Reform des Bologna-Prozesses, Abschaffung sozial ungerechter Studiengebühren, Aufhebung von Zulassungsbeschränkungen: Das sind nur einige der Forderungen, die Studierende im Rahmen ihres bundesweiten Bildungsstreiks an die Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Bildung richten. Ihrem Unmut über die aus ihrer Sicht inakzeptablen Zustände und Entwicklungen im Bildungssystem machen aber nicht nur die Studierenden hierzulande Luft, sondern auch im europäischen Ausland. So wurden in den letzten Tagen und Wochen offenbar bereits über 30 Hochschulen besetzt.
Anders als noch bei den Streiks gegen die Einführung von Studiengebühren, an denen ich selbst auch aktiv teilgenommen habe, spielt das Internet im heutigen Kontext eine viel größere Rolle – und zwar in mehrerer Hinsicht. Zum einen wird Twitter auf vollendete Weise für die eigenen Zwecke instrumentalisiert und genutzt. So können Studierende zum Beispiel den Twitter-Posts von Bildungsstreik folgen, um sich in Echtzeit über die neuesten Erkenntnisse und Veränderungen zu informieren, oder sie benutzen dazu spezielle Hashtags wie #unibrennt. Andererseits dient Twitter aber auch dazu, die Studentenproteste – sogar grenzenüberschreitend – zu organisieren. Die Bloggerin Jana Herwig nennt diese Möglichkeit auf ihrem Blog treffend „Kollektive Organisation in Realtime„.
Darüber hinaus wird das Internet für Live-Streams und eVorlesungen genutzt. Während das Erstgenannte aber noch eher als Instrument von Studierenden angesehen werden muss, mit dem sie sich in Echtzeit und ortsunabhängig in Bild und Ton mit Informationen versorgen beziehungsweise mit diesen versorgt werden, ist Letztgenanntes ein Tool für Studierende. So hat zuletzt ein Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München den Studierenden seine Vorlesung als eVorlesung zur Verfügung gestellt, nachdem im Rahmen der Proteste der größte Hörsaal der LMU besetzt worden war und eine Verlegung der fast tausend Studierenden zeitnah nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre.
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In Zusammenarbeit mit dem noch relativ jungen deutschen Start-Up Lecturio.de, einem Online-Portal für akademische Lehrveranstaltungen, wurde die Vorlesung aufgezeichnet und anschließend für jeden frei zugänglich ins Internet gestellt. Die Idee, Lehrmaterialien und Vorlesungen im Web zu veröffentlichen, ist zwar mitnichten neu. So bietet beispielsweise die Universität Berkeley auf YouTube auf einem eigenen Kanal Aufzeichnungen von unzähligen Vorlesungen aus den verschiedensten Fachbereichen an und in Kooperation mit einigen deutschen Universitäten hat Apple sein Angebot iTunes U gestartet. Erwähnenswert finde ich an dem obigen Beispiel daher auch vielmehr die Tatsache, dass die Möglichkeiten, die das Web 2.0 bietet, so langsam auch in anderen Bereiche des täglichen Lebens vordringen, dort erkannt und genutzt werden. Besonders bemerkenswert finde ich dabei den Umstand, dass die Aktion offenbar ohne größeres bürokratische Gerangel vonstatten ging. Denn gerade diese selbstaufgestellten Hürden sind Schuld daran, dass die heutigen technischen Möglichkeiten oft ausgebremst oder ihrer Attraktivität beraubt werden. Allerdings muss ich an dieser Stelle eine Einschränkung machen. Denn am Horizont ist schon wieder ein Trend zu erkennen, der das oben noch gelobte Verhalten in sein Gegenteil verkehrt: Das Verkaufen von Unterrichtsmaterial zwecks Nebenverdienst.
(Marek Hoffmann / Foto)
Wie man rausgefunden hat, hängen auf so Demos sowieso nur Geisteswissenschaftler rumm. Kein wunder, wenn man nichts zutun hat. Da pushen wieder einige ihr unausgefülltes Leben…
Wir Naturwissenschaftler haben gar nicht die Zeit für den Blödsinn.
@1:
wenn du meinst!
da könnte ich (als geisteswissenschaftler) auch den „wahren“ spruch loslassen:
„kariertes Hemd und Samenstau – wir studieren Maschinenbau!“ 😉
@1:
wenn du meinst!
da könnte ich (als geisteswissenschaftler) auch den „wahren“ spruch loslassen:
„kariertes Hemd und Samenstau – wir studieren Maschinenbau!“ 😉
@blubbblubb Da bin ich froh, dass wir in Österreich soviele Naturwissenschaftler mit unausgefülltem Leben haben, sonst gäbs die Unterstützung eben derer an der Uni Wien, Boku und TU Wien wohl kaum.
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking und Nebenverdienst, Sascha Henke erwähnt. Sascha Henke sagte: Interessante Blogeinträge zum Thema #unibrennt http://bit.ly/3IzTnX und http://bit.ly/3IS4mA […]
Wenn da wenigstens angemessene Punkte auf der Liste stehen würden.
-Studiengebühren abschaffen
(Die bezahlt das Land NRW, wenn es die Eltern nicht können.)
Man ist viel besser dran, wenn die Eltern wenig Geld haben, als Eltern die dem typischen Mittelstand angehören. Bafög etc.
-Zulassungsvoraussetzungen abschaffen
Damit die Durchfallquoten/Abbrecherquoten noch weiter steigen?
Ich bin beim letzten Bildungsstreik in Köln dabei gewesen :
Es waren mehr Schüler da, als Studenten -> Ultra peinlich für eine Stadt wie Köln.
