Noch am Dienstag hatte Mashable eine interessante Studie des Marktforschers Compete veröffentlicht, nach der die einstige Rakete Twitter nun langsam die Biege macht und orbitale Runden der Stagnation dreht: es werden kaum noch Mitglieder dazu gewonnen. Lag die Wachstumsrate vor zwei Jahren in den Staaten noch bei 725 Prozent, so wurden zwischen November und Dezember 2008 lediglich 1,45 Prozent mehr Unique Visitors gezählt – insgesamt 22,81 Millionen Nutzer. Natürlich sollte man bei solchen Statistiken immer daran denken, dass lediglich Web-Frontend-Benutzer von Twitter in die Rechnung einbezogen sind – dennoch stimmt die Entwicklung nachdenklich. Ist ein gewisser Sättigungsgrad erreicht? Sind traditionelle soziale Netzwerke attraktiver? Gibt es nichts mehr zu sagen?
Wie immer die Antwort auf die Frage nach den Gründen der Flaute lautet – sie dürfte die Betreiber ordentlich beunruhigen. Twitter hat seine Investoren lange hingehalten und diese haben das Spiel mitgespielt und zugesehen, wie der Startschuss für die Vermarktung immer wieder verzögert wurde. Kurz zum Jahresende 2009 gab es dann Nachricht über die überraschende Wende: Twitter schreibe dank Bing und Google bereits schwarze Zahlen. Doch dabei soll es nicht bleiben: wie die Personalpolitik des Microblogging-Dienstes verrät, könnten bald auch die Mitglieder selbst zur Kasse gebeten werden. Seit 2006 warten die Gründer Biz Stone, Evan Williams und Co. auf diese Gelegenheit.
Da macht sich eine Meldung über ein stagnierendes Mitgliederwachstum natürlich schlecht, weshalb sich Evan Williams vor wenigen Stunden genötigt sah, Dinge richtigzustellen:
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Auch, wenn die Entwicklung der Nutzerzahlen dagegen spricht – der Traffic der Plattform scheint tatsächlich ungehindert weiterzuwachsen. Warum der 13. Januar 2010 noch einen drauflegen wird? Nun, Twitter hat sich in der Vergangenheit immer wieder als verlässlichster News-Katastrophendienst erwiesen: Die Landung im Hudson River, der Tod Michael Jacksons – die neue Staffel DSDS. Twitter war immer hautnah dabei, mit Informationen und Emotionen. Das mehr als tragische Ereignis in Haiti von heute Nacht wird die Nutzer immer wieder zu neuen Antworten auf die Frage „Was gibt’s Neues?“ antreiben (tatsächlich gibt es ja bereits einen Erdbeben-Messer, der sich alleine auf Tweet-Infos verlässt).
Weniger Wachstum bei der Reichweite, dafür mehr beim Engagement, so lautet das heutige Fazit von Twitter. Dafür sprechen auch die Ergebnisse einer neuen Twellow-Studie: Im Dezember 2009 wurden 30 Prozent mehr Tweets als noch im Vormonat gezählt, womit die Milliardenmarke geknackt wurde.
(André Vatter)