und ein gut ausgearbeiteter Kontext kann einfachere Frage-/ Aufgabenstellungen bei gleichbleibend hoher Qualität der Antworten ermöglichen.

Schauen wir uns wieder ein Beispiel an, das auf dem obigen basiert. Nehmen wir an, wir schreiben einen Artikel über die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf Europa. Der Ausgangskontext könnte lauten: „Schreibe einen umfassenden Geschichtsaufsatz für die 10. Klasse eines Gymnasiums über die sozioökonomischen Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf Europa“.

Die konkret formulierte Aufgabe an ChatGPT könnte dann lauten: „Beginne mit den Hintergründen für den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, erläutere dann die Auswirkungen in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht nach dem Ausbruch, beschreibe im Anschluss die Folgen am Ende des Krieges und erkläre schließlich, welche Entwicklungen nach dem Ende des Krieges weiterwirkten“.

Auf diese Weise kann ChatGPT verstehen, worum es gebeten wird – nämlich Inhalte zu generieren, die für einen Gymnasialaufsatz der zehnten Klasse geeignet sind und sich mit den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf Europa in bestimmten (zeitlichen) Situationen befassen.

Zusammenfassung: Der Kontext für ChatGPT Prompts

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl der Kontext als auch die Frage-/ Aufgabenstellung wesentlich für die Erstellung effektiver Prompts sind. Sie bilden die Grundlage, auf der ChatGPT aufbaut und ihre Antworten anpasst. Gute Prompts haben in der Regel einen klaren Kontext und eine präzise, zielgerichtete Frage oder Aufgabe.

Schlechte Prompts hingegen haben keinen ausreichend klaren Kontext oder eine zu breite oder vage Frage oder Aufgabe, was zu weniger hilfreichen oder ungenauen Antworten führen kann. Das Verständnis und die Beherrschung der Balance zwischen Kontext und Frage-/ Aufgabenstellung ist der Schlüssel zu qualitativ hochwertigen ChatGPT-Ergebnissen.

Schauen wir uns schließlich noch ein paar Beispiele für gute und nicht so gute Prompts im Zusammenhang mit Kontext und Frage-/ Aufgabenstellungen an. Wir beginnen mit einfachen Prompts und gehen dann über zu komplexeren Prompts.

Beispiele für gute und schlechte ChatGPT Prompts

Guter, einfacher ChatGPT Prompt und warum er funktioniert:

  • Kontext: „Ich bin ein Amateurastronom, der versucht, den Nachthimmel zu verstehen.“
  • Aufgabe: „Erkläre mir, was ein Sternbild ist“

ChatGPT versteht aus dem Kontext, dass der User ein Amateurastronom ist, welcher wahrscheinlich nach einer einfachen, aber umfassenden Erklärung über Sternbilder sucht. Die gestellte Aufgabe ist ausreichend präzise, und der Kontext hilft, die Tiefe und Komplexität der Antwort zu bestimmen.

Schlechter, einfacher ChatGPT Prompt und warum er nicht funktioniert:

  • Kontext: „Ich bin ein Amateurastronom, der versucht, den Nachthimmel zu verstehen.“
  • Aufgabe: „Erzähl mir etwas über Sterne“

Dieser Prompt aus Kontext und Aufgabenstellung ist vage und wird voraussichtlich zu einer breiten Palette von Informationen führen, von den Grundlagen der Sternenbetrachtung und was Sterne sind, über ihre Entstehung bis hin zu den Arten von Sternen. Es ist deshalb besser, denjenigen Aspekt von „Sterne“, an dem das konkrete Interesse besteht, genauer zu beschreiben.

Guter, komplexer ChatGPT Prompt und warum er funktioniert:

  • Kontext: „Ich recherchiere für eine akademische Arbeit auf fortgeschrittenem Niveau über die Entwicklung digitaler Währungen und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.“
  • Aufgabe: „Gib mir einen detaillierten Überblick über die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung von Bitcoin“

Der Kontext deutet darauf hin, dass im Rahmen der Antwort ein hohes Maß an Detailgenauigkeit erforderlich ist. Im Rahmen der Aufgabe wird ausdrücklich nach einem Überblick über die Entwicklung von Bitcoin gefragt, wodurch klar wird, dass sich ChatGPT auf die Geschichte dieser Kryptowährung, und dabei auf die wesentlichen Umstände konzentrieren soll.