Ich wünschte mir z.B. eine Verbesserung der Lehrpläne im Bachelor. Aber die langzeit Studenten der Fachschaft sind natürlich gegen Studiengebühren – würde mich auch nerven, wenn ich schon 14 Semester dabei wäre und immer noch Scheine vom Grundstudium offen hätte.
also in karlsruhe gibt es kein zeichen von studentenprotesten (eigentlich nur ingenieur studiengänge) und wenn ein hörsaal von der „marxistischen jugendbewegung x y z“ besetzt wird bin ich einer der letzten der sich da dazu setzt!
die eVorlesungen scheitern zumindest bei uns teilweise daran, dass 1. kein equipment zum filmen (in einer qualität dass man auch damit arbeiten kann) vorhanden ist aber auch daran, dass viele Professoren nicht damit einverstanden sind sich filmen zu lassen.
Ich find die Kritik der Studenten ist wirklich gerechtfertigt. Ich bin selbst Student in Kassel und bin richtig enttäuscht vom ganzen System.
Zum Beispiel fängt die VWL Vorlesung um 8:30 an. Man kommt eine Stunde vorher in den größten Hörsaal der Uni und findet keinen Platz – das soll eins der reichsten Länder der Erde sein ? Deutschland kann sich nichtmal leisten seine Studenten ausreichend zu versorgen. Dafür werden aber erstmal ein Paar Milliarden für zweitklassigen Impfstoff gegen die Schweinegrippe ausgegeben, die wie eine ganz normale Saisongrippe ist. Milliarden werden in Entwicklungsländer weggeschickt ( und das finde ich auch richtig) aber selbst kann sich Deutschland nicht Mal ein vernünftiges Bildunssystem aufbauen. Irgendwie ist alles nur lächerlich an der Uni und das schlimme ist, dass es keinen interessiert und dass es keinen Verantwortlichen gibt. Bis sich etwas ändert bin ich eh schon mit der Uni durch.
@ Anatoli
In welchem Semester? Im 1. Semester war unser Vorlesungssaal auch brechend voll, das ebbt dann ab bsis zum 4 Semester. Für die Paar Schnupperstudenten einen neuen Saal bauen?
Wie realistisch ist es das die BolognaReform aufgehoben wird?
Ich finde es gut, dass die Studenten & Schüler auf die Straße gehen. Das Bildungswesen in Deutschland ist unter aller Sau, obwohl wir einer der reichsten Länder sind.
Vilee ärmere Länder geben mehr Geld dafür aus. Dabei sind wir ein Dichter- und Denkerland was von Innovationen lebt. Doch vergessen wir, dass die nicht aus dem Boden wachsen.
Es muss was getan werden. Hoffentlich sehen das die Politiker bald auch ein….
@rob: Es gibt auch schlimmere Länder … und der Staat sollte mal überhaupt zusehen nen soliden Haushalt vorlegen zu können.
@Marek: Dank Dir für den Kommentar … und *schämmichselbst*
@Andre V“E“tter: dammed .. sorry! Mir wirds nie wieder passieren .. hoffe ich .. 😉
[…] Bildungsstreik 2.0 Von Jessica Einspänner, am Dienstag, 17. November 2009, 11:34 Uhr Am heutigen Dienstag finden in vielen Universitäten in der Bundesrepublik Proteste der Studierenden statt. Mit dem sogenannten Bildungsstreik werden bessere Studien- und Bildungsbedingungen sowie mehr Transparenz der Bildungspolitik gefordert. Das Social Web bietet den aktiven Protestierenden sowie den interessierten Studis, die über den aktuellen Stand auf dem Laufenden halten wollen, eine bestmögliche Interaktions- und Informationsplattform. Mehr dazu gibt’s in unserem Blick des Tages vom 17.11.2009! […]
@blubb: Ihr Natuwissenschaftler habt auch nicht den gleichen Anspruch an eine Universität. Studieren heißt reflektiert und kritisch Wissen erwerben, sich in jede Richtung bilden und genau in die Themengebiete eintauchen, die einen interessieren. 6 Semester Bachelor zwängen Geisteswissenschaftler ein wie ein Korsett – Deutschland, das Land der Dichter und Denker. Wenn alle so denken würden wie du, dann wäre dieses Land ohne unser einzig wahrhaftes Kulturgut und wir würden den ganzen Tag rumsitzen und Formeln, Produktionsprozesse und ähnlich vorgegebenes Wissen pauken und wiederkäuen. Wissenschaft lebt auch von Irrtum und Fehlern, von Querdenkern und Freigeistern, die nicht alles hinnehmen, was ihnen aufgezwungen wird. Abgesehen davon bedeutet Demokratie auch Meinungspluralismus und Streikkultur ist etwas fundamental wichtiges, besonders in jungen Jahren.
Wenn du dich einspannen lassen willst – bitte! Aber hab Verstädnis dafür, dass sich manch einer nicht zu Produkten einer Ausbildungsfabrik machen lassen möchte. Ökonomisierungsgedanken haben an der Uni nichts zu suchen. Und jetzt geh‘ schnell schnell wieder lernen!!! DIE WIRTSCHAFT BRAUCHT JUNGE, STREBSAME ARBEITSKRÄFTE, DIE SICH DEN ARSCH AUFREISSEN UND DIE FRESSE HALTEN!!
Schade das eure Seite offenbar ruht!? Finde ich informativ auch wegen der „netten“ Kommentare.
Grüße vom Rhein
Thomas
@Frank: Wessen Seite meinste denn damit, Frank?