Hachja, die deutschen Medien… doch lasst mich mal von Anfang an erzählen: Als Microsoft kürzlich die Bing-App für das iPhone launchte, fragte sich alle Welt, warum Apple denn nun unbedingt mit der Konkurrenz anbändeln muss. Eine Erklärung dafür lieferte die Tatsache, dass die Beziehung zu Google immer getrübter wird, weil Apple und der Suchriese mehr und mehr in denselben Gewässern fischen.
Wir hatten uns die Bing-App angesehen und sind zu dem Schluss gekommen, dass Microsoft noch an manchen Stellen nachbessern muss, wenn sie wirklich den Siegeszug auf dem iPhone antreten soll. Die Kritik wurde kurz darauf erhört, in einem Blog-Post kündigte Microsoft an, drei Bugs in Angriff nehmen zu wollen:
1. Die Voice-Funktion stürzte ab, wenn sie außerhalb der Staaten verwendet wurde.
2. Die Bing-App ist nicht kompatibel mit dem iPod Touch der ersten Generation.
3. Die Suchergebnisse waren ausschließlich auf das US-Internet zugeschnitten.
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Nett, danke Microsoft! Gerade wollte ich also die App noch einmal testen – und siehe da: sie ist komplett aus dem App Store verschwunden. Nach kurzer Recherche fand ich den angeblichen Grund: Porno! TechCrunch hatte den Launch der App seinerzeit mit den Worten „Bing Goes The iPhone. Still Great For Porn.“ angekündigt, der Verdacht liegt also nahe, dass Apple mal wieder wegen zuviel nackter Haut den Stecker gezogen haben könnte; da war ja mal die Sache mit der E-Book-App und der Kamasutra-Lektüre und eine einfache Anfrage („porn“) über die Bing-Bildersuche bringt immerhin tatsächlich schmutzige Bildchen hervor.
Bei einigen deutschen Medien wurde diese Annahme dann auch schnell zur unüberprüften Gewissheit. Chip hat dazu eine schöne Fragezeichen-Schlagzeile gebracht („Bing: Wegen Porno-Inhalten aus App Store verbannt?“), ebenso der Tagesanzeiger („Kein Bing mehr auf dem iPhone – wegen Porno?“). OE24 sparte sich das Fragezeichen ganz und stellte kurzerhand fest: „Bing-App fliegt wegen Pornos aus AppStore“. Alle drei Medien beziehen sich übrigens auf das Blog Touch-Mania, das die kühne Vermutung als erstes äußerte.
Ein bisschen Schuld an der Desinformation gebe ich ja Apple, weil dort Presseanfragen grundsätzlich ins Leere laufen und nur dann beantwortet werden, wenn man einen guten Tag erwischt hat. Doch auf der anderen Seite würde ich mir auch wünschen, dass die Berichterstatter hin und wieder selbst die Recherchearbeit übernehmen.
Ich sah mir den oben erwähnten Blog-Post von Microsoft noch einmal genauer an und fand dann dort folgende Zeile:
Zu diesem Zeitpunkt wird Bing für das iPhone nur in den USA voll unterstützt. In anderen Ländern wurden Nutzern teilweise überhaupt keine Ergebnisse angezeigt. Für eine kurze Zeit war die Bing App in internationalen Märkten verfügbar – nun haben wir die internationale Verfügbarkeit eingestellt.
Microsoft möchte in Ruhe an der App weiterarbeiten, um den Übersee-Nutzern irgendwann eine Bug-freie Version zur Verfügung stellen zu können. „Wir entschuldigen uns für die Umstände und hoffen, unseren Support und die Verfügbarkeit der App in künftigen Versionen auf andere Regionen auszudehnen.“ Ja, so ist das. Und liebe XXX-Fans, auf die Information könnt ihr euch glaube ich ebenso verlassen, dann werden auch wieder die Pornobildchen zu finden sein.
(André Vatter)
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking, André C. Vatter und Herr MaschinenMensch, topsy_top20k erwähnt. topsy_top20k sagte: Medien, Pornos und die verschwundene Bing-App http://bit.ly/4VsThK […]
hauptsache mal ins gespräch gekommen. wie heißt es so schön? es gibt keine schlechte publicity. weiterhin: sex sells. 🙂
Zumal die Ergebnisse bei der Suche mit der Bing-App aus Deutschland doch ohnehin gefiltert sind, wie ich hier schon mal geschrieben habe. Aber offenbar schreib jeder nur irgendwas ab, statt einfach selber mal einen Begriff wie „Porn“ einzutippen. Da bekommt man nämlich gar kein Ergebnis. Mit Google auf dem iPhone übrigens schon.
Was ich aber dann schön finde, dass Apple mittlerweile zumindest ein wenig Kulanter mit den App Bewerbungen umgeht. Vielleicht führt es jetzt endlich dazu, dass auch Firmen nachziehen, welche vorher Angst vor den hohen Kosten und der möglichen Ablehnung hatten.