Schlechter, komplexer ChatGPT Prompt und warum er nicht funktioniert:

  • Kontext: „Ich recherchiere für eine akademische Arbeit auf fortgeschrittenem Niveau über die Entwicklung digitaler Währungen und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.“
  • Aufgabe: „Erzähl mir etwas über Geld.“

Der Kontext deutet darauf hin, dass der Schwerpunkt der Antwort von ChatGPT auf digitalen Währungen und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft liegen soll, aber die gestellte Aufgabe ist zu allgemein und zu vage formuliert.

Es wird insbesondere nicht spezifiziert, ob Informationen über die Geschichte des Geldes bis hin zu Kryptowährungen, die Arten von Geld im Allgemeinen und Kryptowährungen im Besonderen, das Konzept des Geldes oder etwas ganz anderes gefragt sind.

Dies wird voraussichtlich lediglich zu einer allgemeinen Antwort führen, die wahrscheinlich nicht viel mit dem spezifischen, im Kontext beschriebenen Schwerpunkt zu tun hat.

Kontext, Frage-/ Aufgabenstellung und ChatGPT Prompts: Drei wichtige Erkenntnisse

All das bisher Gesagte führt zu drei wichtigen Erkenntnissen:

  • Die Qualität des Kontexts und der Frage-/ Aufgabenstellung hat einen direkten Einfluss auf die Qualität der Ergebnisse bei der Interaktion mit ChatGPT.
  • Der Kontext bildet die Basis und den Rahmen für die Antwort von ChatGPT und liefert die notwendigen Hintergrundinformationen.
  • Die konkret formulierte Frage oder Aufgabe leitet die Antwort von ChatGPT. Präzise, gut strukturierte und formulierte Fragen oder Aufgaben führen zu genaueren und aufschlussreicheren Antworten.

Missverständnisse in Bezug auf Kontext und Frage-/ Aufgabenstellungen bei Prompts

Welche Missverständnisse bestehen häufig im Hinblick auf Kontext und Frage-/ Aufgabenstellungen bei Prompts:

  • „ChatGPT kann genaue Antworten mit minimalem Kontext oder vagen Fragen bzw. Aufgaben generieren.“ Tatsächlich ist ChatGPT zwar leistungsfähig, benötigt aber dennoch ein gewisses Maß an Kontext und gut strukturierten Aufgabenstellungen, um sinnvolle und genaue Antworten zu generieren.
  • „Viel Kontext bringt dann bessere Ergebnisse“. Kontext, vielleicht sogar in umfangreicher Form, ist oftmals notwendig. Aber eine Überfrachtung von ChatGPT mit zu viel Kontext kann zu einer unnötigen Ausführlichkeit in der Antwort führen.

Praktische Tipps für ChatGPT Eingaben

Abschließend möchte ich noch drei praktische Tipps geben:

  • Jede Frage oder jede Aufgabe, wenn wir sie einem Menschen stellen würden, hat einen Kontext, ob dieser nun offen ausgesprochen wird oder nicht. ChatGPT kann diesen aber nicht anhand von Umständen erkennen. Man sollte deshalb bei der Erstellung eines Prompts immer überlegen, welche Informationen ChatGPT benötigt, um die sinnvollste Antwort bezogen auf die Frage oder Aufgabe zu geben, und diese Informationen in den Prompt einbauen.
  • Es ergibt Sinn, das Formulieren von Prompts anhand verschiedener Stufen von Kontext und Komplexität der Frage-/ Aufgabenstellung zu üben. Dies hilft, die Beziehung zwischen diesen beiden Faktoren und dem Ergebnis von ChatGPT zu verstehen.
  • Die Entwicklung von Prompts ist ein iterativer Prozess, bei dem man sich durch Wiederholungen dem gewünschten Ergebnis annähert. Man sollte also keine Angst haben, den spezifischen Kontext und die Frage- bzw. Aufgabenstellung so lange zu optimieren, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.