Stau, schlechte Luft, wenig Platz: Großstädter in Europa sind zunehmend genervt vom Auto als Transportmittel. Das zeigt eine aktuelle Mobilitätsumfrage. Gleichzeitig sind viele nicht bereit, das eigene Auto aufzugeben. Warum eigentlich nicht?
Große Städte haben ganz klar das beste Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Darüber hinaus stehen ihnen von Carsharing bis On-Demand-Shuttle zahlreiche gute Alternativen zum eigenen Auto zur Verfügung. Für lange Strecken haben sie leichten Zugang zu ICE-Bahnhöfen oder Fernbussen.
Kein Wunder, dass viele Großstädter das eigene Auto kaum nutzen. Eigentlich – würde man daraus logisch schließen – bräuchten die meisten Menschen in großen Städten keinen eigenen PKW.
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Doch eine aktuelle Umfrage unter 4.000 Großstädten aus acht europäischen Städten zeigt: Das eigene Auto komplett aufgeben will nur eine Minderheit.
Stau und Luftverschmutzung nerven
Wie nehmen Großstädter den Autoverkehr wahr? Wie oft nutzen sie ihr eigenes Auto? Würden sie es aufgeben – und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?
Das sind die Fragen, die das Marktforschungsinstitut Harris Interactive im Auftrag des Carsharing-Anbieters Drivy Großstädtern in Lyon, Paris, Barcelona, Madrid, London, Hamburg, Berlin und Brüssel stellte.
Es ist nicht überraschend, dass es vor allem Staus, die Luft- und Lärmverschmutzung sind, die die Städter am meisten stören. In Berlin sagen beispielsweise 93 Prozent der Befragten, dass sie regelmäßig von stockendem Verkehr betroffen sind. In Hamburg sind es 94 Prozent.
Geparkte Autos empfinden 90 Prozent der Berliner und 91 Prozent der Hamburger als Platzfresser. Luftverschmutzung nennen 87 Prozent der Berliner und 85 Prozent der Hamburger als Problem.
Das sehen aber nicht nur die Deutschen so. Auch in den anderen europäischen Großstädten, sind die Umfrageergebnisse sehr ähnlich.
So ist es nicht verwunderlich, dass die große Mehrheit der Befragten sagt: Unser Leben wäre angenehmer, wenn es weniger Autos in der Stadt gäbe. Besonders in Madrid (91 Prozent) und Barcelona (90 Prozent) glauben die Bewohner dies. Im Alltag nutzen denn auch in den meisten Städten weniger als ein Viertel aller befragten Autobesitzer ihr Auto jeden Tag.
Ohne mein Auto? Nicht für Hamburger und Berliner
Doch das Auto komplett aufgeben?
Das scheint nur in Paris und London für viele eine echte Option zu sein. Hier sagten 50 Prozent und 43 Prozent der Befragten, dass sie sich durchaus vorstellen könnten, autofrei zu werden. In Berlin und Hamburg dagegen sagten dies nur 27 und 23 Prozent der Befragten.
Denn trotz aller vorher genannten Probleme, glauben genau in diesen Städten mehr als die Hälfte der Befragten, dass sie am besten im Auto von A nach B kommen.
Auf der einen Seite wird damit deutlich: Die große Mehrheit der Großstädter in allen Orten ist zunehmend genervt vom Autoverkehr. Auf der anderen Seite scheinen aber trotzdem nicht sehr viele bereit, das Auto aufzugeben.
Warum eigentlich?
Autos sind praktisch
Zum einen, weil die Autobesitzer ihren PKW durchaus nutzen. Zwar nicht jeden Tag, aber die Mehrheit gibt zu, das Auto mindestens einmal pro Woche zu nutzen. Für Einkäufe, größere Besorgungen, Wochenendausflüge und Reisen.
Gäbe es hier praktischere Alternativen zum eigenen Auto, vor allem effizienteren ÖPNV und einen Zugang zu einem Auto, wann man es braucht, würden laut Drivy-Umfrage aber tatsächlich mehr Menschen darüber nachdenken, den eigenen PKW aufzugeben.
Das muss aber nicht lediglich mehr Carsharing-Angebote bedeutet, wie die Drivy-Studie nahelegt. Denn Studien zeigen: Gerade Free-Floating-Carsharing macht den Straßenverkehr in Städten nicht besser. Ähnliches gilt für Ridehailing-Angebote wie Uber oder Lyft.
Neben einem gut ausgebautem ÖPNV könnte geteilte Mobilität, in vielen Facetten, aber durchaus dafür sorgen, dass das eigene Auto überflüssig wird.
Dazu gehören beispielsweise:
- On-Demand-Shuttle in Kombination mit dem öffentlichen Transport,
- privates Carsharing (sowohl für kurze Strecken als auch für Urlaubsreisen,
- Leihwagen an Baumärkten oder – eine Option, die bislang kaum ausprobiert wird,
- E-Lastenräder als Sharing-Modell.
Klar ist aber, so nervig der Autoverkehr in europäischen Großstädten auch sein mag, allein der Stress-Faktor reicht offenbar nicht, damit die Einwohner das Auto stehen lassen. Dafür scheint es einfach zu praktisch zu sein.
Vielleicht sind Studien wie diese aber ein Anreiz dazu, smarte und vor allem nützliche Alternativen zum eigenen Auto zu schaffen.
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