Ich kann mir nicht helfen, aber alles, was Microsoft in letzter Zeit an PR-Marketing betrieben hat, fühlte sich so falsch an: zum Beispiel das grauenhafte „Bingle“, das Friedhofe-der Kuscheltiere-Remake oder der Tanz der dicken Vampire im Apple-Klon-Store. Und doch: Wenn ich ehrlich bin, gebe ich zu, dass die Firma aus Redmond es trotz (oder eben gerade wegen) der Häme und des Spots, mit der sie überschüttet wurde, immer geschafft hat, Aufmerksamkeit auf ihre Produkte zu lenken. Und darauf kommt es letztlich an. Ein neuer Beweis für beides scheint nun Microsofts Idee gewesen zu sein, in einem Kaufhaus in New York Tweets von Usern auf einem großen Display zu veröffentlichen.
Die Story ist die: Microsoft wollte zur heranrückenden Zeit der Besinnlichkeit dem Kunden sein neues Produkt – Windows 7, für die, die es nicht mitbekommen haben – schmackhaft machen. Hierzu wurden im Edel-Kaufhaus Saks Fifth Avenue in New York ein paar Quadratmeter samt Schaufenster angemietet, in eine PC Lounge verwandelt und mit dem neusten, hauseigenen Produkt geschmückt. In das erwähnte Schaufenster wurde ein auffälliges Display gestellt, auf dem Menschen aus aller Welt die Möglichkeit erhalten sollten, ihre Weihnachtsgrüße als Tweets zu veröffentlichen und an die New Yorker Passanten zu richten. Hierzu sollten sie ihre Tweets mit dem Hashtag #HolidayWindows versehen.
Tja. Und dann kam es, wie es kommen musste. Nicht ganz so begeisterte Microsoft-Kunden, Apple-Fans wollten sich die Chance nicht nehmen lassen, ihren Unmut beziehungsweise ihre Abneigung gegen das Unternehmen an exponierter Stelle loswerden zu können. Und wieder einmal drohte eine PR-Strategie des Software-Riesen zu einem Bumerang zu werden.
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Doch offenbar hatten die Verantwortlichen vorgesorgt und sowohl manuelle als auch automatische Filter eingesetzt, um Troll-Tweets mit unerwünschten Inhalt beziehungsweise Schlagwörtern wie „Mac“ rauszukicken: „Die Schaufenster sind das private Eigentum von Saks Fith Avenue. Deswegen setzen wir Filter ein, um sicherzustellen, dass wenn wir sie für Twitter-Feeds öffnen, nur derjenige Content angezeigt wird, den wir für die Öffentlichkeit und das Weihnachtsthema passend finden. Dazu gehören alle Versuche, die Schaufenster mit negativen Kommentaren zuzuspammen, die nicht dem Geist der Feiertage entsprechen“, so ein Sprecher des Kaufhauses.
Zwischenzeitlich wurden zwar Gerüchte laut, wonach es jemandem gelungen sein sollte, sich in das System des Kaufhauses zu hacken und Negativ-Tweets zu posten. Dies wurde aber weder von Saks bestätigt, noch finden sich irgendwelche Beweise dafür im Netz. Es sieht also wieder einmal so aus, als wäre Microsoft mit einer nicht ganz so prickelnden Idee das Kunststück gelungen, für viel Buzz zu sorgen, ohne wirklich ernsthaften Schaden zu nehmen. Oder anders ausgedrückt: Das Unternehmen hat mit der (womöglich als Viral angelegten) Aktion mehr gewonnen, als verloren.
Übrigens, auch wenn es die Schmäh-Tweets nicht ins Schaufenster von Saks geschafft haben, so gibt es sie trotzdem:
(Marek Hoffmann / Foto: Erictric)